Beate Zschäpe und der NSU-Terror: „Roseanne“ hilft bei der Aufklärung

Beate Zschäpe soll bei einem der NSU-Morde in Nürnberg in der Nähe des Tatorts gewesen sein. Eine Zeugin will sie erkannt haben, weil sie einer Schauspielerin ähnlich sehe.

Sieht offenbar der „Roseanne“-Figur Darlene Conner (gespielt von Sara Gilbert) sehr ähnlich: Beate Zschäpe. Bild: dapd

BERLIN taz | Eine Zeugin will die mutmaßliche NSU-Terroristin Beate Zschäpe am 9. Juni 2005 am Tag des Mordes an Ismail Yasar in Nürnberg in unmittelbarer Nähe des Tatorts gesehen haben. Das geht aus Ermittlungsakten hervor, die die Bundesanwaltschaft für die Anklageerhebung an das Münchner Oberlandesgericht geschickt hat.

Für die Zuverlässigkeit der Zeugin spricht, dass sie schon 2005 ausgesagt hatte, sie habe in der Nähe des Tatorts zwei Fahrradfahrer gesehen. Dies deckt sich mit weiteren Zeugenaussagen. Bei mehreren ihrer Morde, Anschläge und Überfälle sollen die NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt mit Rädern unterwegs gewesen sein.

Nach Auffliegen des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) wiederholte die Zeugin in diesem Frühjahr nun ihre Aussage – und berichtete außerdem, dass sie sich durch die Fernsehbilder über das Neonazitrio an eine Frau erinnert habe, die sie an jenem Tag beim Bezahlen in einem Edeka-Markt gesehen habe: Das sei Beate Zschäpe gewesen.

Warum sich die Zeugin sicher sein will, damals die mutmaßliche NSU-Terroristin erkannt zu haben, klingt zunächst überraschend: Die Frau habe sie an die US-Schauspielerin Sara Gilbert erinnert, die in der Kult-Serie „Roseanne“ die Darlene spielte. Doch tatsächlich gibt es zwischen der Schauspielerin und Zschäpe erstaunliche Ähnlichkeiten. Als die Ermittler der Zeugin Fotos von Zschäpe vorlegten, sagte sie sofort: Die war es.

Am Morgen jenes Donnerstags im Juni 2005, so ihre Aussage, habe sie Zschäpe gegen 10 Uhr im Edeka-Markt gesehen, danach habe sie auf einem Spielplatz um die Ecke die beiden Radfahrer beobachtet. Ismail Yasar wurde zwischen 9.45 Uhr und 10.15 Uhr ermordet. Sein Imbiss stand direkt hinter dem Supermarkt.

Als Generalbundesanwalt Harald Range vergangene Woche Anklage erhob, sprach er von „Anhaltspunkten“, dass sich Zschäpe in der Nähe eines Tatortes aufgehalten habe. Gemeint war offenbar diese Zeugenaussage.

Range hat die maximale Anklage gegen Zschäpe erhoben. Er wirft ihr nicht nur vor, Mitglied einer terroristischen Vereinigung gewesen zu sein, sondern auch Mittäterin bei den zehn Morden des NSU gewesen zu sein.

Belastende Fingerabdrücke

Die Aussage der Zeugin in Nürnberg ist nur ein Puzzleteil, das die Anklage der Bundesanwaltschaft stützen soll. Zwar sind keine weiteren Hinweise bekannt, dass Zschäpe an einem der Tatorte gewesen sein könnte; dafür liegen aber eine Reihe von Indizien vor, dass sie zumindest von den Morden gewusst haben müsste.

So haben die Ermittler im Schutt der abgebrannten Zwickauer Wohnung des Neonazitrios zwei Zeitungsausschnitte mit Zschäpes Fingerabdrücken gefunden. Einer thematisiert den Bombenanschlag des NSU in Köln im Juni 2004, der andere den Mord am Gemüsehändler Habil Kilic in München im August 2001. Auch auf einem der Umschläge, in denen nach Auffleigen des Neonazitrios die Bekenner-CD des NSU verschickt wurde, fanden die Ermittler inzwischen Abdrücke von Zschäpes linkem Ringfinger und ihres rechten Mittelfingers.

Die 37-jährige Beate Zschäpe schweigt, seit sie sich im November 2011 gestellt hat, zu den Anschuldigungen. Ihre Anwälte werden im Prozess voraussichtlich versuchen, sowohl die Mordvorwürfe als auch den Vorwurf der Mitgliedschaft in einer Terrorgruppe infrage zu stellen. „Wir bezweifeln das“, sagte vor wenigen Tagen einer der Verteidiger in Bezug auf Letzteres.

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