Bedrohung von Asylbewerbern in Freital: Gejohle und Flaschenwürfe
Wieder demonstrieren Gegner und Befürworter einer Flüchtlingsunterkunft im sächsischen Freital. Am Ende fliegen Flaschen, ein Mann wird verletzt.
Während des Protests und unter Gejohle der Flüchtlingsheimgegner trafen 50 weitere Asylbewerber ein, darunter mehrere Frauen mit kleinen Kindern. Auch sie seien von der Ankunft der neuen Flüchtlinge mitten im Trubel der Demonstrationen erst kurzfristig unterrichtet worden, sagte ein Polizeisprecher.
Nach dem Ende der Versammlungen am späten Abend wurden der Polizei zufolge einige der Linken mit Flaschen beworfen. Dabei wurde ein Mann leicht verletzt. Wer die Flaschen warf, war nach Angaben der Polizei zunächst unklar.
Die Migrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), zeigte sich angesichts der Proteste besorgt: „Mir ist wichtig, deutlich zu sagen, dass ein Aufruf zu Gewalt gegen Flüchtlinge in keiner Weise akzeptabel ist“, sagte sie der Berliner Zeitung. Es gebe in Freital offensichtlich Menschen, die aufwiegeln und eine bösartige Stimmung erzeugen wollten. „Das weckt durchaus schlimme Erinnerungen.“
Rassistisch motivierte Proteste
Sachsens Ausländerbeauftragter Geert Mackenroth (CDU) warf den Organisatoren der Proteste aggressive Stimmungsmache vor. „Manche Formulierungen der Rädelsführer enthalten zumindest zwischen den Zeilen Aufrufe zu Gewalt gegen Personen und Sachen“, erklärte er. Die Opferberatung RAA und das Kulturbüro Sachsen sehen die Proteste gegen die Asylunterkunft klar rassistisch motiviert. Freital gilt als Hochburg der Pegida-Bewegung. Deren Mitinitiator Lutz Bachmann hatte zum Protest gegen die Unterkunft aufgerufen.
Bereits am Montagabend waren die ersten Flüchtlinge von Gegnern der Unterkunft empfangen worden. Am Dienstagabend positionierten sich rund 200 Menschen vor der Unterkunft, um von ihnen befürchtete Übergriffe seitens der rund 80 Asyl-Gegner zu verhindern. Im Anschluss waren einige von ihnen von mutmaßlichen Heimgegnern angegriffen worden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag