Berlin-Brandenburger Flughafen: Was sind schon Jahre?
Nächste Schlappe fürs Krisenprojekt Hauptstadtflughafen. Es besteht die Sorge, dass er auch 2015 nicht eröffnet wird. Die Kritik an Flughafen-Chef Mehdorn ist unüberhörbar.
POTSDAM dpa | Bei der Fertigstellung des neuen Hauptstadtflughafens drohen neue Verzögerungen bis 2016. Wegen der Rückschläge bei dem stockenden Milliardenprojekt wurde Kritik an Chefmanager Hartmut Mehdorn laut.
An diesem Donnerstag will sich Mehdorn mit Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der Flughafen-Aufsichtsratsvorsitzender ist, und Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) treffen. Das wurde unter anderem am Montagabend in einem Schreiben des Flughafen-Chefs an die brandenburgische Regierung bekannt.
Der neue Hauptstadtflughafen kann möglicherweise erst 2016 in Betrieb gehen. Das sei bei weiteren unvorhergesehenen Ereignissen zu befürchten, schrieb Flughafenchef Hartmut Mehdorn in dem Brief. Er kritisiert darin die zuständige Luftfahrtbehörde dafür, dass sie die Schallschutzvorgaben für die geplante Sanierung der nördlichen Start- und Landebahn kurzfristig verschärft und Verzögerungen ausgelöst habe. Der Flughafen verschiebe den Sanierungsbeginn deshalb von diesem Juli in den März 2015.
Die Grünen-Fraktionschefin im Berliner Abgeordnetenhaus, Ramona Pop, kritisierte: „Mehdorn hat bislang keinen einzigen Erfolg vorzuweisen. Er hat bislang Nebelkerzen geworfen, anstatt sich auf die Fertigstellung des BER zu konzentrieren. Der Aufsichtsrat kann das nicht länger aussitzen.“
Sondersitzung des Flughafen-Ausschusses
Es müsse die Wahrheit auf den Tisch, wie schlimm es um den Flughafen-Bau bestellt sei. „Wir fragen uns mit großer Sorge, ob Flughafengesellschaft und Aufsichtsrat das Chaos überhaupt noch in den Griff bekommen können.“
Die Oppositionsfraktionen im brandenburgischen Landtag beantragten „aufgrund des dringenden Klärungsbedarfs“ eine Sondersitzung des Flughafen-Ausschusses am Donnerstag. Das teilte der infrastrukturpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Rainer Genilke, am Montagabend mit. „Wir erleben erneut eine Rolle-Rückwärts beim Flughafen BER“, kritisierte er. Der Flughafen werde noch erheblich teurer, und eine Eröffnung vor 2016 sei höchst unwahrscheinlich.
Noch im Januar hatte Mehdorn versichert, alles für eine Inbetriebnahme des Flughafens im Jahr 2015 zu tun. Doch schon in der vergangenen Woche sagte er den für Juli geplanten Testbetrieb in einem Seitenflügel des Terminals ab. Der Flughafenchef verwies auf mangelnde Unterstützung im Aufsichtsrat.
Die Nordbahn übernimmt der neue Flughafen vom benachbarten alten Flughafen Schönefeld. Sie muss aber saniert werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Wissenschaftlerin über Ossis und Wessis
„Im Osten gibt es falsche Erwartungen an die Demokratie“
Armut in Deutschland
Wohnen wird zum Luxus
Ansage der Außenministerin an Verbündete
Bravo, Baerbock!