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Bericht einer AussteigerinKein Urlaub, kein Sabbatjahr

Ich bin 28 Jahre alt und lebe vom Arbeitslosengeld. In einem Land, in dem andere Urlaub machen. Ich hatte Lust dazu. Und es ging nicht anders.

Keine Pause, um wieder zurückzukehren – sondern die Sehnsucht nach einer selbst bestimmten Ruhe, aus der heraus sich alles neu ordnet. Bild: table / photocase.com

Ich gehe am frühen Abend in den Tabakladen am Ende der Straße. Die Lust am Rauchen ist größer geworden hier draußen. Die Türen sind verschlossen. Es ist also Montag. Der erste Werktag in der Woche ist so gut wie vorüber, und ich: habe lediglich die Sonne wandern gesehen.

Es ist nicht so, dass ich immerzu nichts tun würde, seitdem ich mich freiwillig aus dem Erwerbsleben, der Arbeit, meiner Funktion verabschiedet habe. Doch ohne Funktion schwindet der Alltag nur allzu schnell in Routinen wie Körperpflege, Schlafen, Wachsein, Kaffee aufsetzen. Dazwischen ist jeder Tag so anders wie das Meer hier draußen. Mal brodelt es vor Betriebsamkeit und treibt das Wasser bis auf die Promenade, mal verschmilzt der Horizont in einem trüben lethargischen Blau aus Meer und Himmel.

Ich musste jetzt zwei Zigaretten lang darüber nachdenken, warum so eine Naturanalogie nicht bloß dem Zweck dient, hübsch lyrisch zu klingen. Womöglich, weil sich mein derzeitiges Leben manchmal wie eine Naturgewalt anfühlt. Denn für die Kapitulation gibt es keine Ratgeberlektüre. Ich ergebe mich jedem Tag, bin allein mit meinen Zweifeln, aber beschwere mich nicht mehr. Mal ist es pur, mal zerstörerisch. Doch es ist immer so wie noch nie.

Ich bin 28 Jahre alt und habe vor vier Monaten gekündigt, weil ich Lust dazu hatte. Oder weil ich nicht anders konnte. Das wechselt. Ich will keine neue Festanstellung, es gibt keinen Masterplan. Ich kann es mir nicht leisten, aber ich mache das jetzt so. Seither lebe ich in einer Wohnung, deren Möbel mir nicht gehören, in einem Land am Rande der Eurozone, dessen Sprache ich nicht spreche. Ich muss hier sein – jedenfalls überall, nur nicht in Deutschland.

Illegale Auswanderin

Denn es ist nicht allein die Lust auf den Karriereknick, die mich reizt, sondern vielmehr die Sehnsucht nach einer selbst bestimmten Ruhe, aus der heraus sich alles neu ordnet, weil es aus einem reinen Instinkt und wahrhaftigem Willen entspringt. Dafür brauche ich das Exil. Ich bin eine illegale Auswanderin. Das Geld, das ich für Essen und Zigaretten ausgebe, ist kein Gehalt – sondern mein Arbeitslosengeld.

Studiert, Journalistin geworden, Traumberuf bei der Zeitung, Termin-, Kreativ- und Profilierungswahn – yeah! Dann das Angebot aus der Politik: Eine deutsche „Volkspartei“ will eine Journalistin mit externem Blick, für ihr kommendes großes Kommunikationsprojekt. Schluss! mit dem trainierten Politiker-Bla!, das die Leute! da draußen allenfalls noch über die Verballhornung! in der TV-Satire! erreicht!

Frisch, ein Neustart, eine neue Abteilung für Millionen von Euro, mit neuen Freiheiten, neuem Personal, Demokratie at its best. Als einzige Frau im Team, alles auf Anfang – Moment bitte: Das Treffen mit dem Industrieverband Oer-Erkenschwick müssen wir bringen, Leute, da hilft nichts. Wir haben einen Top-Mann aus dem Parteiapparat. Der ist schon so lange dabei und wartet auf eine echte Chance.

Wir schwitzen, wir brüten, wir sind auf dem richtigen Kurs, sagt der Top-Mann von der Abteilungsleitung. Ein fresher Typ und unabhängig, Parteimitglied, ein Bombenjournalist vom Bad Beutelsbach Observer. Ich bin einem Polittheater aufgesessen, das Relevanz nur behauptet. Weil alles andere Mut verlangen würde. Man führt das große Wort Mut gern im Mund, aber ernst nimmt man es nicht.

Alles andere ist ernster. Ich kündige. Bin ja noch jung und unschuldig. Was soll’s. Heiter weiter. Die Kommunikationsagentur sendet Signale, auch die alte Redaktion nähme mich wohl zurück. Und wenn das beides nicht, dann: irgendwas. Geht immer. Aber irgendwas war anders jetzt.

Wir nennen es Burn-out

Beschließe: Ich will kein Rädchen mehr sein in dieser bleiernen Maschinerie, die presst, hebelt, ächzt und druckt, aber nur weiße Blätter auswirft. Ein Triebwerk, das konstant rattert und dabei wie geschmiert die Jugend überfährt, noch jede Reform in Tortendiagramme deformiert und die Risse im Beton mit immer neuem Altherren-Speichel zukleistert. Wir nennen es Burn-out.

Ich ließ mir das von meiner Hausärztin bescheinigen. Mit Kündigungsschreiben und Attest in einer ordentlichen Kunststoffmappe verpackt, ging ich zur Bundesagentur für Arbeit, meldete mich „arbeitssuchend“ – und verließ das Land. Ich bekomme ALG I, schreibe Bewerbungen mit Berliner Absender. Die den Wunsch einer Zukunft in geregelten Verhältnissen vortäuschen. Ich lese die Bücher, die ich in den letzten fünf Jahren nur bis Seite 80 lesen konnte, und bin geringfügig über die Weltlage informiert. Ticke ich noch ganz sauber?

Was bilde ich mir denn ein, einfach so das gutdeutsche Arbeitslosengeld am Rande der Eurozone auszugeben? Gelebte Aufbauhilfe? Und wenn das jeder …? Würde das, was ich hier gerade mache, mit der Wucht einer Massenbewegung in die Auflösung der politisch gemachten Werte, also der Pflicht zur Arbeit, führen. Ich muss mir nicht wünschen, dass doch einer mal ein Modell entwickelt. Das Internet ist voll davon. Doch solange es eben nicht von den politischen oder sonstigen Eliten gewollt ist, nehme ich den Hinterausgang.

Das Pamphlet in meinem Kopf ist geschrieben: Ich glaube nicht mehr an den Staat und an seine drei bis vier Säulen der Macht, die einmal dem Zweck dienen sollten, Freiheit und Gleichheit zu sichern. Denn wie hatte meine Frau Merkel schon vor Jahren befohlen: „Ohne Wachstum ist alles nichts.“

Ohne Not wähle ich Nichts

So ist es also, der Kapitalismus hat uns in der Mangel. Und ohne Not wähle ich Nichts. Denn als ein Opfer des Systems will ich mich nicht sehen. Ich möchte meine Karriere an dieser Stelle als gescheiterte Risikoinvestition betrachten und mich mit einem kleinen Rettungspaket verabschieden. In einer Zeit, in der offensichtlich jener Wahnsinn regiert (in mir, in allen), der Demokratie und Sozialstaat auf konstanter Sparflamme abzuköcheln gedenkt, während der Panzerwagen vorm Kanzleramt gewienert wird, will ich mir genau überlegen, wo und wie es sich besser auf den Tod warten lässt.

Ich bin nicht depressiv. Aber: Ich bin schon immer ein sehr ernsthaftes Kind gewesen. Sagt meine Mutter. Und ich bin so gelangweilt. Alle Durchhalteparolen sind wirkungslos. Ich will mich nicht im Establishment durchbeißen. Und so verzichtete ich leise auf den restlichen Teil der Reise.

Einige Leute in meinem Umfeld lasse ich in ihrem Glauben zurück, dass das hier das „schöne Leben“ sei. Nichts tun müssen an einem Ort, wo andere Ferien machen? Ist ja superschön! Ich will sie keine Kraft mit Verständnis für Erklärungen kosten, was es macht und bedeutet in dieser Blase inmitten einer fremden Normalität, in dieser vorläufigen Melancholie zu leben, in Bescheidenheit auf die Inspiration zu lauern, ohne entsetzlich bemüht weit reichende Pläne zu schmieden. Superschön ist vielmehr die Freiheit, auf den Moment warten zu können, das vermeintliche Paradies wieder zurückzulassen zu wollen.

