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Bayern vs. SchalkeGegengift gefunden

Ein unerwartet gutes Spiel zwischen Bayern und Schalke endet 1:1. Spielmacher Ivan Rakitic verdirbt den Münchnern den Spaß.

Der fliegende Torschütze. So freut sich Ivan Rakitic Bild: reuters

MÜNCHEN taz Die Fußball-Bundesliga hat eine neue Passion entdeckt. Sie heißt entgegen finsteren Befürchtungen nicht Treibjagd auf den FC Bayern, wie Uli Hoeness, der Manager, nach dem ersten Match und ein paar bösen Tritten gegen Franck Ribéry geargwöhnt hatte. Die Mission besteht auch nicht darin, den Bayern den Titel vermasseln zu wollen. Die 17 Klubs, die sich abseits des Münchner Ausnahmekaders als Restbundesliga begreifen, suchen gegenwärtig nach einem Rezept, mit dem die Bayern zu knacken sind. Ein einziger Sieg, der die Mär von den Unbezwingbaren ad absurdum führt, scheint dem Solidarverband Liga zu genügen. Und so lautet die Losung: Die Panzerknacker sind los. Am Wochenende versuchte es Schalke 04 unter den verschärften Bedingungen eines Auswärtsspiels.

Heraus kam ein 1:1 in einem viel besseren Spiel, als es die meisten erwartet hatten. Klose erzielte den Ausgleich gegen starke Schalker, die diszipliniert auftraten und der Münchner Spaßgesellschaft die Freude am Fußball vergällten. Sie führten fort, was der HSV vor zwei Wochen beim 1:1 gegen die Bayern vorgeführt hatte. Zwei defensive Mittelfeldspieler (Jermaine Jones und Fabian Ernst) hatte Schalke aufgeboten, die versuchten, den von Bastian Schweinsteiger und Ribéry initiierten Angriffsfluss zu stören. Eine halbe Stunde lang liefen die bayerischen Angriffe nach Plan. Dann begann das Schalker Gegengift zu wirken und die Bayern profitierten nur noch von der Überforderung der Außenverteidiger. Beinahe jeder Bayern-Angriff erreichte sein Ziel über die linke Seite des Nationalspielers Christian Pander, Schalkes Innenverteidigung leistete sich kaum einen Schnitzer.

In der Offensive konnte der 19-jährige Ivan Rakitic zeigen, was für ein fabelhafter Fußballer er ist - und das nicht allein deswegen, weil die Bayern ihn ließen. Er positionierte sich stets richtig, trumpfte mit einer extrem niedrigen Fehlpass-Quote und enormer Ballsicherheit auf, strahlte Torgefahr aus und vollendete in der 36. Minute zur Schalker Führung, die nicht einmal mehr aus heiterem Himmel gekommen war. Dass er nebenbei die Verhältnisse zurechtrückte und sich im klubinternen Duell der juvenilen Spielgestalter mit dem 18-jährigen Mesut Özil endgültig die Pole-Position verschafft haben dürfte, war ein keineswegs unerwünschter Nebeneffekt für den schussgewaltigsten Schalker. Oliver Kahn jedenfalls stand im Münchner Tor und konnte diesen Ball nicht halten, den er in seinem früheren Leben als bester Keeper der Welt sicher pariert hätte. So war Rakitic der zweite ehemaliger Basler an diesem Wochenende, der einen exzellenten Eindruck gegen ein Spitzenteam hinterließ. Bereits am Freitag hatte Mladen Petric zwei Treffer zum 3:0 von Borussia Dortmund über Bremen beigesteuert.

Doch Kahn vereitelte auch zweimal sichere Schalker Treffer, vor allem in jener Situation, als er blitzschnell an der Grenze zum Strafraum vor Rakitic aufgetaucht war und den Burschen derart verunsicherte, dass er Kahn den Ball in die Arme schoss. Eine Schlüsselszene: Hätte Schalke diesen Ball nicht vergeben, "dann hätten sie einen großen Vorteil gehabt" (Ottmar Hitzfeld), mithin die Vorentscheidung. So blieb es noch vage, doch die Anzeichen mehren sich, dass auch die Bayern eine Ansammlung von ganz gewöhnlichen Sterblichen darstellen - elf Arbeitskollegen mit den üblichen Formschwankungen, die den Ausschlag über Sieg, Remis oder Niederlage geben können. Und wenn sie bisher auch nicht zu schlagen waren, so mutet ihre Serie von drei Siegen und zwei Remis nicht eben furchterregend an - wenigstens ein blasser Hoffnungsschimmer für eine Liga, die den Bayern zukünftig vor allem den Spaß am Spiel verderben will.

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