Bericht zu IT-Sicherheit: Enorme Bedrohung im Cyber-Raum
Ransomware und Attacken auf die Verwaltung: Der BSI-Lagebericht bescheinigt digitalen Systemen eine hohe Verletztlichkeit.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), deren Ministerium das BSI unterstellt ist, verwies auf eine anhaltend hohe Bedrohungslage und Cyberattacken mit Blick auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Dies erfordere eine strategische Neuaufstellung und deutliche Investitionen in Cybersicherheit, erklärte Faeser. Man wolle noch in dieser Legislatur die Cybersicherheit auf ein neues Level heben. Zentral ist dabei auch, dass das BSI zur Zentralstelle wird. Und: Der Ausbau und die Erneuerung von Netzen und IT-Systemen der Verwaltung, die Stärkung der Sicherheitsbehörden zur Verfolgung von Cybercrime sowie die Verbesserung der Abwehrfähigkeiten gegen Cyberangriffe.
Wie verletzlich die IT-Strukturen in Verwaltungen sind, zeigte im Juni 2021 ein Fall in Anhalt-Bitterfeld auf besonders eindrückliche Weise. Die Kommune hatte nach einem Cyberangriff und dem Ausfall der Verwaltungssysteme den Katastrophenfall ausgerufen. Erstmals in der deutschen Geschichte. Monatelang konnten beispielsweise Sozialleistungen nicht ausgezahlt werden.
Dem Bericht zufolge gelten Ransomware-Attacken auf Firmen, Universitäten und Behörden als größte Bedrohung. Ziel der Attacken ist es, Lösegeld zu erpressen. „Die Bedrohungslage im Cyberraum ist angespannt, dynamisch und vielfältig und damit so hoch wie nie“, teilte BSI-Vizepräsident Gerhard Schabhüser mit. In einer digitalisierten Welt hänge das Wohlergehen der Bevölkerung stärker als jemals zuvor davon ab, wie gut man gegen IT-Sicherheitsvorfälle gerüstet sei. „Wir dürfen beim Thema Cybersicherheit keinen Deut nachlassen.“
BSI-Chef-Position weiter nicht besetzt
Der BSI-Lagebericht hätte eigentlich schon vor knapp zwei Wochen veröffentlicht werden sollen. Der Termin wurde aber abgesagt, da der damalige BSI-Chef Arne Schönbohm sich Vorwürfen ausgesetzt sieht, die im Kern problematische Kontakte nach Russland beinhalten. Schönbohm hatte den Cybersicherheitrat Deutschland e. V. mitgegründet. Ihm wird zur Last gelegt, dass er möglicherweise weitere Kontakte zu dem Verein unterhält. Bundesinnenministerin Faeser stellte Schönbohm frei. Die Nachfolge ist bisher noch nicht geklärt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Armut in Deutschland
Wohnen wird zum Luxus
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?
Desaströse Lage in der Ukraine
Kyjiws Wunschzettel bleibt im dritten Kriegswinter unerfüllt
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt