Beleuchtung: Gaukler in falschem Licht
Für Beleuchtung auf dem Gauklerfest sorgen alte Glühbirnen. Warum eigentlich?
![](https://taz.de/picture/196284/14/DPAgluehbirne.jpg)
Samstag ist so eine Art Wüstenrot-Tag für Glühbirnen. Ab dann dürfen nur noch Restbestände der stromfressenden Birnchen mit dem hauchdünnen Leuchtfaden verkauft werden. EU-Bürger müssen auf Energiesparlampen umsteigen.
Ob die Macher des Berliner Gauklerfests deshalb dessen Eröffnung auf Donnerstag vorgezogen haben? Höchstunwahrscheinlich, schließlich verkauft die Berlin Zauber Veranstaltungs GmbH keine Glühbirnen, sondern Jahrmarktstimmung. Es ist also nichts Verbotenes, wenn beim Gauklerfest nicht nur Kunsthandwerker, Köche und Künstler an den Start gehen, sondern auch Hunderte alter, energiefressender Glühlampen. Dennoch fühlt sich Christian Schulze, Sprecher der Berlin Zauber GmbH, ertappt wie ein Schulbube: „Die Vorbereitung war zu kurz, deshalb mussten wir auf das zurückgreifen, was wir haben.“ Man muss es dem Mann abnehmen. Schließlich beweist der Veranstalter mit dem „Winterzauber“ ökologisch korrektes Bewusstsein. Beim gediegenen Weihnachtsmarkt am Gendarmenmarkt sind die alten Glühbirnen längst gegen LED-Leuchten ausgetauscht worden. Sogar ein Lichtkonzept haben die Veranstalter vorgelegt, versichert Schulze und bedauert: „Wir haben ja selbst ein Interesse daran, Energie und damit Kosten zu sparen.“
Kurzfristig grünes Licht
Tatsächlich ist den neuen Machern wohl kein Vorwurf zu machen. Die Berlin Zauber GmbH veranstaltet dieses Jahr ihr erstes Gauklerfest, nachdem die alte Gauklerfest GmbH in Insolvenz gegangen war. Allerdings zog sich der Verkauf der Namensrechte hin, auch weil ein Gerichtsverfahren anhängig war. „Grünes Licht haben wir erst vor sechs Wochen bekommen“, beteuert Schulze.
Mit dem neuen Gauklerfest will Helmut Russ, der Chef der Berlin Zauber, ein neues Publikum ansprechen. „Weg vom Rummel“ lautet die Devise. Stattdessen: „Leute, die gern ausgehen und ein gehobenes Niveau suchen.“ So formulierte es Russ gegenüber einer Zeitung. Blöd nur, dass die gerade überdurchschnittlich Wert auf Öko legen. Auf die Energie- und sonstigen Bilanzen des Gauklerfests darf man gespannt sein.
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