Beate Schederschaut sich in Berlins Galerien um:
Theoretikerin Hannah Ahrendt, Schauspielerin Tilda Swinton, Trans*model Valentina Sampaio, Herzogin Meghan Markle – für Edgar Leciejewski haben diese Damen offenbar einiges gemeinsam. Zumindest gehören sie zu seinem Chor moderner Heldinnen, die er in seiner jüngsten Serie von Stoffbildern verewigt hat und zu denen neben prominenten Grenzgängerinnen, Pionierinnen und Ikonen auch Bekannte des Künstlers gehören. Collagenhaft hat er kleine Porträts, die an den Rändern zu brennen beginnen – womöglich aufgrund der flammenden Energie der Abgebildeten? – mit unterschiedlichen, skulpturhaft drapierten Deko- und Wachsstoffen zusammengebracht, abfotografiert und in handgearbeitete Stoff-Rahmen gesteckt. Bei CFA hängen ihnen schwarz-weißen Großaufnahmen von Hühnereiern gegenüber, die Leciejewski mit dem Scanner anfertigt. Einzigartig sind auch sie, zumindest mit den Augen des Künstlers betrachtet. Als Betrachter*in muss man eben nur ein wenig genauer hinsehen (bis 14. 9., Di.–Fr. 10–18; Sa. 11–14 Uhr, Grolmannstr. 32/33).
Als eine Hommage an HAL 9000, den intelligenten Computer aus Kubricks „A Space Odyssey“, lässt sich „Daisy Bell“, der Titel von Philip Grözingers Einzelausstellung bei Sexauer, verstehen. „Daisy Bell“ ist das Lied, das HAL 9000 im Film singt. Auch Grözinger lässt einen Computer das Lied singen, nur ist dieser nicht ganz so schlau – wäre sonst ja auch Science Fiction – und projiziert dazu mit heutiger AI erschaffene Bewegtbilder seiner Gemälde auf einen Bildschirm. Muss der Künstler vielleicht irgendwann gar keine neuen mehr malen, weil der Computer endlose Variationen erschaffen kann? (bis 22. 10., Mi.–Sa. 13–18 Uhr, Streustr. 90).
Nicht endlose, aber einige Wege mehr auf sich nehmen müssen in diesem Jahr die Besucher*innen des Berlin Art Prize. „Neun Einzelausstellungen von neun Nominierten in neun Projekträumen“ eröffnen am Freitag und Samstag. Da ist zum Beispiel Wieland Schönfelder, dessen multimediale, szenografische Installation bei Ashley auf einem Gedicht des US-amerikanischen Horrorautors Thomas Ligotti aufbaut, oder Agnes Scherer, die sich bei Horse & Pony ähnlich immersiv, ästhetisch aber ganz anders mit der Hinrichtung Marie Antoinettes auseinandersetzt. Eigentlich unfair einzelne herauszugreifen, sehenswert sind sicher alle, sowohl die Ausstellungen wie die Räume (Eröffnungen je 18–22 Uhr am 30. 8. bei Ashley, gr_und, Kreuzberg Pavillion, SMAC, Very; & am 31. 8. bei Display, Horse & Pony, Kinderhook & Caracas, The Institute for Endotic Research; Programm & Adressen: berlinartprize.com).
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