Bayerns Sieg über Mönchengladbach: Die Show der Alten
Nach dem 2:1-Sieg der Münchner über Mönchengladbach steht fest: Die Stars, das sind die Interimstrainer. Heynckes gibt sich humorvoll, Assistent Gerland ist schnell wie Usain Bolt.
MÜNCHEN taz | Endlich war das Spiel kurz unterbrochen. Hermann Gerland ließ alle Fesseln des Trainerdaseins hinter sich. Die Coachingzone: ein Witz. Das Spielfeld: der kürzeste Weg zum Einsatzort. Gerland wurde als Nothelfer gebraucht, also rannte er in der 85. Spielminute quer über den Platz zur gegenüberliegenden Außenlinie. Dort stand Philipp Lahm und hatte Durst. Also brachte Gerland ihm unter Huldgesängen der Bayern-Anhänger die Trinkflasche. Ob das nicht ein Regelbruch war? "Wer so schnell ist, darf über das Feld laufen", sagte Lahm über den Spurt des 54-Jährigen. Auch Manager Uli Hoeneß urteilte milde: "Es ist im Rahmen der Gesetze abgelaufen." Aber er habe Gerland gefragt, "ob er das Sauerstoffzelt braucht?"
Mit Staunen verfolgen sie beim FC Bayern, wieviel Schwung Co-Trainer Gerland und sein Chef Jupp Heynckes binnen einer knappen Woche erzeugt haben. Plötzlich gilt: Die Trainer sind die Stars. Vereinspräsident Franz Beckenbauer verstieg sich gar zu der Aussage: "Der Jupp wäre genau der richtige Trainer für die Zukunft, wenn er zehn oder 15 Jahre jünger wäre". Heynckes ließ aber keinen Zweifel daran, dass sein Engagement in München nach den restlichen vier Spielen dieser Saison enden werde.
Es ist erstaunlich, wie gelöst Heynckes diese heikle Aufgabe angeht. Man hatte ja von seinen vergangenen Engagements das Bild eines gealterten, stets angespannten Trainers in Erinnerung. Nun, nach eineinhalb Jahren Pause, präsentiert Heynckes sich offen und humorvoll. Vorm Pressegespräch am Freitag bat er alle 15 Journalisten, sich vorzustellen - ein Novum beim FC Bayern. Und als reihum Name um Name fiel, schaute er jedem aufmerksam in die Augen.
So ähnlich scheint er auch mit den Spielern umzugehen. "Er strahlt Optimismus und gibt der Mannschaft die Sicherheit wieder", sagte Lahm. Dazu gehört auch, dass Heynckes Spieler, die zuletzt unter Jürgen Klinsmann auf der Bank saßen, mit Erfolg wieder einbindet. So gelang Bastian Schweinsteiger und Hamit Altintop je ein sehenswerter Treffer zum 2:1-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach. Und auch ohne Torerfolg war Angreifer Lukas Podolski an diesem Tag einer der besten Bayernspieler. "Er hat wenige Bälle verloren und fußballerisch überzeugt, obwohl es gegen den defensiven Gegner schwer war für die Stürmer", sagte Heynckes.
Unabhängig vom Ausgang der Saison macht es im Moment den Eindruck, als würde Heynckes zumindest eines schaffen: die Mannschaft seinem Nachfolger in einem besseren Zustand zu übergeben, als er sie vorgefunden hat. Wer dieser Nachfolger wird, ist weiter Gegenstand von Debatten. Franz Beckenbauer bestätigte, dass nicht nur Louis van Gaal auf der Kandidatenliste steht, sondern auch Matthias Sammer. Der Niederländer van Gaal, noch in Diensten von AZ Alkmaar, wäre bereit. Eine Entscheidung soll bis spätestens 31. Mai fallen.
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