Bayern München schockt Konkurrrenz: Zeichen des Südsterns
Die Bayern spielen Stuttgart im DFB-Pokal an die Wand und sind sich drei Tage vor Beginn der Bundesliga-Rückrunde sicher, die Konkurrenz nachhaltig schockiert zu haben
STUTTGART taz Wohl jeder Stuttgarter musste an diesem die eine Frage beantworten: Wer soll diese Bayern stoppen? Und jeder zuckte zweifelnd mit den Schultern und wusste nichts wirklich Erbauendes zu erwidern. So schweigsam die Verlierer davontrotteten, so redselig gaben sich die Sieger aus München. Der Auftritt im Pokalachtelfinale war mit dem 5:1 zur beeindruckenden Demonstration geworden. Drei Tage vor dem Rückrundenstart hatte der FC Bayern ein Ausrufezeichen gesetzt und die Meinung aller 18 Bundesligatrainer eindrucksvoll bestätigt, die fest daran glauben, dass keiner den FCB als Meister verhindern kann.
Selten muss man bei Uli Hoeneß rätseln, was er meint. Seine Botschaften sind meist klar und eindeutig. Selbst wenn anderen vor Staunen der Mund offen steht und sie verzweifelt nach Worten suchen, weil es so aufregend war, sprudeln die Gedanken aus dem Bayern-Manager geradezu selbstbewusst heraus. So brachte Hoeneß auch diesmal die Dinge schnell auf den Punkt. "Die Konkurrenz weiß jetzt, wo der FC Bayern steht", sagte er. Man konnte Hoeneß, der oft genug als PR-Stratege in eigener Sache auftritt, nach dem Abend nicht einmal einen neuerlichen Arroganzanfall vorwerfen. Machen die Bayern mit ihrem Tempofußball so weiter, müssen viele fürchten, so überrollt zu werden wie die Stuttgarter. Das gilt vorerst für die nationale Bühne, dort sind Meisterschaft und Pokal fest eingeplant. In der derzeitigen Form aber ist den Münchnern auch in der Champions League einiges zuzutrauen. Im März spielt der "Stern des Südens" im Achtelfinale der Königsklasse gegen Sporting Lissabon. Traditionell sieht sich die Bayern AG als "Global Player", und so sind die Ankündigungen eng mit internationalen Sehnsüchten verknüpft.
Trainer Jürgen Klinsmann gab in diesen Momenten des Triumphes vor, ganz genau zu wissen, was in den Köpfen der Konkurrenten vorgeht: "Jeder überlegt sich nun genau, wie er gegen uns bestehen kann." Diese "Überlegungen" werten sie beim FC Bayern als positives Signal. Die Botschaft: Die anderen haben wahnsinnig Respekt oder gar Angst vor uns. "Beim Gegner spielt sich vieles im Kopf ab", glaubt Klinsmann und ordnete die Lehrstunde am Neckar wie folgt ein: "Dieses Spiel war ein Zeichen." Stürmer Luca Toni, der ganz berauscht von einem "schönen 5:0-Sieg" war, fügte mit einem süffisanten Lächeln hinzu: "Wir haben gezeigt, wie ernst wir es meinen."
All die in Frage kommenden Konkurrenten, Tabellenführer Hoffenheim, ebenso der erste Gegner der Rückrunde am Freitag, der Hamburger SV, in Leverkusen und Schalke werden diesen Auftritt mit gemischten Gefühlen betrachtet haben. Ein "Spiel wie aus einem Guss" nannte es Hoeneß und sprach vom Klassenunterschied: "Wir wussten, dass wir fit sind, aber dass die Mannschaft eine solche Demonstration abliefert, konnte keiner wissen. Ich bin begeistert." Selbst Franck Ribérys Einlage als Elfmeter-Clown war da zu verkraften, obwohl Hoeneß schimpfte: "Das war Cirque du Soleil, das will ich nicht wieder sehen." Der Franzose hatte beim Stand von 2:0 einen kessen Heber versucht. Der Ball aber landete in den Armen von Jens Lehmann, der auf Ribérys nicht allzu originellen Trick nicht hereinfiel. Ribéry dazu: "Ich wollte nur Spaß haben." Typisch.
Die Stärke der Münchner war nicht allein mit der erschreckenden Stuttgarter Schwäche zu erklären. Klinsmanns Elf führte schnellen, direkten Tempofußball vor, bot eine disziplinierte taktische Vorstellung, der den VfB vor unlösbare Rätsel stellte. "Wir sind auf fast jeder Position doppelt besetzt", sagte Klinsmann. "Wir haben einiges vor, das wissen die anderen jetzt. Wenn wir konzentriert sind, wird es schwer sein, an uns vorbeizuziehen."
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!