Doch egal, wie schrecklich ähnlich die Funktion vielleicht wieder sein wird, in der ich eines Tages landen werde, weil mir einfach nichts Besseres eingefallen ist oder alle ausgeheckten Pläne scheitern, weiß ich genau, dass nichts so sein wird, als wäre nichts gewesen. Das ist hier kein Urlaub, und auch kein Sabbatjahr. Ich mache keine Pause von etwas, um wieder zurückzukehren. Ich bin nicht krank, ich bin diagnostiziert. In ein paar Wochen reise ich nach Tripolis. Systemwechsel gucken.

Name der Autorin geändert.

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76 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • SH
    S. Hermann

    Ja, Arbeit bedeutet gebraucht zu werden.

    Gebraucht zu werden von einem System in dem ich meine Wünsche und Bedürfnisse wiederfinde.

    Wenn ich in einem kreativen Beruf arbeite trifft das möglicherweise zu.

    Wenn ich aber Abseits dieser Linie stehe bzw in einem Beruf arbeite der dem nicht entspricht dann ist dieses Argument falsch. In den Köpfen der Menschen gibt es eine Klassengesellschaft, gute Jobs vs schlechte Jobs, gut bezahlte vs schlecht bezahlte, Jobs mit Prestige und einfache Jobs.

    Wer wagt es eigentlich zu beurteilen welche Arbeitszeit wertvoller ist als die eines anderen Menschen?

    Ist ein Mann wertvoller als eine Frau? Warum bekommen dann Männer höhere Gehälter?

    Ist das archaische von Hierachien verstaubte System füer mich das richtige?

    Jeder Konsument bzw jeder Produzent muss sich seiner globalen Verantwortung bewusst sein.

    Dazu gehört es Fragen zu stellen und neue zeitgemäße Antworten zu finden.

    Es ist an der Zeit frischen Wind ins Land zu bringen um die verstaubten Politik u. Manager Etagen mal kräftig wachzurütteln.

    Ich arbeite an mir. Jeder muss an sich arbeiten, sich durchzusetzen für das richtige gehört da natürlich dazu. Im kleinen,im privaten Umfeld, Familie, Freizeit aber auch im Beruf.

    Viele haben Angst ihre Meinung zu sagen, mit der Meinung alleine dazustehen und diskreditiert zu werden. Einige Versagen oder vierlieren den Mut weil sie einfach keine Lust auf diese kleinen Machtspielchen im Establishment haben.

    Diese archaische Hierarchie frißt die Menschen auf. Politische und Unternehmerische Handlungen die offensichtlich nur dem Wachstum dienen und den Menschen und ihre persönlichen Beziehungen weltweit nicht miteinzubeziehen sie sogar von uns entfernen lassen und sichtlich auch noch dabei leiden.

    Das ist die Natur des Menschen. Der stärkere gewinnt.

     

    Zwei Zitate noch:

     

    Arbeit um der Arbeit willen ist wider der menschlichen Natur. John Locke

     

    Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.

  • WB
    Wolfgang Banse

    Neue Sichtweise

    Arbeit bedeutet gebraucht zu werden,seine Kenntnisse und Fähigkeiten im Arbeitsprozess anwenden und umsetzen,dies trifft auf einen überwiegenden Teil der Bevölkerung in der Bundesrepublik-Deutschland zu.Das Selbstwertgefühl gebraucht zu werden,sein erlangtes Wissen,Fachwissen unter Beweis zu stellen und Geld zu verdienen,statt Auszeit, Sabbatjahr nehmen,die Berufswelt,Berufwelt sein zu lassen

  • S
    son

    Ist doch schön wenn auch solche Phasen durch staatliche Hilfe unterstützt werden.

  • CG
    Claudia Gersdorf

    Absolut inspirierende Ehrlichkeit und endlich mal der Mut, der schon längst überfällig ist in unserer Generation!! Bravo. Das zeigt mir, ich bin nicht allein und sollte keinesfalls aufhören, zu kämpfen. Oder gar mich für eine Welt verändern, die ich doch verändern will!! Résiste et prouve que tu existe!!!

  • KS
    Karl Sonnenschein

    @FRITZ

    "Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen"

     

    Huhu, aufwachen, es ist 2012 nach Christus.

  • M
    Michel

    super bei trag, ich habe eine aus zeit genohmmen ohne zu wissen wie lange sie geht. sie war 6monate und gelernt habe ich so viel wie 10jahre in deutschland vor sich hin leben. sollte jeder mal machen.

    geh durchs leben als wärst du noch ein kind

    grüße aus deutschland

  • T
    Teresa

    Ich kann das sooo gut nachvollziehen!

     

    Ich bewundere diesen Schritt, den doch im Grunde viele von uns schon mal machen wollten und im Grunde bereuen werden, es nie getan zu haben.

    Ich hoffe, sie finden, was Sie suchen. Da draußen.

    Und viel Glück für die Zukunft.

  • G
    gesche

    dieses system funktioniert nicht aufgrund von ökonomischen fakten (das sowieso nicht), sondern auf emotionen der angst und der scham, die uns dazu antreiben immer weiter mit zu machen, um nicht den status, und damit unseren wert zu verlieren. mitmachen heißt, jeden möglichen scheiß als arbeit anzunehmen, und wenn es um qualifizierte stellen geht, sich den arsch sonstwie aufzureißen um als leidenschaftlich-kreative-high-potential in erwägung gezogen zu werden.

    da mal beiseite zu treten, ist eine gesunde reaktion.

    mache ich auch grade, und ich weiß auch nicht wie es weitergehen wird.

    vielleicht mit dem nächsten finanzcrash?

  • E
    Ehrensoldempfänger

    So handelt jeder Otto-Normalverbraucher In diesem Land, wohinter Gesellschaftsverhältnisse stehen, werde ich nicht geliebt und geachtet, weil ich da bin. Mein Glück muss ich mir durch überwinden künstlicher Hürden und beschränkungen überwinden - womit der wahre Reiz, die wahre Motivation und der wahre Sinn von "ARBEIT" als Auseinandersetzung mit der natürlichen Gegebenheit und Umgestaltung der Verhältnisse zu besserem Wohlbefinden (meinerseits oder frei tauschend/beitragend und einsichtig helfend für andere) dadurch ausgeblendet wird. Ich will ja nicht die künstlichen Zwänge einhalten, will den kürzesten Weg gehen, Umwege werden nicht gedankt, oder nur belächelt, wenn sie nichts einbringen in EURO.

    Natürlich mache ich es mir dann einfach. Als halbwegs zufriedener mache ich mein Ding weiter. Als einer mit guter Aussicht, entschließe ich mich zum nächsten Karriereschritt, auch auf Kosten anderer, die auf indirekte und über Ländergrenzen entfernt perfide Abhängigkeiten dadurch klaren Nachteil haben. Als rausgeworfener, auf den man mit Fingern zeigt, suche ich andere Schuldige und zocke das zuvor von mir eingezahlte ALG wieder ab. Als Hartzer mahc ich's wie ein Unternehmer im Meer der vielen: die Arbeitsagentur ist mein Kunde. Sie zahlt, bei dem einen für mehr ehrenamtlich-gemeinnütziges, elterlich verantwortungsvolles dasein, bei dem anderen zur Befriedigung seiner eigenen Bedürfnisse, auch wenn dise mitunter in Teufelskreisen enden. Auch Leute mit wenig Geld wollen sich genau wie jeder reiche Mensch doch nur "ein schönes Leben machen".

    Wie sähe es da aus, wenn wir ein bedingungsloses Grundeinkommen hätten, und diese ganze Diskussion überflüssig wäre? Weil ein Wirtschaftliches Existenzrecht NORMAL ist und dessen Fehlen naturbedingt revolutionen, Forderungen und Ellenbogentaktik aufkommen lässt!

    Ich hätte mit BGE mehr Zeit zu arbeiten an anderen Dingen, weil ein Grundthema geklärt wäre ;-)

  • AB
    August Bender

    Es ist lange her, dass mich ein Artikel so berührt hat wie dieser, er könnte von mir in 10 Jahren geschrieben worden sein (bin 18)!

    Ich kann alles philosophisch/ moralisch/ politisch... unterschreiben was geschrieben wurde und mit meinen Erfahrungen in Einklang bringen.

    Dann wünsche ich der Autorin mal alles Gute und in gewisser Weise mir auch, es wird schon.

