Bayern München vor der Bundesligasaison: Klinsmann gibt den Buddha
Auf der ersten Pressekonferenz mit dem neuen Trainer stellt Vorstand Rummenigge klar: Poldi bleibt und Schweini wohl auch. Unter Klinsmann wird das Trainingsgelände zur Mentaloase.
MÜNCHEN taz Das alles sei eine „große, totale Ente“, sagt Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. „Ich habe das auch meinem Kollegen in Köln gesagt: Für mich ist dieses Thema ad acta gelegt.“ Dann knipste Rummenigge das Mikrofon aus und lehnte sich zurück. Keine weiteren Fragen bitte, sollte das heißen. Lukas Pdolski werde entgegen anders lautender Medienberichte den FC Bayern nicht verlassen, und der Schärfe in seiner Stimme konnte man das Karl-Heinz Rummenigge tatsächlich glauben. Zumal er beim Thema Bastian Schweinsteiger nicht ganz so deutliche Worte fand: „Wir haben nicht die Absicht, Schweinsteiger abzugeben“ - das war im Härtegrad doch eine Stufe weicher.
Sowohl beim 1. FC Köln als auch bei Werder Bremen hatte es geheißen, man hätte Interesse an einer Verpflichtung von Lukas Podolski, sofern der FC Bayern Interesse signalisiere. Doch offenbar plant Jürgen Klinsmann weiter mit Lukas Podolski als auch Bastian Schweinsteiger - wenn auch nicht für jedes Spiel. „Die beiden haben unglaubliches Potenzial“, sagt Klinsmann, „aber ich habe ihnen schon vor der EM gesagt: Es ist kein leichtes Pflaster beim FC Bayern, es gibt hier keine Garantien.“
Ach ja, da war ja noch was: Jürgen Klinsmann und seine erste Pressekonferenz als Trainer des FC Bayern, bei der er sich mit offener Trainingsjacke mit seinen Initialen zeigt. „Ich freue mich unheimlich auf diese Arbeit, und es ist eine Ehre, für diesen Verein tätig sein zu dürfen“, sagt er pathetisch. Er lächelt, als sein Blick über die gefüllten Reihen schweift. Und er tut es immer noch, als gut zwei Dutzend Fotografen unter Protest den Saal verlassen. Klinsmann hatte nämlich darum gebeten wegen des irritierenden Lärms der Auslöser nur in den ersten Minuten Fotos zu machen. Verärgert packen die Fotografen daraufhin sofort ihr Arbeitswerkzeug ein. Klinsmann aber lächelt den ersten Konflikt mit der Münchner Medienlandschaft einfach weg.
Auf dem Trainingsgelände der Bayern an der Säbener Straße wird zurzeit viel gebohrt und gehämmert, und zwar auf Anregung des 43-jährigen Schwaben. Plötzlich wird die Säbener Straße nur noch „Leistungszentrum“ genannt. Momentan verbringen die Spieler hier einen Acht-Stunden-Tag. Klinsmann will mit den Spielern viele Einzelgespräche führen, er will ihnen Mentaltraining anbieten, falls sie das möchten. Denn wenn sich Spieler nicht auch im Kopf änderten, dann helfe auch das ganze Training nichts, so der kalifornische Schwabe. Außerdem könne man hier Filme anschauen, einen Wohlfühlbereich gebe es auch. Bereits sichtbar ist die neue Dachterrasse mit Buddha-Statuen. Man wagt sich gar nicht vorzustellen, wie es jetzt innen aussieht. „Wir haben hier eine perfekte Oase für die Spieler geschaffen“, bestätigt Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.
In Wahrheit gibt es diese Baustelle an der Säbener Straße, weil Jürgen Klinsmann gewappnet sein will für all die anderen Baustellen, die es bald geben wird, und dafür hat er gerne eine familiäre Atmosphäre. Im Moment geht es noch sehr idyllisch zu, der 43-Jährige hat im Moment zwölf Spieler, mit denen er reden und die er testen kann. Doch wenn stufenweise die Helden, die Traurigen und die Verletzten der Fußball-EM zurückkommen, dann ist im Kampf um die Stammplätze seine Menschenkenntnis gefragt. Klinsmann zählt die Baustellen selbst auf: Tim Borowski kann jetzt den entscheidenden Schritt seiner Karriere machen, bei Toni Kroos wartet jeder drauf, dass er bald alles zeigt was er kann, José Ernesto Sosa will auch eine Perspektive. Und anscheinend sollen ja auch Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski gehalten werden.
Klinsmann sagt über sich, am meisten freue er sich auf die tägliche Arbeit. Es ist ja seine erste Station als Vereinstrainer. Klinsmann ist noch unverbraucht und voller Euphorie, das ist ihm anzumerken. Seine Ziele scheinen aber erst einmal noch nicht über die kommende Saison hinaus zu gehen. Die beiden nationalen Titel, klar, und in der Champions League wolle man „nach Möglichkeit bis zum Ende dabei sein.“ Wie soll er auch wissen wie lange er bleibt. Im Moment klebt ja sozusagen noch nicht einmal die Tapete an der Wand. Und neue Pokale stehen auch noch keine davor.
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