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Berlin ist die Hauptstadt der Brandstifter

■ Weit über 6.000 Brandstiftungen werden jährlich verübt. Mit einer Aufklärungsquote von 15 Prozent bleiben die meisten Täter jedoch im dunkeln. 40 Prozent der Verdächtigen sind unter 14 Jahren

In keiner deutschen Großstadt werden so viele Brandstiftungen verübt wie in Berlin. „Es riecht brenzlig“, beschreibt Kriminalhauptkommissar Werner Breitfeld die sich zuspitzende Lage. Im vergangenen Jahr rückte die Feuerwehr 13.112mal zum Löschen aus, 1995 „nur“ 11.752mal.

Oft sind Unfälle, technische Defekte und Unachtsamkeit die Ursache, häufig aber auch vorsätzliche Brandstiftung. 1996 haben die für unpolitische Brandkriminalität zuständigen Brandkommissariate in rund 6.000 Fällen ermittelt. Die Aufklärungsquote ist mit 15 Prozent jedoch sehr gering. Von den rund 800 im vergangenen Jahr ermittelten Tatverdächtigen waren 40 Prozent unter 14 Jahre. Daß die Mehrzahl der Brände in Ostberlin verübt wird, führt Breitfeld auf ein „anderes Verhältnis zum Eigentum“ zurück. Am meisten wird im sozialen Nahraum, in Hausfluren, Kellern und auf Spiel- und Parkplätzen, gekokelt. Müllcontainer und Telefonzellen sind besonders beliebt. „Brandkriminalität ist ein Unterschichtsdelikt“, sagt Breitfeld. „Reiche haben es nicht nötig, Feuer zu legen.“ Einzige Ausnahme: Brandstiftung als Versicherungsbetrug. Nur ein knappes Prozent der Feuer werden mit Betrugsabsichten gelegt, der Schaden ist aber immens.

Rund 25 Prozent der Tatverdächtigen sind Wiederholungstäter, ein Viertel davon schuldunfähige Serientäter mit psychischen Problemen. Meistens weiden sie sich am Anblick des Feuers, rufen zum Teil sogar die Polizei und löschen mit. Brandstiftung ist ein Männerdelikt. Der Frauenanteil liegt bei 10 Prozent. 1992/93 hätten im Ostteil der Stadt jedoch auffällig viele Serientäterinnen im besten Frauenalter gezündelt, nachdem sie durch die Wende ihre Arbeit verloren hatten, erinnert sich der Kripobeamte. Die Brandkommissariate hätten in der Weihnachtszeit deutlich mehr als sonst zu tun, weil die Zahl der Brandstiftungen als Ausdruck von Vereinsamung und fehlenden sozialen Bindungen ansteige.

Feuer übt auf den Menschen von jeher eine große Fazination aus. „Wir sind alle Pyromanen, aber nicht alle Brandstifter“, sagt Breitfeld, der selbst nichts Schöneres kennt, als am Feuer zu sitzen und Würstchen zu grillen. „Feuer vermittelt Geborgenheit. Aber Nestwärme haben die vom Leben stark benachteiligten Serientäter in der Regel nicht genossen.“ Plutonia Plarre

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