  • S
    sniffinja

    Ich danke für den ehrlichen Artikel.

    Identität ist ein dynamischer Prozess, der durch Abgrenzung entsteht. Durch den "Ausstieg" aus der Gesellschaft wird diese deshalb nicht geschädigt, sondern - im Gegenteil - stabilisiert. Die "anderen" haben durch den Ausstieg wieder ein Bild von dem sie sich abgrenzen können und welches die Werte, die als allgemein gülig erachtet werden, bekräftigt. Anstatt auszusteigen könnte man genauso gut Drogen oder jede Menge Alkohol konsumieren - der Effekt wäre derselbe.

    Der Artikel beschreibt in treffender Art und Weise eine Brucherfahrung in der eigenen Identität. Die Gesellschaft, die einem früher etwas an die Hand geben konnte, hat einem nun nichts mehr anzubieten. Der "Ausstieg" hat dabei weniger was mit Mut als mit bloßem Selbstschutz zu tun. Er ist trotzdem nicht vom Verstand gesteuert, sondern ein notweniges Übel. Gerade durch diese Personen, die eine solche tiefe Brucherfahrung gemacht haben, wird der Gesellschaft ein Spiegel vorgehalten. Talente kommen unter die Räder... Das sollte einem zu denken geben.

  • A
    Amadora

    Angela Maschine, vielen Dank für diesen Artikel! Mehr davon!

     

    Es sieht so aus dass wir Auswanderer viel zahlreicher sind als man meint, nur unsichtbar und unhörbar weil verstreut. In Europa herrscht Niederlassungsfreiheit, nicht nur Warenverkehrsfreiheit, also warum nicht? Mehr Sichtbarkeit wäre allerdings wünschenswert, damit sich auch in Deutschland was ändert. Das in-the-box-Denken beispielsweise, die Tretmühle, der Pessimismus, die Mutlosigkeit oder sogar Angst, der Neid... Deshalb ist mir dieser Artikel so viel Wert!

     

    In ein paar Jahren gibt's in Deutschland eh Vollbeschäftigung (2025 - siehe auch 'Die Panik der Babyboomer' - taz vom 23.03.2012). Das heisst, hoffentlich wird die Umkehr des Angebot-und-Nachfrage-Verhältnisses auf dem Arbeitsmarkt die Qualität des Angebots 'Arbeitsstelle' verbessern! Was wird bis dahin aus der Idee des bedingungslosen Grundeinkommens? Gestorben am Neid der Deutschen auf einander?

     

    Übrigens, ich hatte mich mal erkundigt: Hier in Portugal kann man statt deutschem portugiesisches AlG beziehen, wenn man in Deutschland Anspruch hätte - aber will man diesem Staat und den Portugiesen noch mehr wegnehmen?

     

    Ich hatte keinerlei Anspruch, also 'back to work' und Rädchen sein. Diesmal allerdings ohne 'weiter' zu wollen, erstmal. Und das macht dass ich versuche, in der Freizeit die Welt ein kleines Bisschen zu verändern. Das ist hier viel einfacher!

     

     

    Lass bitte von dir hören aus Tripolis!

  • N
    naja

    naja, mag ja sein, dss sich viele um 5 Uhr morgens zur arbeit quälen, obwohl sie davon trotzdem nur arm und unglücklich sind.

     

    Aber ist das besser? Ich bin mir ziemlich sicher, dass die autorin auch gerne dazu beitragen würde, deren leben zu verbessern, es liegt aber nicht allein in ihrer hand, deren löhne rauf- und die arbeitszeit runterzusetzen oder was da es sonst noch alles für sinnlosse maßnahmen gäbe.

     

    Einach selber nicht mitzumachen ist auch eine Art sich zu wehren.

     

    Übrigens schimpen viele von denen, die sich morgens um 5 zur ungeliebten, hungerlöhne bringenden arbeit quälen gerne mal wie die Rohrspatzen auf ihr Leben und / oder ihre Arbeit, haben aber nicht den Arsch in der Hose, daran auch nur das geringste Fitzelchen zu ändern.

     

    Da ist mir die Herangehensweise der Autorin immer noch lieber, denn:

    Entweder nicht machen oder nicht meckern!

  • B
    Bonk

    Ich lese hier wer wem was schuldet und wer auf wessen Tasche liegt, sämtliche Clichés und Ressentiments werden sklavisch angeschleppt wenns ums (liebe) Geld geht. Dabei gehts um Menschen.

    Den, der es einfach nicht mehr aushält, aushalten will.

    Die anderen die aushalten müssen.

    Und die ganz anderen denen wir Umstände zu verdanken haben die Burnout, Unredlichkeit, Opportunismus, Abhängigkeiten etc. förden oder/und daran verdienen.

    Von denen sollte man fordern es für alle besser zu machen. Di aber zeigen auf Harz4 Empfänger und sagen: Die sind Schuld! Ihr glaubts und die müssen nix besser machen.... Gute Nacht

  • V
    vorp

    mutige und inspirierende entscheidung, mutiger und inspirierender artikel!

     

    und nur weil ich diesen fürchterlichen spruch (wer nicht arbeitet...) hier mal wieder lesen musste noch ein weiterer kommentar: jeder soll essen! wer arbeitet, und findet, dass leute die nicht arbeiten, auch nicht essen sollen, dem wird es womöglich passieren, dass er arbeiten muss, und trotzdem nicht essen kann. der spruch "wer nicht arbeitet soll auch nicht essen" ist faschismus in reinform.

  • B
    Besserwessi

    In ihrer Situation ist das AlG keine Versicherungsleistung,

    da sie den Notfall selbst herbeigefuehrt hat. Ausserdem bezweifele ich, dass sie mehr eingezahlt hat, als sie sich wortwoertlich herausnimmt.

    Gut, andere Leute sind noch dreister.

  • T
    T.V.

    Wer hier von "Auszeit" redet hat wohl den Artikel nicht gelesen/verstanden?!

  • H
    Hans

    Einfach mal eine Auszeit, das sollte jedem vergönnt sein, ohne Wenn und Aber, und ist trotzdem "bezahlbar".

    Man mag bezweifeln, ob sich die Laune derer, welche nach Arbeit für alles und jeden schreien,bessert, wenn ihnen "ihr" Arbeitsplatz umso streitiger gemacht würde, da jedermann ihre Ansicht verträte, daß es sich nur mit Arbeit unter den derzeitigen Bedingungen sinnvoll leben ließe... .

    Fraglich ist auch, woher die ganze Arbeit käme um jeden Menschen der Ansicht von Einigen nach "sinnvoll" zu beschäftigen, wenn all die Berufspolitiker und Subventionsempfänger nicht mehr bezahlt würden, selbst, da so einige sinnvolle Arbeit nicht getan wird, da ein Einzelner sie sich nicht leisten kann.

    Mal eben ein wenig Kant und aus der Bibel zu zitieren, quasi aus einem anderen Zusammenhang heraus, kann diese Fragen auch nicht beantworten. Natürlich wird man aber auch keine Zeit haben eine angefangene Diskussion weiter zu verfolgen.

  • EG
    Es geht auch anders

    Ich habe etwas ähnliches gemacht: 1,5 Jahre Asien. Das Geld habe ich vorher erarbeiten und gespart. Darum ging es bei mir wohl auch erst im Alter 47. In Indien und Nepal waren auch viele Jüngere unterwegs. Die haben vorher gejobbt und sich teilweise unterwegs Geld verdient. Es gibt also auch andere Konzepte und Möglichkeiten für eine Auszeit als das im Artikel Vorgestellte. Hauptsache ist bei der Entscheidung wohl: man hat bei dem was man macht, das Gefühl das für sich (und die Welt um einen herum) Richtige zu tun.

  • T
    triplesoz

    Liebe Angela,

     

    was für ein herrlicher Artikel, so fast-autobiografisch und glaubhaft, dass es mir völlig Wurscht ist, warum und weshalb: ich wünsche dir alles Gute, bleib so wie du bist und schreib weiter!

     

    Im Übrigen: ich glaub dir kein Wort ;-)

     

    Einer, der genau zuhört

  • K
    karla

    was macht sie denn nach dem jahr alg1?

    leben in portugal wird mit hartz4 wohl eher schwer.

  • A
    Axel

    Find ich gut, hasse meinen Job auch (eigentlich nur die dummen Landeier, die sich Kollegen schimpfen) und habe gekündigt, um erstmal auf eigenen Beinen ein paar Moante zu stehen. Mir egal, was dabei rumkommt...

