piwik no script img

Baseballprofi Max Kepler unter DruckKatastrophaler Saisonstart

Der deutsche Baseballprofi Max Kepler steht bei den Minnesota Twins auf dem Prüfstand. Eine Verletzungspause erschwert seine Lage.

Max Kepler zeigte sich in der Saisonvorbereitung noch schlagkräftig Foto: Nathan Ray Seebeck/USA TODAY/reuters

N iemals ist das Gras grüner, sind die Hoffnungen größer als im Mai, wenn die Baseball-Saison begonnen hat. Noch fühlt sich der Marathon mit 162 Saisonspielen an wie ein lockerer Mittelstreckenlauf. Jeden Tag gibt es ein neues Spiel, um sich zu beweisen. Die Stadien sind voll, denn alle Teams und ihre Fans glauben noch an ihre Chancen. Nach einem 2022 zum Vergessen sind auch die Minnesota Twins und ihr deutscher Profi Max Kepler voller Erwartungen. Die der Twins haben sich bislang erfüllt – die von Kepler nicht.

Nach den ersten zehn Spielen haben die Twins eine positive Bilanz und liegen gut im Rennen um die Playoff-Plätze. Dazu hat Kepler allerdings wenig beigetragen. Seit vergangener Woche hat er Probleme mit seinem linken Knie, und am Montag meldeten die Twins, dass sie den 30-Jährigen für zehn Tage auf die offizielle Verletztenliste setzen. Man wolle ihm, so die verlautbarte Lesart, die Möglichkeit geben, die Verletzung gründlich auszuheilen. Man darf allerdings vermuten, dass die Twins nicht ganz unglücklich sind, Keplers potenziellen Nachfolger Matt Wallner mehr Einsatzzeit zu geben, um herauszufinden, ob der 25-jährige Hoffnungsträger auf Dauer den Deutschen ersetzen kann.

Kepler steht auf dem Prüfstand, seit er im vergangenen Jahr die schlechteste Offensiv-Leistung seiner Karriere abgeliefert hatte. Zwar ist er weiterhin ein überdurchschnittlich guter Verteidiger, aber mit dem Schläger lief es 2022 gar nicht. Nur neun Home­runs gelangen ihm, ein Viertel der Spiele fehlte er verletzungsbedingt.

Seit seinem Durchbruch 2019, als er mit 36 Homeruns auf dem Weg zum Star schien, ging es mit Kepler bergab. Ende des Jahres läuft sein Vertrag aus, und es sieht nicht danach aus, dass die Twins die dort vereinbarte Option ziehen, ihn für eine weitere Spielzeit und 10 Millionen Dollar Gehalt zu verpflichten. Seit dem vergangenen Herbst ist es ein offenes Geheimnis, dass die Twins in Verhandlungen Kepler immer wieder zum Tausch angeboten haben.

Hoffnung nach Regeländerungen

Es ist also ein entscheidendes Jahr in Keplers Karriere – und es hat katastrophal begonnen. In den ersten drei Spielen gelang ihm gar nichts, kein einziger Hit stand zu Buche. Und als er endlich in Fahrt zu kommen schien mit einem Homerun in Partie Nummer vier, verletzte er sich.

Dabei hatte Kepler große Hoffnungen. Die Major League Baseball (MLB) hat Regeländerungen eingeführt, um das Produkt attraktiver zu machen – von denen eine auch dem gebürtigen Berliner zugute hätte kommen sollen. Die wichtigste Neuerung ist die „pitch clock“: Pitcher haben nur noch 15 Sekunden, um ihren nächsten Wurf anzusetzen. Eine dramatische Veränderung, die dazu führt, dass Baseball-Spiele, die sich sonst hinzogen wie Kaugummi, um eine halbe Stunde verkürzt werden – und schneller, actionreicher und zeitgemäßer wirken. Damit hofft die MLB sinkenden TV-Quoten und Zuschauerzahlen zu begegnen – bislang mit Erfolg.

Die zweite große Änderung ist das Verbot der sogenannten „shift“. Bislang durften sich Verteidiger auf einer Seite des Feldes drängeln – eine zusehends beliebte Taktik, wenn die Statistiken verrieten, dass ein Batter dorthin am liebsten schlägt. Weil es nicht so einfach ist, mit einem runden Holzschläger den Ball kontrolliert und gegen alle Gewohnheit in eine andere Richtung in den verwaisten Teil des Feldes zu schlagen, führte die Taktik zu vielen leicht gefangenen Bällen und noch mehr Herumstehen in einem eh schon gemütlichen Spiel.

Glaubte man den Zahlen, war Max Kepler einer jener Spieler, der von dieser Taktik am stärksten betroffen war. Die neue Regel sollte ihm also zugutekommen – und in den Vorbereitungsspielen stieg seine Schlagdurchschnitt entsprechend signifikant an. Ein Trend, den er bis zu seiner Verletzung aber nicht bestätigen konnte.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!