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Baskischer Wein in DosenNeuer Behälter entzweit Winzer

Im Baskenland wollen Erzeuger den edlen Tropfen Txakoli auch in 25-Zentiliter-Behältern absetzen. Das finden nicht alle gut.

Wein in Dosen: innovativ oder kulturlos? Foto: Markus Mainka/imago

Madrid taz | Wein in Dosen? In Australien, den USA, Kanada und auch in Russland ist das nichts Neues. Aber im Baskenland? Der iberischen Wiege des gepflegten Tröpfchens schlechthin? In der Provinz Araba rund um die baskische Hauptstadt Vitoria/Gasteiz haben Winzer damit begonnen, den Txakoli, den über die baskischen Grenzen hinaus bekannten jungen, leicht spritzigen Weißwein, in 25-Zentiliter-Dosen abzufüllen.

„Ein weiterer Schritt bei unseren Bemühungen, innovativ zu sein“, sagt Mariano Álava, Sprecher des Provinzverbands und Regulierungsrats Arabako Txakolina über die Initiative. Die Dose wäre neben der traditionellen schlanken Flasche eine weitere Chance und würde helfen, neue Märkte zu eröffnen. „Die Kunden wollen ein anderes Format, um Alkohol dort zu konsumieren, wo sie kein Glas mitnehmen wollen oder können. Am Strand, in den Bergen, bei sportlichen Großveranstaltungen und Konzerten“, sagt Álava. Allein seine eigene Winzerei Artomaña Txakolina liefert 70.000 Dosen ihrer Marke Xarmant nach Übersee. „Crack a Txakoli“ wird es bald schon in den USA heißen.

Doch was für den Regulierungsrat in Araba eine Chance darstellt, dreht den Kollegen in den beiden anderen baskischen Provinzen mit Txakoli-Anbau – Gipuzkoa rund um San Sebastián und Bizkaia mit der Hauptstadt Bilbao – den Magen um. Obwohl der Verkauf der traditionellen Glasflaschen in den letzten Jahren zurückging, wollen sie von der Dose nichts wissen. „Wir sind nicht damit einverstanden, aber wir respektieren die Entscheidung“, erklärt Ruth Mozo vom Regulierungsrat Geta­riako Txa­kolina in Gipuzkoa diplomatisch. Für sie ist die schlanke Flasche „ein Zeichen für Qualität“.

Viele Winzer fürchten, dass die Einführung der Dose schwer absehbare Folgen haben könnte: „In den USA wissen sie nichts über die Unterschiede des Txakoli aus den verschiedenen Provinzen, deshalb wird diese Entscheidung auch auf unseren Ruf Auswirkungen haben“, sagt Mozo.

Dose bald in ganz Spanien?

Und auch zu Hause könnte der Ruf leiden. „Wer bestellt sich in einem guten Restaurant einen Wein, der versucht, den Low-Cost-Sektor zu erobern?“, fragt ein Winzer im öffentlichen spanischen Radio besorgt.

Verbandssprecher und Winzer Álava sagt dagegen: „Ich sehe nur Vorteile.“ Die Dose sei nicht nur ein Weg in neue Märkte, sondern auch umweltverträglicher als die Flasche, behauptet er. Dann lässt er im baskischen Fernsehen EiTB die Bombe platzen. Die Txakoli-Produzenten aus Araba überlegen sich, die Dosen auch im Baskenland und im restlichen Spanien auf den Markt zu bringen.

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