  • DC
    Der Chris

    Ich finde den Artikel großartig, ob er nun der Wahrheit entspricht oder nicht.

    Ich bin 25 und empfinde dieses System für das wir seit Kindheitsbeinen an zu "Leistungsträgern" gezüchtet werden, nur um nach dem Bachelor in einem Büro Leute von wirklich wertschöpfender Arbeit abzuhalten, einfach nur noch pervers.

     

    Passenderweise habe ich heute (während der Arbeit, wann denn sonst?) ein wunderbar zum Thema passendes Manifest entdeckt. Für alle die der Sache was abgewinnen könnnen und erstrecht für alle, die nur fluchen und speien: LEST DAS! BITTE! http://www.steuerboykott.org/

  • E
    Elias

    Liebe Lesenden,

    es ist doch immer wieder erstaunlich wie wenig weitsichtig so manche Argumentatinonsführung ist. Der erste Aufreger ist immer: "von UNSEREM Geld leben und NICHTS tun..", haben Sie sich mal überlegt von wieviel unmoralischem "Tun" sie durch ihr Geld leben? Warum sollte es gerade in einem Solidarsystem Sinn machen sein Leben lang Arbeiten nach gehen zu müssen die durch ihre Bedingungen und ihre Sinnhaftigkeit wertlos sind? Der Mensch soll sich also aufgeben und Arbeiten nach gehen die er für sich nicht als sinnvoll erachtet nur um an der "gesellschaftlichen Anerkennung" zu partizipieren? Das ist zu simpel!

    Was haben wir denn für ein Menschenbild? Wer hat uns das eingehämmert? Was ist an dem Bedürfnis einfach nur mal leben zu wollen verromantisiert?

    Um eines vorweg zu nehmen, ich bin für Arbeit. Niemand, in keinem Zeitalter, hat jemals ohne seine eigene Arbeit überleben können. Was uns aber heute begegnet ist eine grundsätzlich andere Struktur. Tausende arbeiten für das Wohl von sehr Wenigen und die Fähigkeit abzuschöpfen ist in erster Linie eine Fähigkeit der großen Konzerne und Weltbanken, und nicht einer ALG1 Empfängerin im Ausland. Ich möchte die Kritiker bitten das zu überdenken. Es ist natürlich wesentlich simpler einen überzeugten ALG1 Empfänger moralisieren zu wollen, als durch die trübe Wand des Kapitalismus hindurch all die Verschwender und Machthungrigen ausfindig zu machen. Wie moralisch ist es aber denn was wir hier tun? Was unterstützen wir durch unsere Arbeit in Kaufhäusern, in der Autoindustrie oder als Beamte, etc? Wir sind alle Fremdversorgte und lassen uns suggerieren wir würden durch den monatlichen Geldeingang zu Eigenversorgern. In Wirklichkeit geht besonders unser Konsumverhalten, also dass der westlichen Nationen, weltweit über Leichen. Wir nehmen also Ausbeutung in seiner bizarrsten Form und Ausschlachtung sämtlicher natürlicher Ressourcen billigend in Kauf. Wer frei von Smartphones, Laptops, Billigkleidung, Billigfleisch,- die Liste ist nahezu unendlich-, ist, der spreche von Moral und Anstand! Nicht mal dass jetzt schon millionen Rentner ihre Rente mit Solidarleistungen aufstocken müssen scheint uns den Glauben an den Kapitalismus zu versauern. Bürger müssen weltweit ein Anrecht auf eine bedingungslose Grundsicherung bekommen. Das kann ein Stück Land sein oder eben auch Geld. Da wir in Deutschland von Geburt an weder über Land noch über ausreichende bedingungslose Geldversorgung verfügen, und sogar das "wilde Campen" ein Gesetzesverstoss ist, muss man sich über den Begriff Zwangsarbeit Gedanken machen. Also Arbeit die völlig losgelöst von Sinn und Willen ist. Wir sind Scheinsolidarisch, nichts weiter. Sind wir solidarisch mit denen die unsere Konsumgüter unter verachtenden Bedingungen im Ausland herstellen, während wir glauben wir hätten uns diese tatsächlich verdient? Es braucht einen Bruch. Es braucht wieder mehr Teilhabe an den Strukturen und Arbeitsprozessen in unserer Gesellschaft. Es ist viel zu einfach die Menschen zu verurteilen welche diesem System nicht mehr Stand halten können, und gleichzeitig sämtliche Impulse in eine Andere Richtung als Träumereien und Utopien abzustempeln. Träumerei liebe Leser, ist das was wir hier als Arbeitnehmer Tag ein, Tag aus tun. Die Realität sieht doch anders aus. Ich wünsche der Journalistin alles Gute auf ihrem Weg und hoffe auf weitere so lesenswerte Artikel.

  • E
    ede

    schöne geschichte, davon träumt man...

     

    mir war es den beitrag zu ihrer arbeitslosenversicherung wert, mal diesen artikel lesen zu können.

     

    und ich glaube, dass 28 das perfekte alter ist für so eine aktion. jung genug für die spontanität, augenscheinlich ohne kind und mann...

    um es mit den augen eines anderen artikels der letzten tage zu betrachten, lebt sie gerade ihre "rest- jugend" aus, bevor sie weitere, möglicherweise die wichtigsten schritte in ihrem leben geht. schöne sache, wenn man kann :-)

  • MM
    Mio Müsli

    Danke TAZ für diesen mutigen Schritt, der uns mal etwas wirklich Anderes präsentiert (als die akribische Beobachtung von Parlamentariern beim Verwalten von Schulden z.B.)!

    Danke Angela Maschine für diesen poetischen Artikel, in dem sich sicher viel mehr Menschen wiederfinden als hier aus den Kommentaren deutlich wird. Und auch dafür, dass Sie einen Arbeitsplatz frei machen für die 3 Mio. Wartenden! Ich bin überrascht, dass selbst in der TAZ-Leserschaft so viele "Musterbürger" zu finden sind, die ignorieren, dass jederzeit zwischen 3 und 4 Mio. Menschen aus dem Arbeitsmarkt rausbleiben MÜSSEN. Darüber muss man sich aufregen! Das Problem der Schmarotzer-Eiferer: Außer "Reiß Dich zusammen-Parolen" habt ihr nichts anzubieten! Die "Wie-Frage" wird dadurch - gewollt oder ungewollt - abgewürgt. DAS ist für mich Resignation...

  • AA
    Ada Adler

    Die Fremdbestimmtheit, die Vergewaltigung der Seele, die wohl an den meisten Arbeitsplätzen statt fndet, kann durch Geld nicht ausgeglichen werden.

     

    Wer ernst nimmt, was offiziell verkündet wird, kriegt früher oder später Probleme mit sich selbst. Denn fast nirgendwo wird praktiziert, was gesagt wird.

     

    - Übrigens auch nicht in NGO´s. Habe z.B. gerade eine TV-Reportage über die "Umweltorganisation" WWF gesehen wie er faktisch die Gentechnik und Monsanto und die Naturzerstörung z.B. in Argentinien massiv unterstützt.

     

    Auch über den BUND und Entwicklungshilfeorganisationen sind Berichte über korrupte Handlungsweisen bekannt. Wer bei der Kirche arbeitet hat mit Kinder-Missbrauchsfällen und massiver Frauenfeindlichkeit zu tun.

     

    Die Verlogenheit der politischen Parteien ist legendär.

     

    Um sich in all dieser Verlogenheit selbst zu retten muss man manchmal einfach gehen. So wie die Autorin.

     

    @ NINA :

    Die taz-Autorin hat ihr Arbeitslosengeld I übrigens durch vorherige Geld - Einzahlungen in die Arbeitslosenversicherung selbst finanziert. was soll also das Gehetze?

     

    Außerdem wieso sollen Arbeitslose nicht in jedem land Europas frei leben dürfen - so wie Arbeitende auch???

    Wo bleibt hier die FREIHEIT ? - Da stimmen wohl mal wieder die bestehenden Gesetze nicht!

     

    Im Übrigen bin ich für ein existenzsicherndes bedingungsloses Grundeinkommen. Das wäre sinnvoller, als die zunehmenden Burnout-Fälle zu behandeln und die menschenunwürdige Arbeitslosen-Hartz-IV-Schikane von Millionen Menschen zu finanzieren (danke auch, SPD und Grüne, für eure perversen, unsozialen Armut erzeugenden Hartz-IV-Gesetze!) für die es faktisch keine Arbeit gibt.

