integrationsgipfel : Berlin ist schon weiter
Hin- und hergerissen sind die Vertreter der Berliner Migrantenorganisationen in der Beurteilung des heute erstmals stattfindenden Integrationsgipfels. Dass mit dem Treffen Migrationspolitik tatsächlich endlich zur „Chefinnensache“ wird, begrüßen die meisten. Dass es sich dabei in erster Linie um einen Akt symbolischer Politik handeln könnte, befürchten ebenso viele – und zwar oft ein und dieselben Personen.
Kommentarvon Alke Wierth
Ihr Misstrauen ist berechtigt. Zu oft und zu lange haben Vertreter der Migrantenorganisationen die Erfahrung gemacht, dass man ihre Meinung zwar anhört – bei der Gestaltung praktischer Politik dann aber unberücksichtigt lässt. Dies anders zu gestalten, ist schwer, solange große Teile der zugewanderten Bevölkerung aus politischen Prozessen mangels Wahlrecht oder sonstiger Möglichkeit zu gesellschaftlicher Teilhabe – wie Arbeit – ausgeschlossen bleiben.
Berlin hat gute Möglichkeiten gefunden, das Problem zu lösen: mit dem Integrationsbeirat auf Senatsebene, der Vertretern der Migrantengruppen die Möglichkeit zu aktiver Mitgestaltung der Landespolitik bietet. Oder auch mit dem Quartiersmanagement in den Bezirken, das auf lokaler Ebene Zuwanderer immer mehr in politische und gesellschaftliche Entscheidungsprozesse einbindet.
Es bleibt zu hoffen, dass die Bundesregierung das heutige Treffen nicht bloß dazu nutzt, den anwesenden Migrantenvertretern ihre Interpretation von Integration zu diktieren. Wenn der Gipfel für Berlin auch kaum neue Anregungen bringen kann – misslingt er, kann viel kaputtgehen.