Bericht zum Breitscheidplatz-Anschlag: Merkels Umgang mit Angehörigen
Ein Jahr nach dem Anschlag fordert der Opferbeauftragte Kurt Beck in seinem Abschlussbericht schnellere Infos und höhere Entschädigungen für Hinterbliebene.
Angehörige der Opfer hatten Merkel scharf kritisiert, weil sie sich bislang nicht mit den Hinterbliebenen getroffen hatte. Ein Treffen ist nun für den 18. Dezember geplant. Am Dienstagabend besuchte Merkel unangekündigt den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz und sprach dort unter anderem mit Schaustellern und Polizisten, wie Regierungssprecher Steffen Seibert twitterte.
Am 19. Dezember 2016 hatte der Tunesier Anis Amri einen Lastwagen in die Buden an der Gedächtniskirche gelenkt. Zwölf Menschen starben, mehr als 60 wurden verletzt. Amri wurde vier Tage später bei Mailand erschossen.
Der von der Bundesregierung als Opferbeauftragte eingesetzte Beck äußerte Verständnis für die Kritik an Merkel. „Ich verstehe den Ärger“, sagte er der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Er sei vor allem deshalb entstanden, weil die Menschen gesehen hätten, wie Frankreich, aber auch andere Staaten mit Hinterbliebenen von Terroropfern umgehen.
Anlaufstellen am Tatort
Beck hatte sich bereits in einem Zwischenbericht für eine zentrale Anlaufstelle bei terroristischen Attentaten ausgesprochen und die Höhe der Entschädigungszahlungen als zu niedrig kritisiert. Eheleute erhielten für den Tod des Partners 10.000 Euro, Geschwister eines Getöteten 5.000 Euro, sagte der Opferbeauftragte der Zeitung. „In anderen europäischen Ländern sowie in Amerika und Israel gibt es zum Teil deutlich höhere Leistungen“, erläuterte Beck. Deutschland müsse nachziehen, höhere Beiträge unabhängig von der Nationalität des Opfers seien nötig.
Nach einem Bericht der Zeitungen der Funke Mediengruppe enthält Becks Bericht, den er in Berlin dem Bundeskabinett vorlegt, acht Änderungsvorschläge für den Umgang mit Betroffenen von Terroranschlägen. So empfehle er unter anderem auch die Einrichtung von Anlauf- und Betreuungsstellen unmittelbar am Tatort, um die Hinterbliebenen möglichst früh zu informieren.
Justizminister Maas sagte den Funke-Zeitungen: „Die Vorschläge von Kurt Beck sollten zügig umgesetzt werden, um zentrale Strukturen auf Bundesebene zu schaffen.“ Maas sprach sich für eine Koordinierungsstelle in einem Ministerium aus, um im Falle eines künftigen Anschlags Opfern sofort einen direkten Ansprechpartner auf Bundesebene an die Seite zu stellen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Macrons Krisengipfel
Und Trump lacht sich eins
Maßnahmenkatalog vor der Bundestagswahl
Grünen-Spitze will „Bildungswende“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA und Russland besetzen ihre Botschaften wieder regulär
Frieden in der Ukraine
Europa ist falsch aufgestellt
Die Neuen in der Linkspartei
Jung, links und entschlossen
Gentrifizierung in Großstädten
Meckern auf hohem Niveau