     

     

    Artikel-ZITAT:

    "Ich bin einem Polittheater aufgesessen, das Relevanz nur behauptet. Weil alles andere Mut verlangen würde. Man führt das große Wort Mut gern im Mund, aber ernst nimmt man es nicht.

    (...)

     

    Beschließe:

    Ich will kein Rädchen mehr sein in dieser bleiernen Maschinerie, die presst, hebelt, ächzt und druckt, aber nur weiße Blätter auswirft. Ein Triebwerk, das konstant rattert und dabei wie geschmiert die Jugend überfährt, noch jede Reform in Tortendiagramme deformiert und die Risse im Beton mit immer neuem Altherren-Speichel zukleistert. Wir nennen es Burn-out."

  • J
    Jürgen

    Wer sich wegen einer solchen Auszeit noch ein schlechtes Gewissen einreden lässt, ist selber schuld.

    Die wahren Schmarotzer sitzen doch oben in der Nahrungskette und kassieren munter "Ehrensold", "Tantiemen", "Dividenden" usw.

    Was mittlerweile in Europa unter den Stichworten "EZB, Rettungsschirm, EFSF und ESM" mit einer deutschen Haftung von mehr als 400 Milliarden stattfindet ist schwerer organisierter Diebstahl an der Unter- und Mittelschicht Europas.

    Angeblich müssen 61 systemrelevante Banken von 300 Millionen wohl nicht so systemrelevanten Bürgern Europas gerettet werden.

    Dazu wird die Zukunft und der Wohlstand der "kleinen Leute" verpfändet, während sich das Kapital oben weiter konzentriiert.

    Na bravo! Selbst schuld, wer dafür noch Steuern auf Erwerbseinkommen zahlen möchte.

  • ...

    wundervoll

  • F
    Frieda

    ich hoffe, das ist nicht fiktiv, denn von meinen Steuern darfst du gern was haben.

    Alle, die hier rumätzen, sollen sich mal an die eigene Nase fassen - das sind nämlich genau diejenigen, die einen dann anmeckern, wenn man bei Rot über die Ampel geht. Weil sie in dem Moment merken, wie dumm und Obrigkeitenhörig sie selbst doch sind.

  • C
    ClaudiaBerlin

    Die vielen vorwurfsvollen Kommentare zeigen mir mal wieder, was für ein IRRES Verhältnis unsere Gesellschaft zur Erwerbsarbeit hat!

     

    Das ist archaische "wer nicht arbeitet soll auch nicht essen"-Denke - und das im 21.Jahrhundert, wo die meiste (und immer mehr...) Arbeit von Maschinen und Programmen erledigt wird.

     

    Nicht das Verhalten der Autorin ist verrückt, sondern eine Gesellschaft, Wirtschaft und Politik, die besinnungsloses Durchmalochen immer noch als mit allen Mitteln zu haltenden Normalfall ansieht, und ihr aufzwingt, seltsame "Hintertüren" zu nutzen.

     

    Anstatt einfach sagen zu dürfen: ich brauche mal Ruhe, um mich zu orientieren. Um mal wieder zu spüren, wer ich bin und was ich will.

     

    Was ist daran falsch? Braucht das nicht im Grunde jeder, von jung an sowieso und dann immer mal wieder?

     

    Mit dem BGE wäre das ganz einfach - deshalb WOLLEN es jene nicht, die sich dann sorgen müssten, Mitarbeiter zu finden. Es soll ein künstlicher Zwang aufrecht erhalten werden, am besten gestützt durch Stammtischparolen gegen "Faulenzer in der sozialen Hängematte". Für Gebildetere in Form forcierten Karriere-Strebens mit Angst vor dem "Knick" oder gar dem "Bruch im Lebenslauf". Bloss nicht zur Besinnung kommen lassen...

     

    Die Leute könnten ja darauf kommen, bzgl. vieler Arbeiten die Sinnfrage zu stellen. Und nicht nur die nach Lohn, Gehalt und persönlichem "Fortkommen". Wohin eigentlich? Ja, natürlich "weiter"...

     

    Dem entgegen steht das Verlangen, jetzt und hier im Dasein und Mitgestalten Erfüllung zu finden - nicht erst im Urlaub oder mal am Wochenende. Oder gar erst als "illegale Auswanderin", quasi in der (mangels Alternative selbst gewählter) Verbannung!

  • C
    Chrischi

    Der Kategorische Imperativ ist genauso anzuzweifeln in diesem Kontext, wie der Bebel-Spruch.

     

    Handeln steht doch immer im individuellen Zusammenhang mit einem Individuum und hat individuelle Folgen. Das weiß man doch nicht erst seit dem Fallbeispiel der Lüge.

     

    Dass die Autorin durch Bildung und Wohlstand in den Zustand versetzt wurde, die Probleme der westlichen Gesellschaft zu reflektieren und zu problematisieren ist doch wünschenswert. Nur wer satt ist, kann sich mit Dingen außerhalb des Hungers beschäftigen. Und die Anzahl von Personen, die sich im Zustand der Sättigung eher dem materiellen ungehemmten Hedonismus hingeben, ist, denke ich, wesentlich schädlicher, als eine Journalisten, die auf Taz online ihren Unmut über Probleme äußert, über die sich vielen nichtmal leisten können zu nachzudenken. Ich verstehe nicht die Kritik daran. Libe subventioniere ich Menschen, die nach der Vision einer besseren Gesellschaft suchen, als die, die die Vision eines größeren Vermögens auf Kosten der Aller leben.

     

    "Wer nicht arbeitet soll nicht essen"

    Wer diesen Spruch auspackt, muss wohl erstmal seinen Arbeitsbegriff erläutern.

  • T
    Tepp

    Auch mein erster Gedanke war "ganz schön jung mit 28", aber sich darüber aufzuregen, dass sie ihr ALG 1 (eine Versicherungsleistung) im Ausland bezieht, finde ich scheinheilig. Wäre sie von Berlin nach Bergisch Gladbach gezogen oder Weil am Rhein, würde niemand was dazu sagen, dass sie ihr soziales Umfeld und damit den wahrscheinlichsten Jobeinstieg hinter sich gelassen hat - um sich ihre Lebensfreude zurückzuholen.

    Vor allem erschreckt es mich, mit 28 schon an diesem Punkt angekommen zu sein! und rate zu einer nicht so gut bezahlten Stelle in einer NGO als Pressereferentin. Oder Bücher schreiben. Oder rumreisen. Oder alles drei.

    Aber halte dich von HartzIV fern, denn um es mit Fassbinder zu sagen: Angst Essen Seele auf.

  • R
    RJBaumgart

    Hallo,

     

    Schöner Text, hab ich gerne gelesen!

     

    Ein paar Gedanken dazu:

     

    Ja, sie werden kommen, die Anhänger der „Kein Essen ohne Arbeit“-Fraktion, „Für Dich zahl ich nicht!“ schreien, sich aufregen über deine Entscheidung, und sich als so überaus bessere Menschen fühlen in ihrer Tretmühle.

     

    Allerdings, haben sich nicht die besten Köpfe der Menschheit diese zerbrochen, seit Jahrhunderten, mit dem Ziel, dieses unserer einziges, kostbares Leben lebenswerter zu machen? Um es nicht mehr vergeuden zu müssen durch stumpfsinnigen Broterwerb, statt dessen Zeit zu haben, sich um die wirklich wichtigen Sachen kümmern zu können, um unsre Kinder, unsre Mitmenschen, um die Weiterentwicklung unserer selbst?

     

    Wurde die Dampfmaschine erfunden, um Leute entlassen zu können, zwecks Profitmaximierung, dank höherer Produktivität? Oder dachte man damals eher daran, das elende Tagwerk der Leute an den Bergwerkspumpen zu erleichtern?

     

    Aber was ist daraus geworden? Diejenigen von uns, die noch nicht abgehängt sind im „rat race“ arbeiten wie die Irren, haben ein Pensum, das vor noch nicht allzu langer Zeit von 3 oder 4 Kollegen gestemmt wurde, arbeiten sich zuschanden in der allfälligen Furcht vor der nächsten Entlassungswelle, und werden mit spätestens 50 sowieso ins Prekariat gekickt. Die Jungen sind einfach billiger. Oder lassen sich noch mit Krumen abspeisen, in der Hoffnung auf ein besseres Morgen.

