piwik no script img

Bayern unterliegt FrankfurtUnited lässt grüßen

Frankfurt schlägt mit zwei Toren in den Schlussminuten die lange führenden Bayern. Das erinnert an das Champions-League-Trauma gegen Manchester United, dem Viertelfinal-Gegner in der Königsklasse.

Der Einsatz der rot-schwarzen Frankfurter hat sich gelohnt: Sie gewinnen gegen den Favoriten. Bild: dpa

FRANKFURT dpa | "Tja" und "ähm": Trainer Louis van Gaal rang nach Worten und Abwehrspieler Holger Badstuber irrte so desorientiert durch die Katakomben wie durch den eigenen Strafraum. Ausgerechnet vor der entscheidenden Phase in Meisterschaft, Pokal und Champions League muss sich der FC Bayern München erst wieder sammeln. "Das ist natürlich ein Rückschlag für uns. Man muss auswärts auch gewinnen, um deutscher Meister zu werden", redete Nationalspieler Bastian Schweinsteiger nach dem bitteren 1:2 (1:0) bei Eintracht Frankfurt durch zwei Treffer in den Schlussminuten Klartext.

Van Gaal setzte nach ein paar Sekunden ratloser Pause bei der Pressekonferenz zu seiner Analyse an. Doch fiel sie nicht schonungslos für den Tabellenführer aus, sondern sehr milde. Für den Niederländer war die verletzungsbedingte Herausnahme seines Abwehrchefs Daniel van Buyten (Prellung des Jochbeins und der Augenhöhle) "der Drehpunkt: Das war ein Wechsel zu viel".

Seine Mannschaft verfiel nach dem frühen 1:0 (6. Minute) durch Miroslav Klose in Lethargie und wurde als biederer Verwalter des Ergebnisses bestraft: Der 19-jährige Nobody Juvhel Tsoumou (87.) nach einem Patzer von David Alaba und der lange verletzte Martin Fenin (89.) glänzten als Joker und verwandelten mit ihren späten Toren die mit 51.500 Zuschauern ausverkaufte Frankfurter Arena in ein Tollhaus. "Wir haben uns endlich mal nicht ins Hemd gemacht in so einem Spiel", meinte Michael Skibbe nach dem ersten Sieg seiner Trainerkarriere gegen die Bayern triumphierend. "Das haben wir uns heute einfach verdient, das haben wir uns erkämpft und erspielt. Wir waren gut."

Statistik

Eintracht Frankfurt - Bayern München 2:1 (0:1)

Eintracht Frankfurt: Nikolov - Jung, Chris, Russ, Spycher (83. Tsoumou) - Schwegler, Meier - Heller (79. Korkmaz), Caio (74. Fenin), Köhler - Altintop

Bayern München: Butt - Lahm, van Buyten (80. Altintop), Badstuber, Alaba - Robben, van Bommel, Schweinsteiger, Pranjic (65. Timoschtschuk) - Müller, Klose

Schiedsrichter: Weiner (Giesen)

Zuschauer: 51.500 (ausverkauft)

Tore: 0:1 Klose (6.), 1:1 Tsoumou (87.), 2:1 Fenin (89.)

Gelbe Karten: - / Badstuber (1), Klose (1)

Nach zuvor 19 Spielen ohne Niederlage und dem Einzug ins Viertelfinale der Königsklasse taten sich die Bayern schwer, mit diesem Tiefschlag umzugehen. "Jetzt sehe ich wieder die Schlagzeile: Bayern in der Krise", murrte Kapitän Mark van Bommel. "Aber wir waren acht Punkte hinten und jeder hat uns schon gesagt, dass wir eine sehr schlechte Saison haben. Nach einem verlorenen Spiel geht die Welt auch nicht unter."

Bereits am Mittwoch im Halbfinal-Schlager des DFB-Pokals auf Schalke können die Bayern beweisen, dass sie beim Tanz auf drei Hochzeiten nicht den Schwung verloren haben. Nach dem nächsten Heimspiel gegen den VfB Stuttgart geht's zudem erneut nach Gelsenkirchen und dann nach Leverkusen. Und in der Champions League hat der Rekordmeister im Viertelfinale in Manchester United einen dicken Brocken erwischt.

Um mit angezogener Handbremse ein Liga-Spiel zu gewinnen, dazu fehlte den Bayern ohne die verletzten Franck Ribéry und Mario Gomez am Samstag jedenfalls die Klasse. Sportdirektor Christian Nerlinger wollte nichts davon wissen, dass die Mannschaft in Gedanken schon bei den nächsten Spitzenspielen war: "In keiner Weise! Man kann nur betonen, dass wir genau gewusst haben, wie schwierig es heute wird." Den Eindruck vermittelten die Münchner aber nicht. Allein zwei statistische Daten entlarvten den Meister: Nach 68 Minuten hatten die Gäste den ersten Eckball.

Und die Flanken-Bilanz hieß nach Abpfiff 20:1 - für die Frankfurter, bei denen vor allem die unerfahrenen Marcel Heller und Sebastian Jung den Bayern-Stars auf der rechten Seite auf und davon liefen. "Wenn man gegen vermeintliche Außenseiter Punkte lässt, muss man gegen Mitkonkurrenten gewinnen", meinte Nerlinger trotzig, nachdem seine Mannschaft schon in Nürnberg und Köln nur remis gespielt hat.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!