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Bauselbsthilfe am Ende?

■ Statt Zuschüsse soll es künftig nur noch Kredite geben. Arbeitskreis Selbsthilfe: Das ist finanziell nicht mehr tragbar

Der baulichen Selbsthilfe im Altbau droht das Aus. „Wenn die neuen Förderrichtlinien des Bausenators erlassen werden“, schlug gestern Gereon Asmuth vom Arbeitskreis Berliner Selbsthilfegruppen (AKS) Alarm, „dann kann die Selbsthilfe von den Bewohnern nicht mehr bezahlt werden.“ Kernstück des neuen Entwurfs für Selbsthilfemaßnahmen sei, die bisherigen Zuschüsse von 80 bis 85 Prozent der Baukosten auf 50 Prozent zu senken. 35 Prozent sollen von den Selbsthelfern als Kredit bei den Banken aufgenommen werden. Dazu kommen noch 15 bis 20 Prozent der Kosten, die die Selbsthilfegruppen in Eigenleistung erbringen müssen.

Auch für Fabian Tacke, Geschäftsführer der Genossenschaft Selbstbau, bedeutet das das Ende des Programms, in dem seit den achtziger Jahren über 250 Berliner Altbauten saniert wurden. Der Grund: Weil mit dem Erwerb des Hauses bereits eine Hypothek auf dem Gebäude lastet, stellten sich die Banken bei jedem zusätzlichen Kredit für die Baukosten quer. Zwar sehe der Entwurf der Bauverwaltung vor, daß sich das Land später an der Tilgung des Kredits beteilige, meinte Tacke. Das sei aber nur dann der Fall, wenn die Tilgung nicht aus den Mieteinnahmen erfolgen könne. Damit biete das Selbsthilfeprogramm kaum noch Anreize für arbeitswütige Sanierungsgruppen. „Und irgendwann einmal wird es dann eingestellt“, fürchtet Tacke.

Der AKS wies darauf hin, daß die geplante Neufassung der Richtlinien den Landeshaushalt am Ende sogar mehr belaste als bei der jetzigen Regelung. Die vorgesehene Regelung, Kredite aufzunehmen, die später zum Teil wieder aus dem Landeshaushalt zurückbezahlt werden, habe offenbar nur den Zweck, die Ausgaben über mehrere Jahre zu strecken, meint Gereon Asmuth von AKS. Dazu komme, daß dann neben dem Kredit auch noch die Zinsen getilgt werden müßten.

In der Senatsbauverwaltung wollte gestern niemand zu dem geplanten Entwurf Stellung nehmen. Fall es bis zum 23. Oktober zu keiner Entscheidung kommt, haben als erste die Bewohner der Rykestraße 25 in Prenzlauer Berg das Nachsehen. Nachdem die selbsthilfewilligen Bewohner den Grundstückseigentümer nach zähen Verhandlungen zum Verkauf überreden konnten, stellen sich nun die Banken quer. Sie wollen für den Kaufpreis von 420.000 Mark nur dann einen Kredit geben, wenn bis zum 23. Oktober auch die Zusage der Bauverwaltung über die Förderung vorliegt. „Dazu sah sich der Senat bislang nicht in der Lage“, meinte AKS-Vertreter Asmuth. Der Grund: Zur Zeit gelten weder die alten Richtlinien noch die befürchteten neuen. Uwe Rada

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