     

    Ist das ein Leben? Ist das Fortschritt? Ist es das, wofür so viele schlaue Leute gearbeitet, geforscht, erfunden haben, über Jahrhunderte? Oder haben wir deswegen so viele Erdbeben, weil die in ihren Gräbern rotieren, ob dieser Pervertierung ihrer Arbeit?

     

    „Burn out“ überall, Angst um den Job, Überforderung, Druck, sinnloser Konsum als Surrogat, Schulden. Haben wir wirklich etwas erreicht, oder sind wir komplett in eine Falle gelaufen?

     

    Immer größere Teile der Bevölkerung sind abgehängt von der gesellschaftlichen Teilhabe, immer mehr Leuten steigt das Wasser immer höher Richtung Hals, und ein paar wenige Leute reißen sich immer mehr des Arbeitsertrages, und der Macht, unter den Nagel, und haben bereits weitgehend ein Meinungsmonopol und die Deutungshoheit mittels der von ihnen kontrollierten Medien erreicht. Ganz zu schweigen davon das diese Leute gerade massiv dabei sind, viele unserer demokratischen Errungenschaften wieder abzuschaffen – Überwachung over Alles.

     

    War es das, was unsre genialen Erfinder und Forscher wollten? Wirklich? War es das, was wir wollten? Wirklich?

     

    Wir hätten heute die technischen Möglichkeiten, die es ohne weiteres erlauben würden, dass nur noch die „arbeiten“ (im herkömmlichen Sinn), die das auch wollten. Wir hätten heute die Möglichkeiten, jedem Menschen das individuelle Streben nach Glück zu ermöglichen.

     

    Und was machen wir? Wir hätten heute die Chance, jahrhunderte alte Träume von Glück wahr werden zu lassen. Statt dessen verballern wir unsere Zweit in sinnlosen Kriegen, immensen Verwaltungsapparaten, und den Rest schieben wir ein paar „phat catz“ in den Rachen.

     

    Tl;dr:

     

    Wir sind einfach noch nicht reif. Wir sind immer noch zu dumm. Unsere vergangenen Genies werden weiter in ihren Gräbern rotieren müssen. Vielleicht werden wir es eines Tages kapieren.

  • A
    @Andreas

    "Und ja sowas ist nur im Kapitalismus möglich, denn der Sozialismus kennt und erlaubt die Ablehnug von Arbeit nicht dafür gab es dann Knast. Einfach mal nachlesen..."

    Sie sollten die Lügen, die über die DDR so verdächtig fleißig verbreitet werden, nicht ohne selbst zu prüfen, glauben. Ich war in dieser Zeit mal ein halbes Jahr ohne Arbeit. Allerdings habe ich vom Ersparten gelebt. Und keinen "Krawall" gemacht. Es ging also. Ansonsten ist es doch wohl grundsätzlich erwägenswert, Verhältnisse anzustreben, in denen Menschen von ihrer eigenen Arbeit auch leben können.

     

    In D, so war mal bei Götz Werner zu lesen, leben nur noch ca. 45% der Menschen von eigener Arbeit. Alle anderen von Transferleistungen aller Art. Alg, Hartz, Kindergeld, Rente, Aktien, Zinsen, Mieteinnahmen,... Könnte man auch mal drüber nachdenken. Und auch darüber, ob betteln und containern wirklich ein Zeichen von Freiheit sind!

  • G
    Gallier

    Schöner Artikel.

    Ich gehe davon aus, daß viele, immer mehr Menschen so denken und den Wunsch haben, es der Autorin gleich zu tun - und nicht den Mut dazu haben. Wer Familie hat, eine Immobilie und ein Auto abbezahlen muß, an den Massenkonsum gewohnt ist, der hat auch nicht die Freiheit dazu, er ist in die Krallen der Konsumindustrie garaten.

  • GS
    Gutmensch Sein?

    Problem ist, dass hierzulande Arbeiten gehen meist tatsächlich heisst, lügen schubsen stehlen - wer glaubt, dass andere Qualitäten gefragt sind, träumt.

  • R
    random

    so gern ich ab und an auf der taz seite stöbere so gruselig sind die kommentare unter nahezu jedem artikel. es erinnert mich an youtube...

    ich kann nicht verstehen wie menschen es schaffen durch so einen artikel persönlich emotional angesprochen zu werden um dann ihre sicht der dinge mit schaum vor dem mund gegen einen fiktiven gegner zu bekräftigen.

    Es ist schade und langweilig das die kommentatoren nicht miteinander sprechen sondern nur im Facebook stil “daumen hoch” oder “daumen runter” abstimmen wie best ever oder ultra schlecht dieser artikel zu sein hat. Manche holen sich wortgewaltige bekannte schriftsteller um das zu sagen was sie anscheind selbst nicht alleine konnten. Mir ist es unerklärlich wie Jmd der diese Zeitung liest das wirklich mit seiner “sozialschmarotzer sind das letzte” “geh doch arbeiten” einstellung vereinbaren kann. Darf man sich wirklich über den artikel genauso viel aufregen wie zb über auslandseinsätze der Armee? Warscheinlich sind hier ohnehin nur trolle am werk und es gibt gar keine “echten” kommentatoren...

  • HW
    Hans Wurst

    ... und nebenbei schwarz für die TAZ schreiben.

  • C
    cadaverbag

    Das "kleine Rettungspaket!" schön gesagt.

     

    Moralisch nicht verwerflich, m.A.n. sitzen die wirklichen Schmarotzer nicht im Warteraum beim Amt!

    Aber "Schmarotzer XXL" sind irgendwie akzeptiert, genau wie Betrug als "geschäftsmännisches Verhalten" voll ok ist, und "Lobbyismus" natürlich nix mit Korruption zu tun hat.

     

    Ganz abgesehen von Neusprech und Gleichschaltung.

     

    Das Existenzrecht definiert sich über Arbeit. Nutzlosigkeit und Ausschluss aus der Gesellschaft mangels Konsummöglichkeit macht depressiv.

     

    Ja, die Gesichter morgens in der Bahn sprechen Bände! "Innerlich gekündigt" haben sicher 40% der wertschaffenden Leute.

     

    Und Alk/Pharmazie und Glotze sind unersetzbare Sedativa.

     

    Ich denke, unsere Zivilisation hat den Zenit überschritten.

  • PC
    Phil Collins

    Rechtlich sehe ich das so:

     

    #1 Die Frau ist diagnostiziert mit Burn-Out,

    demzufolge trägt das System sie als Kranke also zurecht (wie auch immer das psychologisch bewertet wurde)

     

    #2 Sie ist arbeitslos, war zuvor berufstätig, und ist deswegen versichert und bezieht rechtmäßige Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung

     

    #3 Sie schreibt, wie sie es sagt, schon wieder Bewerbungen, etwas lustlos, erfültt aber alle gesetzlichen Auflagen

     

    #4 Sie lebt in einem anderen Land in der Eurozone. Hier könnte der einzige Rechtsbruch vorliegen. Warum eigentlich? Das ist doch fast schon als gelebte Solidarität zu werten. Oder wäre ihr und dem Arbeitsmarkt mehr geholfen, wenn sie über den Wannsee glotzen würde und ihre paar Penunzen im Späti ausgibt?

     

    Begriffe wie "Diebin" sind wohl etwas arg, oder. Sehe kaum ein Problem, außer das die Frau (oder der Autor) ehrlich ist - und über die Enttäuschungen in Beruf und Arbeitslosigkeit spricht, die wir (fast) alle kennen dürften...

  • H
    Huntress

    Viel Glück! Bring Freude um dich herum in die Menschen!

  • S
    Shibirian

    Angela Maschine,

     

    schreib Bücher. Das ist mein voller Ernst. Die richtige Stelle im Leben, den Verwirbelung um den Nullpunkt, abgehend in alle Richtungen, hast du schon erreicht.

     

    Setz dich einmal vor dein Keyboard und hau einfach in die Tasten, grad das was dir wortwörtlich durch die Gedanken spricht.

     

    Rät dir ein Autor.

  • FM
    Fuchs-Jalloh Michaela

    Ich finde den Artikel sehr inspirierend. Gute Idee!!!

    Die Aufregung verstehe ich überhaupt nicht.

