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Baugewerbe in der Grube

■ Strukturkrise mit noch mehr Arbeitslosen: Hamburgs Bau-Unternehmer schließen Massenentlassungen nicht aus

Das Hamburger Baugewerbe steht vor einer tiefgreifenden Strukturkrise, die zu mehr Arbeitslosigkeit führen wird. „Wenn wir so weitermachen, gehen die gesunden Firmen kaputt“, so der Vorsitzende des Nord-Baugewerbeverbands Werner-Wolfgang Spitze in Hamburg.

Die Unternehmen würden zur Zeit von zwei Seiten in die Zange genommen: Die Aufträge seien wegen der leeren öffentlichen Kassen rückläufig, und die Konkurrenz der Billiganbieter mit Arbeitern aus Süd- und Osteuropa unterbiete die seriösen Unternehmen. Die öffentlichen Hände verlangten einerseits, sich an die geltenden Tarife zu halten, jedoch kontrolliere niemand diese Auflagen. Den Zuschlag auf eine Ausschreibung erhalte immer der billigste Anbieter. Allein in Hamburg gebe es im Bau fast 2000 Schwarzarbeiter.

Die Gewerkschaft „BAU“(Bau, Agrar, Umwelt) hält dagegen die Talfahrt im Baugewerbe für zum Teil „hausgemacht“. Es seien schließlich die großen Baufirmen, die dubiose Subunternehmen via Werkverträgen anheuern, die Dumpinglöhner und Schwarzarbeiter beschäftigen. Leidtragende der drohenden Talfahrt werden die Malocher sein. Schon im vorigen Jahr sank die Zahl der BauarbeiterInnen auf hanseatischen Baustellen von 19.200 auf 16.900, Tendenz gleichbleibend.

Ob es auch diesen Winter zu einer Entlassungswelle im Baugewerbe kommt, hängt nach Auffassung der Bau-Bosse von Witterung, Auftragsbestand und dem Verhalten der „IG BAU“ab. Nach Wegfall des Schlechtwettergeldes hatten im vorigen Winter Baufirmen massenhaft MitarbeiterInnen für einige Monate gefeuert. Eine befristete Entlassung mit garantierter Wiedereinstellung werde das Arbeitsamt nicht mehr akzeptieren, so Spitze.

Kenner der Branche befürchten indes, skrupellose Unternehmer könnten zunehmend zum Mittel des Konkurses greifen, um sich sozialer Altlasten (Überstunden-, Urlaubsansprüche) ihrer Beschäftigten zu entledigen und im Frühling unter neuem Firmenlogo wieder anzutreten. Kai von Appen

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