Benno Schirrmeister über Pseudokonzepte: Indiskutabler Plan
Es klingt wie ein Witz: Die hochverschuldete kommunale Klinikholding und die vertragswidrig auch nach 2018 auf staatliche Subventionen angewiesene private Jacobs University (JUB) möchten sich zusammen tun, um richtig viel Geld auszugeben. Laut einem „Konzept“, das sie bei der Gesundheitsbehörde eingereicht haben, wollen sie an der JUB einen Medizinstudiengang einrichten.
Nun ließe sich streiten, ob Bremen den gründen sollte, wo doch die hiesige Hochschullandschaft ohnehin mehr für den Fachkräfte-Bedarf der Flächenländer tut, als sie müsste. Die Einrichtung allein würde 18, der Betrieb jährlich etwa 100 Millionen Euro kosten. Viel billiger wäre, den von der großen Koalition 2006 eliminierten Sonderpädagogik-Studiengang zu revitalisieren. Und Sonderpädagogen werden viel dringender gesucht.
Dass sich aber die Pleite-JUB mit einem „Konzept“ fürs Geldgrab eines Medizinstudienganges bei der Senatorin meldet, das die Finanzierung komplett auf Bremen abwälzt, ist indiskutabel. Denn das JUB-Management beweist damit einmal mehr, dass es ihm nicht darum geht, die eigene Schieflage zu beseitigen sondern eher zu verschärfen: Getreu dem Motto, dass nur eines staatliche Beihilfe besser absichert, als ein Kredit: ein größerer Kredit.
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