    Wissen wir Frauen und Männer, Kinder, Pflanzen und Tiere nicht schon lange (und vielleicht auch die Sozialisten): Alles ist eins! (Vielleicht brauchen manche dazu erst eine Erleuchtung, nach 3 Stamperl Klosterlikör)

    ...und übrigends spätestens seit dem Urknall leben wir in einer Explosion, da will innehalten gelernt sein.

  • MS
    Michael Schmidt

    Interessant zu lesen - und wenn es nur für mich geschrieben wurde, hat es sich ja schon gelohnt.

     

    Wenn es nicht nur fiktional ist, freue ich mich auf weitere Impulse - vielleicht aus Tripolis?

     

    Und im Unterschied zu anderen hier kann ich mir von "meinen Steuergeldern" nicht nur Wulff leisten, sondern auch Leute, die uns vielleicht weiter bringen.

  • SS
    Schönes Sabbat

    Ich finde es wunderbar, dass die junge Frau eine Auszeit nimmt. Die anderen, die Ihr hier alles Leserbriefe geschrieben habt, wisst nur nicht zu schätzen, sich nicht vom System zermahlen zu lassen.

    Sabbat-Zeit ist Nachdenk-Zeit.

    Aber Hauptsache Arbeit, Arbeit und nochmals Arbeit.

    So, wie hier die meisten hämisch auf die junge Frau im Sabbat herabschauen, mag der Eindruck entstehen, dass die Zeit der Zwangsarbeit geradezu herbei gesehnt wird (ich meine die Zeit von 1933 bis 1945, in der Menschen in Lager verbannt wurden, um zu schindern).

    Wer DAS nicht begriffen hat, hat das System des Kapitalismus gar nicht verstanden, dass die Ausbeutung bis zu den Kindern geht, die in den Kindertagesstätten bis spätabends geparkt werden, um sich dann (als Eltern) selber ausbeuten zu lassen, was an die Kinder weitergegeben wird.

    Soll das moderner, fortschrittlicher Lebensstil sein, sich und die Kinder ausbeuten zu lassen?

  • A
    Afrika

    Danke fuer diesen Artikel. Danke fuer eine literarisch hochwertige Beschreibung meines Geistes - und Seelenzustandes.

     

    Gruesse aus einer afrikanisches Realitaet, die ebenfalls alles nur nicht Deutschland ist.

  • R
    Ralf

    Aussteigertum ist mir zu Biedermeier.

  • N
    Nina

    Jeder ist seines eigenen Glücks Schmied. Wenn sie also aus dem Alltag in Deutschland aussteigen will, kann ich das verstehen. Ich kann aber nicht verstehen, dass sie das auf Kosten der anderen Leute macht. Wenn sie was eigenes will, dann soll sie das selbst machen. Auf der ganzen Welt wird gearbeitet - nur sie nimmt sich die Freiheit, das auf dem Rücken anderer zu tun.

     

    Kein Verständnis für Leute die einerseits den Anspruch haben bei der Arbeit "Auf der guten Seite der Macht" agieren zu wollen, dann aber ohne Rücksicht Geld in Anspruch nimmt, das ihr so nicht zusteht.

  • S
    Sarah

    Toll geschrieben. Das Gefühl nicht mehr ein Rädchen in einem Getriebe sein zu wollen mit der Aussicht und dem einzigen Wunsch einmal zu einem größeren Rädchen aufzusteigen, wohlmöglich in einem noch schickeren Getriebe. Nicht viele fragen sich, ob die Maschine sich überhaupt in die richtige Richtung bewegt. Aber die, die sich das fragen, haben recht.

    Aber Frust und Warten auf das (noch viel zu ferne) Ende kann nicht die letzte Station sein. Wer den Mut hatte alle Sicherheiten über Bord zu werfen, kann sich etwas Verrücktes trauen, dem Herzen folgen. Wo warten Menschen, die einen brauchen? In einer Schule, in einem Kindergarten? Im Viertel? Wofür lohnt es sich einzusetzen?

    Alles Gute bei der Suche nach einem neuen, richtigeren Platz.

  • A
    andreas

    Ach wäre es doch für Alle so einfach ,einfach mal ein Jahr garnichts tun !?

    Aber nein irgendwer muß ja das Geld durch Arbeit an der Werkbank oder im Krankenhaus im Form von Steuern bereitstellen, damit Madame(28!) ein Jahr in Portugal(niedrigere Lebenshaltungskosten als in Deutschland) leben kann.

    Erlicher wäre es gewesen auf die Stütze zu verzichten und es dann zu tun. Aber ich vermute sie wird sich gesagt haben "Ich hab ja schließlich eingezahlt"...na dann :0/

     

    Und ja sowas ist nur im Kapitalismus möglich, denn der Sozialismus kennt und erlaubt die Ablehnug von Arbeit nicht dafür gab es dann Knast. Einfach mal nachlesen...

  • C
    Corvin

    Erscheint mir auch, wie einigen Kommentatoren, sehr fiktiv das Beschriebene. Die Empörung verwundert mich allerdings auch sehr. Ich würde mir wünschen, dass sich die Menschen genauso über die ungerechte Erbschaftssteuer in diesem Land der "Pseudo-Leistungsgesellschaft" empören würden.

    Außerdem wäre es weiterhin sinnvoll über ein Grundeinkommen nachzudenken, als sich über fiktive "Sozialschmarotzer" zu empören.

  • M
    Milka

    Werteverfall totalitär. Wie Oma Kruse schon sagte: schön die harten Arbeiter unserer Gesellschaft ausnutzen und sich dann noch über seine Luxusexistenz beschweren. Beinahe schon ein Wunder, dass Madame noch in den Spiegel schauen kann.

  • KL
    kleines Licht

    Angela Mädchen,

    schick doch wenigstens ne Ansichtskarte

    sonst sehn wir doch nichts von deinen Aussichten

    un wenn ik dir warn darf, wart nich de Harze ab,

    denn dann kickste den Mond an so wie er von überall

    zu sehn is;)

  • R
    Ronny

    Bravo!!

     

    Genauso mache ich es auch seit zwei Jahren. Auf Kosten des Systems leben, ohne etwas zurückzugeben.

     

    Angesichts der vielen Menschen, die in Deutschland auf Staatskosten leben, ist alles andere auch irrational.

     

    Warum sollte ich mir meine Zeit mit einem langweiligen Job versauen, wenn ich von dem Geld mehr als die Hälfte abgegeben muss, damit sich all die Berufspolitiker, Subventionsempfänger (Atomkraft, Kohle, erneuerbare Energien, ör-Rundfunk, Kampf gegen Rechts, Hartz IV usw.) und Mitarbeiter internationaler Organisationen davon ein schönes Leben finanzieren können?

     

    Die Menschen haben meine Solidarität, nicht das System. Erst wenn die Berufspolitiker kein Geld mehr zum Ausgeben haben, wird sich etwas ändern.

  • A
    Aussteiger

    Und, was ist jetzt so besonders daran? Muß man damit tausende andere Leser belästigen? Das gab es schon massenhaft vor Jahrzehnten, aussteigen, zu sich finden, die Welt und andere Kulturen kennen lernen, irgendwie zurückkehren nach der Zeit x. Auch heute wird das gerne gemacht, ganz schön mutig von der Autorin mit ALG1 nach langer Vollzeitstelle das drei bis vierfache des Durchschnitteinkommens ihres Gastlandes zur Verfügung zu haben und damit leben zu können.

     

    Ist ja dann auch klar dass man/frau ein wenig schimpfen muß über das Scheißsystem, das man/frau locker hinter sicher lassen kann. Da fühlen Sie sich doch sicher gleich besser und bestätigt?

  • M
    Moralapostel

    Hm. Was soll man da sagen? erster Impuls: cool, die macht sich nen faulen lenz und sche*+t auf die gesellschaftlichen Normen. zweiter Impuls: was denkt die sich denn? Lebt von unser aller Steuergeld und Solidarität und hat überhaupt nicht den wunsch, wieder selbst zu arbeiten, liegt auf der faulen haut, nutzt das System aus. Und lässt sich auch noch dazu hinreißen in pseudo aufklärerischer Scheinpoesie ihren Lebenswandel in aller Öffentlichkeit darzulegen. Pfui.

     

    Aber halten wir mal den Ball flach. Das system, in dem wir alle leben, muss einem nicht gefallen. es hat viele Macken, die Show der politik ist sicherlich eine der größeren davon. Aber: wer sich so wie die Autorin (selbstgefällig?) zurückzieht, aus dem System verabschiedet und dennoch vom System lebt... der/die wird das system sicher nicht zum Besseren verändern.

