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Bayer stoppt Pharma-CampusRückschlag für Europacity

Uwe Rada

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Uwe Rada

Mit dem Bayer-Campus wollte sich der Konzern zum Nordhafen öffnen. Zugleich wäre er das nördliche Ende der Europacity gewesen. Daraus wird nun nichts.

N eulich hat Regula Lüscher einen Fassadenentwurf präsentiert. Am Europaplatz im Norden des Hauptbahnhofs entstehen zwei Hotels - und die Senatsbaudirektorin versprach, dass die nicht genauso Banane aussehen werden wie das Meininger auf der anderen Bahnhofsseite. Botschaft: Die Europacity, die am Europaplatz beginnen und am Nordhafen enden soll, setzt nicht auf Masse, sondern auf Klasse.

Städtebaulicher Schaden

Nun hat der Bayer-Konzern mitgeteilt, den sogenannten Pharma-Campus auf Eis zu legen. Das Unternehmen wolle sich lieber stärker in China engagieren. Klingt nach einer Wirtschaftsmeldung, ist es aber nicht, wie Wissenschaftssenator Zöllner treffend formulierte: "Der städtebauliche Schaden ist größer als der für die Wirtschaft."

Das ist womöglich gar untertrieben. Schließlich war der Pharma-Campus für die Entwicklung der Europacity entlang der Heidestraße weitaus wichtiger als der Europaplatz. Der Neubau der Unternehmenszentrale sowie die Öffnung des ehemaligen Schering-Geländes zum Nordhafen wären Garanten dafür gewesen, dass dem ehrgeizigen Projekt nicht frühzeitig die Luft ausgeht. Nun entsteht Lüschers Vorzeigeviertel nicht zwischen zwei Magneten, sondern wächst vom Hauptbahnhof nach Norden. Oder nicht.

Das ist nicht nur für Lüscher ein Rückschlag, sondern auch für den Senat. Zuerst wurde mit Schering das einzige Dax-Unternehmen der Hauptstadt geschluckt. Mit viel Lob für den Standort. Nun orientiert sich Bayer weg von Berlin. Man wird es der Stadt über Jahre ansehen.

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Uwe Rada
Redakteur taz.Berlin
Jahrgang 1963, ist Redakteur für Stadtentwicklung der taz. Weitere Schwerpunkte sind Osteuropa und Brandenburg. Zuletzt erschien bei Bebra sein Buch "Morgenland Brandenburg. Zukunft zwischen Spree und Oder". Er koordiniert auch das Onlinedossier "Geschichte im Fluss" der Bundeszentrale für politische Bildung. Uwe Rada lebt in Berlin-Pankow und in Grunow im Schlaubetal.
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