piwik no script img

Bericht des Pestizid-AktionsnetzwerksAckergiften schutzlos ausgesetzt

Keine Ahnung, keine Schutzkleidung: In Afrika, Asien und Lateinamerika leiden Landarbeiter und Anwohner von Feldern oft an Vergiftungssymptomen, sagt das Pestizid-Aktionsnetzwerk.

"Nicht betreten": Auf einem Feld nahe Chualar im US-Bundesstaat Kalifornien wird vor den eingesetzten Ackergiften gewarnt. Bild: ap

BERLIN taz | Der Einsatz von Pestiziden schädigt vor allem in Entwicklungsländern regelmäßig die menschliche Gesundheit. Die Landarbeiter selbst und Nachbarn von gespritzten Feldern litten oft unter chronischen Kopfschmerzen, Schwindelanfällen oder Sehstörungen, heißt es in einem neuen Bericht des Pestizid-Aktionsnetzwerks (PAN).

Der Bericht beruht auf Interviews mit 2.200 Anwohnern und Landarbeitern in Afrika, Asien, und Lateinamerika. "Pestizidanwender haben oft keine Informationen über die Gesundheitsgefahren der Pestizide. Und falls sie über diese verfügen, können sie die notwendige Schutzkleidung oft nicht bezahlen", sagt Javier Souza, Koordinator vom PAN in Lateinamerika. Keine der für den Report interviewten Personen benutze Schutzkleidung, die den Standards in Industrieländern entspricht. Oft würden sie nur kurzärmelige Hemden und Shorts tragen. Für viele sei Schutzkleidung vor Ort nicht einmal verfügbar.

Dem Bericht zufolge stehen 82 der in Asien von Bauern verwendeten 150 Pestizidwirkstoffe auf der PAN-International-Liste hochgefährlicher Pestizide. Dies trifft auch auf sieben der zehn am meisten verwendeten Pflanzenschutzmittel zu. Der Report wird ergänzt durch Ergebnisse von Luftuntersuchungen in den USA.

"Die Analysen zeigen, dass in ländlichen Gebieten der USA in der Nähe von Schulen und Häusern oft Pestizide eingesetzt werden, die zur Verwehung neigen. Daraus resultiert ein Gesundheitsrisiko für Kinder und Erwachsene", sagt Kathryn Gilje, Direktorin von PAN Nordamerika. "In einem industrialisierten Land zu leben bietet also keine Gewähr, vor den negativen Folgen des Pestizideinsatzes geschützt zu sein."

Die Autoren des Berichts empfehlen den Regierungen, stärker als bisher umweltfreundlichere Landwirtschaftsmethoden zu fördern. Firmen, die gefährliche Pestizide produzieren und vermarkten, müssten die Verantwortung für die entstandenen Schäden übernehmen. Besonders gefährliche Pestizide müssten verboten werden.

Der Industrieverband Agrar, der auch Pestizidhersteller vertritt, erklärte, die Branche biete seit rund 20 Jahren Schulungsprogramme in Afrika, Asien und Lateinamerika zur sicheren Anwendung der Chemikalien an. "Pflanzenschutz und moderne Agrartechnologien spielen in diesen Ländern eine zentrale Rolle für die Sicherung der Nahrungsproduktion", sagte ein Sprecher.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!