Bayern gegen 1860 München: Elfmeter in letzter Minute
Mit viel Glück und einem Elfer kurz vorm Elfmeterschießen setzt sich der FC Bayern gegen den Lokalrivalen durch.
MÜNCHEN dpa Der FC Bayern München ist einer Derby-Pleite mit viel Glück entgangen und zum 20. Mal ins Halbfinale des DFB-Pokals eingezogen. Nach Gelb-Roten Karten für Torjäger Luca Toni (84.) und "Löwen"-Abwehrspieler Benjamin Schwarz (111.) sicherte Franck Ribéry dem Rekord-Pokalsieger mit einem verwandelten Foulelfmeter in der 120. Minute den glücklichen 1:0 (0:0)-Sieg nach Verlängerung. Vorausgegangen war ein Foul von Chhunly Pagenburg an Miroslav Klose. Bis dahin hatte der Zweitligist TSV 1860 den Bayern gut Paroli geboten, war aber auch im Glück, als Schiedsrichter Gagelmann kurz vor Schluss der regülären Spielzeit ein klares Foul gegen Lucio im Strafraum nicht pfiff. Man könnte auch sagen: Die Meisterschaftsfavoriten enttäuschten in der ausverkauften Allianz-Arena im 204. Derby auf ganzer Linie. In der 84. Minute eines am Ende emotionsgeladenen Spiels verlor Toni die Nerven und wurde nach einer Attacke gegen seinen Gegenspieler Markus Thorandt in die Kabine geschickt. Kurz vor Schluss (120.+4) sah auch noch Thorandt Gelb-Rot. Wo es an spielerischer Klasse fehlte, war es zum Schluss der Kampf, der das Spiel attraktiv machte.
"Mehr Unterhaltungswert kann ein Spiel nicht bieten", meinte hinterher Bayern-Manager Uli Hoeneß. Glück für die Bayern, dass Ribery die Nerven behielt: Der Siegtorschütze musste zweimal zum Strafstoss anlaufen, weil beim ersten Versuch Mark van Bommel zu früh in den Strafraum gelaufen war. "Schade, dass wir so ein Spiel verloren haben. Die Mannschaft hat sensationell dagegengehalten", meinte 1860-Manager Stefan Reuter. "So ein Spiel in der 120. Minute zu verlieren, tut unheimlich weh", sagte "Löwen"-Abwehrspieler Torben Hoffmann.
Ergebnis: 1:0 n.V. (0:0)
Bayern München: Kahn - Sagnol (76. Lell), Lucio, van Buyten, Lahm - Altintop (46. Ribéry), van Bommel, Zé Roberto, Kroos (65. Klose) - Toni, Podolski
TSV 1860 München: Hofmann (34. Tschauner) - Benjamin Schwarz, Thorandt, Berhalter, Hoffmann - Danny Schwarz, Sven Bender (58. Holebas) - Gebhart, Lars Bender, Bierofka (66. Pagenburg) - Kucukovic
Schiedsrichter: Gagelmann (Bremen)
Zuschauer: 69 000 (ausverkauft)
Tor: 1:0 Ribéry (120.+2/Foulelfmeter)
Gelbe Karten: Lahm, Kroos / Gebhart, Hoffmann
Gelb-Rote Karten: Toni (84./wiederholtes Foulspiel) / Benjamin Schwarz (111./Unsportlichkeit), Thorandt (120.+4/wiederholtes Foulspiel)
Beste Spieler: van Bommel, Ribéry / Danny Schwarz, Bierofka
Von Trainer Marco Kurz hervorragend eingestellt, hielt der Tabellen-Siebte der 2. Liga, der dem Lokalrivalen erst im Januar im Freundschaftsspiel ein Remis abgetrotzt hatte, die Partie lange Zeit ausgeglichen. Während die Bayern ihr Pensum zunächst behäbig und ideenlos abspulten, nutzten die "Löwen" ihre Freiheiten und inszenierten meist über Daniel Bierofka Offensivaktionen. Doch vor dem Tor von Oliver Kahn fehlte es dem TSV an Durchsetzungsvermögen.
Ohne Ribéry und Miroslav Klose, deren Plätze in der Startelf Toni Kroos und Lukas Podolski einnahmen, versuchten es die Bayern immer wieder mit Querpässen oder langen Bällen in die Spitze - ein Indiz für die Einfallslosigkeit. Erst ein kapitaler Fehler von Markus Thorandt, der den Ball im Mittelfeld gegen Kroos vertändelte, eröffnete dem Favoriten die erste klare Möglichkeit (36.). Doch dem 18-Jährigen spielten frei vor dem 60er-Tor die Nerven einen Streich. Statt auf den besser postierten Toni abzuspielen, jagte Kroos den Ball weit übers Tor. Zwei Minuten zuvor hatten die "Löwen" ihren nach einem Zusammenprall mit Toni angeschlagenen Schlussmann Michael Hofmann durch Philipp Tschauner ersetzen müssen.
Trainer Ottmar Hitzfeld reagierte auf das wenig inspirierte Spiel seiner Mannschaft und wechselte nach der Pause Ribéry für Hamit Altintop ein und sorgte damit für die erhoffte Belebung im Bayernspiel, das nun druckvoller wurde. Weitere Chancen waren die logische Folge. Trotzdem benötigten die Bayern einen Elfmeter kurz vor dem Elfmeterschießen, um das Spiel für sich zu entscheiden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!