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Berieselung gern auf Deutsch

von STEFFEN GRIMBERG

Und der Gewinner ist – wieder einmal RTL. Die Nummer eins auf dem deutschen Fernsehmarkt wird auch von der türkischen Bevölkerung in Deutschland am häufigsten eingeschaltet. Wie die teutonischen Ureinwohner nutzen sie den Sender der Unterhaltung wegen. Wenn es um Nachrichten geht, sieht die Statistik schon ganz anders aus: Wo der gemeindeutsche TV-Zuschauer nach wie vor „Tagesschau“ und „heute“ den Vorzug gibt, zappen die Deutschtürken ganz überwiegend in türkischsprachige TV-Programme oder greifen zu türkischen Zeitungen.

Dennoch: Die rund 2,4 Millionen in Deutschland lebenden Menschen türkischer Herkunft nutzen deutschsprachiges Fernsehen, Radio und Tageszeitungen weit häufiger, als bisher angenommen. Und fast die Hälfte von ihnen greift gleichermaßen zu deutschen und türkischen Medien.

Wer sich allerdings intensiver mit der gestern in Berlin präsentierten Studie des Bundespresseamtes über „Mediennutzung und Integration der türkischen Bevölkerung in Deutschland“ auseinander setzt, findet neben diesen Hauptergebnissen deutlich differenziertere Erkenntnisse: Vor allem bei jüngeren Deutschtürken stehen deutsche Medien erwartungsgemäß höher im Kurs – dennoch interessieren sich fast zwei Drittel der unter 30-Jährigen auch für Ereignisse in der Türkei, über die sie in deutschen Medien kaum etwas erfahren.

Auch wenn viele Einzelaussagen der ersten umfangreichen Untersuchung von Mediennutzung und Integrationspotenzial der türkischen Minderheit der weiteren Auswertung bedürfen und jetzt vor allem regionale Erhebungen folgen müssen: Die Studie schafft erstmals eine brauchbare Grundlage für die aktuelle Diskussion um Zuwanderung und Integration in Bezug auf die größte Migrantengruppe der Bundesrepublik. „Trotz der intensiven öffentlichen Debatte über die soziale Lage [. . .] und den Grad ihrer Integration in das gesellschaftliche, kulturelle, ökonomische und politische Leben in Deutschland“, so die Autoren um den Potsdamer Medienforscher Hans-Jürgen Weiß, liegt hierüber bisher nämlich „relativ wenig gesichertes Wissen“ vor. Die Befragung von über 1.800 Deutschtürken, im Herbst vergangenen Jahres von zwei renommierten Instituten durchgeführt, kann also erst ein Anfang sein. „Unsere Ergebnisse belegen, dass die große Mehrheit der Türkinnen und Türken, die in Deutschland leben, hier beruflich und sozial viel stärker verankert ist, als landläufig diskutiert wird“, sagte Mitautor Joachim Trebbe von der Freien Universität Berlin.

Generell steht in Sachen Mediennutzung das Fernsehen an erster Stelle – und zwar das Programm deutschsprachiger Sender. Die Öffentlich-Rechtlichen liegen abgeschlagen auf den hinteren Plätzen (siehe Grafik). Etwas weniger nutzen die in Deutschland empfangbaren türkischen TV-Kanäle, und auch hier sind nicht unbedingt die Nachrichtensendungen die erste Wahl, sondern wiederum Unterhaltungsware.

Meinungsmacher in der Community sind weiterhin die türkischen Zeitungen, auch wenn deutschsprachige Blätter vor allem bei den Jüngeren im Kommen sind und die „Heimatpresse“ als Leitmedium ablösen: Sie greifen neben der Bild-Zeitung vor allem zu regionalen Titeln. Um rund 100.000 Exemplare ist die Auflage der türkischsprachigen Zeitungen in Deutschland seit 1999 zurückgegangen, schätzt das Essener Institut für Türkeistudien. Der noch unangefochtene Marktführer, die nationalistische Hürriyet, will den Trend stoppen: Ab September erscheint ihre Europa-Ausgabe mit einer neuen Seite – auf Deutsch.

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