     

    @ angela maschine:

    Reißen Sie sich mal zusammen! Ich weiß wie schwer das ist. Aber versuchen Sie es wenigstens! das schulden sie ihren Mitbürgern, Mitmenschen. Ich verstehe ja, dass Sie unglücklich sind. das sind viele. Aber jammern hilft nicht, auch nicht wenn man es in Watte-Worte von Meeresrauschen packt! Sie sind jung! Sie haben erkannt, was für ein system wir haben! Resignieren Sie nicht, denn damit machen Sie nichts besser. es gibt immer etwas, das man tun kann. Helfen Sie! Lehren Sie! verschwenden Sie nicht das kurze Leben, das Ihnen geschenkt wurde! Das schulden Sie - wenn niemand anderem - sich selbst!

  • A
    AntiPasti

    Das ist gut, was Du da machst! Das ist sogar sehr gut! Leider total unmodern: Einen Schritt zur Seite gehen, nachdenken, beobachten, abwarten und Dinge geschehen lassen!

  • F
    frank

    Weinerliche Betroffenheitslyrik - ich empfehle beim Systemwechselgucken einmal einen Vergleich zur bundesdeutschen (Sozialstaats-)Wirklichkeit.

     

    Doch ganz schön hier, oder?

  • HW
    Hilde Wolff

    ... ich kann die Gedanken gut nachvollziehen. Viel Glück.

     

    Irgendwann später wird es einen Sinn ergeben - wenn man dieses Leben bis irgendwann später ausgehalten hat ...

  • T
    torsten

    ...diesen Artikel verstehe ich nicht so ganz. Warum

    ist Sie ausgestiegen ? Weil sie unter Burnout leidet ?

    Weil sie zu sich selbst finden will - oder was ?

    Hört sich nach einer "Luxus-Einstellung" an.

    Sie lebt freiwillig von Hartz IV und abertausende Hartz-IV-ler

    träumen von einem Job der zum Leben reicht.

    Verstehe einer diese Autorin....

  • J
    Jan

    Hauptsache das Geld kommt irgendwie rein.

     

    Ich bezahl gerne für dich...

  • F
    Fritzle68

    Dieser Text spricht mir aus der Seele. Ich bin seit fast einem Jahr ohne Arbeit...ich möchte meinen eigenen Lebensunterhalt verdienen, aber ich möchte kein Rädchen mehr in diesem System sein. Ist das überhaupt möglich?

  • P
    phoeloepp

    Dankeschön!

  • TB
    Tom B°

    Die bessere "Angela". Daumen hoch! :)

  • S
    Siehenamenskartei

    Selbstmitleidiges Geschwätz einer Diebin.

     

    Andere Leute wandern auch aus und schaffen es zu überleben.

  • N
    nomad_in

    Schöner Text.

     

    Ich muss an den Rentner denken, der sich ein Zimmer in einem polnischen Studentenheim nehmen mußte, weil er sich in Deutschland keine Wohnung mehr leisten konnte.

     

    2014 holen die Piraten sicher mindestens 20 % der Wählerstimmen. Dann macht Phoenix gucken sicher Spaß.

  • C
    Chris

    Liebe Frau Maschine,

     

    nun mal nicht alles so schwarz sehen - die Welt ist eben nur dort bunt, wo man sie ansieht!

    In diesem ganzen Irrsinn gibt es auch immer wieder nette kleine Nischen voll Sinn und wahrer Nützlichkeit - vielleicht nicht immer gleich an das große System denken, sondern lieber mal werteorientiert im Kleinen wirken?... Und vor allem: die Dinge nicht so tragisch nehmen, wie sie einem erscheinen - alles halb so wild.

    Viel Glück!

  • FW
    Frank Wichert

    Frei nach Hermann Hesse: "Andere haben Zwecke, Ziele.. mir genügt es schon zu leben" (Bekenntnis)

     

    Vielen Dank für diesen Artikel der mir aus dem Herzen gesprochen hat. Leider hat das Arbeitsamt damals mein Attest nicht anerkannt.

     

    Alles Gute für die Zukunft

    Frank

    (dem mittlerweile eine relativ sinnfreie Arbeit wieder 37 Stunden die Woche klaut)

  • D
    Dirk

    Die Gründe um eine Auszeit zu nehmen kann ich gut verstehen. Es fällt sowieso immer schwerer in diesem System einen Sinn zu erkennen.

     

    Was mir allerdings immer Bauchschmerzen bereitet, ist die Tatsache, daß die Finanzierung dieses "Aussteigens" letztendlich auf Kosten der Allgemeinheit geschieht. Es funktioniert nur, wenn die Erwerbstätigen schön ihre Beiträge zur Arbeitslosenversicherung zahlen. So gesehen betrachte ich es dann als "Luxus", der von anderen bezahlt wird.

     

    Trotzdem, Gute Reise

     

    Dirk

  • D
    Dirk

    "Würde das, was ich hier gerade mache, mit der Wucht einer Massenbewegung in die Auflösung der politisch gemachten Werte, also der Pflicht zur Arbeit, führen."

     

    Stuss; es gibt keine Arbeitspflicht. Die Dame kann sich meinetwegen sonstwo auf die Haut legen, wenn sie es sich leisten kann und nicht von der Allgemeinheit lebt.

    Im Übrigen typisches, teils ideologisch verbrämtes Fluchtverhalten. Therapie wäre weit sinnvoller für sie selbst wie auch für die Solidargemeinschaft.

  • OK
    Oma Kruse

    Sind Sie mal morgens um vier oder fünf in Berlin Bus oder S-Bahn gefahren? Haben Sie all die übermüdeten Putzfrauen, Pförtner und Schichtarbeiter gesehen? Die bezahlen alle mit ihren Steuern und Sozialabgaben Madames Urlaub in Portugal. Als Mitglied der Elite in diesem Land (und dazu gehört auch eine Journalistin mit Hochschulabschluss und Volontariat) hat man auch eine gewisse Pflicht, nicht auf Kosten seiner ärmeren Mitmenschen zu leben, sondern im Gegenteil in die gemeinsame Kasse einzuzahlen.

    Was glauben Sie, wie viele Menschen rund um den Globus einen "burn-out" haben und trotzdem Tag für Tag für sich und ihre Familie Säcke schleppen, Unkraut jäten oder Schnürsenkel verkaufen müssen – einfach um eine Handvoll Reis kaufen zu können. Und da kommt Madame und jammert über ihre sinnlose Luxusexistenz. Achgottchen.

  • DH
    Der Heinz

    und wer stellt sich dann in ihrem namen auf dem amt vor?? das alles hier scheint mir sehr fiktional zu sein. außerdem: spätestens mit hartz4 ist dann schluss mit kustig. eigenbemühung nachweisen und persönliches erscheinen und so. viel spaß!

  • DS
    D. S.

    Ich hab irgendwie gespaltete Gefühle für das beschriebene. Mit dem Auswandern und vom Arbeitslosengeld leben hab ich absolut kein Problem. Was mich stört ist das man an einer Arbeit festhält die dem gezeigten Ergebnis entsprechend einen nicht erfüllt. Und eben das man, wenn man sich einmal festgelegt hat, man nicht mehr aus dieser Sparte heraus kommt ist schrecklich und traurig. Ich für meinen Teil habe noch 1 Jahr, um mir klar zu werden welchen Weg will ich gehen. Journalismus habe ich schon vor 2 Jahren abgehackt, das ist nichts für mich. Arbeit im sozialen Bereich bedarf feinfühligeren Menschen als mir. Für den Arztberuf fehlt es an Nerven. Die Polizei und der Bund nehmen auch nicht jeden. Die Kindheitsträume sind damit alle schon versiegelt und als zu riskant abgesegnet. Das Risiko bei einer Arbeit zu landen, die einen bis ans ende der Eurozone treibt. Ich für meinen Teil habe mir jetzt einfach das Gebiet mit der, meiner Meinung nach, weitesten Palette an Arbeitsmöglichkeiten.

  • B
    Bonk

    Well done. Davon können/sollten sich einige mal 'ne Scheibe abschneiden. Nicht nur "out of the box" denken (und dann vergessen)..

  • F
    FRITZ

    „Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer

    allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.“

     

    Emmanuel Kant

     

    „Der Sozialismus stimmt mit der Bibel darin überein, wenn diese sagt: Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“.

     

    August Bebel

     

     

    Genug gesagt.