Bayer Leverkusen gegen VfB stuttgart: "Wir spielen großen Mist"
Bayer, in der Bundesliga seit 14 Spielen ungeschlagen, erstürmt erneut die Spitze und stürzt Stuttgart in eine schwere Krise. VfB-Manager Horst Heldt spricht von einer "Vollkatastrophe".
LEVERKUSEN/BERLIN taz Als "krasser Außenseiter" war der VfB Stuttgart nach Leverkusen gereist, so hatte es VfB-Manager Horst Heldt im Vorfeld dieser Partie gesehen - und er sollte recht behalten. Stuttgart, mittlerweile auf Platz 17 in der Tabelle abgesackt, war dem Tabellenführer der Fußballbundesliga am Sonntag beim 4:0 (2:0) in allen Belangen unterlegen.
Sie dürften nun wieder losgehen, die Diskussionen über eine vorzeitige Entlassung von VfB-Trainer Markus Babbel. Ein völlig frustrierter Horst Heldt sagte in der Halbzeitpause: "Wir sind dämlich, wir spielen großen Mist, unfassbar. Wir sind Siebzehnter und machen einen auf Hacke-Spitze-Einszweidrei." Eine Lösung für das Debakel hatte er auch parat: "Am besten alle elf auswechseln." Für Heldt war es eine einzige "Vollkatastrophe".
Bayer Leverkusen: Adler - Schwaab, Friedrich, Hyypiä, Castro (84. Sarpei) - Vidal (84. Bender), Reinartz - Barnetta, Kroos - Kießling (88. Helmes), Derdiyok
VfB Stuttgart: Lehmann - Osorio, Tasci, Delpierre, Boka - Träsch, Rudy - Gebhart (46. Hilbert), Hleb - Cacau (46. Schieber), Pogrebnjak (72. Marica)
Schiedsrichter: Meyer (Burgdorf) - Zuschauer: 30 210 (ausverkauft)
Tore: 1:0 Kießling (22.), 2:0 Derdiyok (39.), 3:0 Kießling (59.), 4:0 Kießling (87./Foulelfmeter)
Gelbe Karten: - / Boka (2), Cacau (4), Hilbert (1), Lehmann (3), Rudy (1), Tasci (4)
Beste Spieler: Kroos, Kießling / Boka, Träsch
Es war vor allem ein Spieler, der das instabile Stuttgarter System aus den Angeln hob: Toni Kroos. Er war an allen gefährlichen Aktionen der Leverkusener beteiligt. Eine Nachricht aus München mag den Mittelfeldspieler beflügelt haben. Karl-Heinz Rummenigge hatte sich zu Wort gemeldet und Bayer Leverkusen die letzte Hoffnung auf einen längeren Verbleib des ausgeliehenen Spielers genommen. "Toni wird nächstes Jahr zu uns zurückkehren und dann ein wertvoller Spieler für den FC Bayern sein", legte der Vorstandsvorsitzende des deutschen Fußball-Rekordmeisters auf der Jahreshauptversammlung fest.
Rudi Völler glaubt zwar noch, die "endgültige Entscheidung" sei noch nicht gefallen und aufs Frühjahr vertagt, doch einen Toni Kroos in dieser Form werden sich die Bayern kaum entgehen lassen: In den ersten 45 Minuten schoss Kroos den Ball gleich zweimal an den Pfosten (19. und 31. Minute), er leitete den ersten Treffer von Stefan Kießling mit einem Freistoß ein (22. Minute). Er war auch am 2:0 beteiligt. Seinen wunderbaren Pass aus dem zentralen Mittelfeld verwertete Eren Derdiyok in der 38. Minute.
Kroos, gerade einmal 19 Jahre alt, ist bis zum 30. Juni 2012 an den FC Bayern München gebunden, allerdings bis zum Ende dieser Saison an die Leverkusener ausgeliehen. "Es spielt keine Rolle, ob ich in Leverkusen bleiben will. Wenn Bayern sagt, dass ich zurückkommen soll, komme ich gerne zurück", hatte Kroos zuletzt gesagt.
Als die Stuttgarter Mannschaft gestern zur zweiten Halbzeit auflief, war klar, dass Trainer Babbel den Rat von Manager Heldt nicht beherzigt hatte. Er wechselte nicht alle elf aus, er tauschte nur zwei Profis aus. Leverkusen, das in der Liga bisher ungeschlagene Team, setzte nahtlos dort an, wo es in Halbzeit eins aufgehört hatte. Logischerweise war es Kroos, der in Minute 50 wieder gefährlich aufs Tor schoss. Und es war Kroos, der Kießling den Ball zum 3:0 in der 59. Minute auflegte. Beim 4:0 durch Kießling per Foulelfmeter war Kroos ausnahmsweise nicht beteiligt. Der FC Bayern darf sich auf die Rückkehr der Leihgabe freuen. MV
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