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BaseballDonnerschläge fürs Geschichtsbuch

Barry Bonds stellt den Homerun-Rekord von Hank Aaron ein, doch der Baseballprofi hat dabei wohl geschummelt.

Obszöne Muskelberge: Barry Bonds Bild: ap

BERLIN/SAN DIEGO taz Dann war plötzlich alles ganz leicht. Ein kurzer, heftiger Schwung des Schlägers, ein trockenes Knacken und drei Sekunden später, als der Baseball im Publikum landete, hatte Barry Bonds Geschichte geschrieben. Während sich noch eine Handvoll Zuschauer um den Ball balgten, der nun hunderttausende von Dollars wert ist, umrundete der umstrittenste Sportstar Amerikas das Spielfeld des Petco Park zu San Diego. Eben hatte er mit dem 755. Homerun seiner Karriere den mythenträchtigsten Rekord des US-Sports eingestellt. "Es war", so ein erleichterter Bonds anschließend, "das Schwierigste, was ich jemals in meiner Karriere tun musste." Mit dem nächsten Donnerschlag wird Bonds endgültig Hank Aaron überholen, der die Bestmarke 33 Jahre allein hielt.

Nur eine Fußnote, aber eine bezeichnende, war es, dass Bonds ausgerechnet in dem Moment, in dem er sich anschickte, Geschichte zu schreiben, den dunklen Schatten seiner Vergangenheit direkt ins Auge blickte. Clay Hensley, der Pitcher, dessen Wurf er zum historischen Homerun hinter den Zaun beförderte, war im Jahr 2005 des Dopings mit Anabolika überführt und gesperrt worden.

Dass auch Bonds gedopt hat, gilt als erwiesen. Zwar wurde der 43-Jährige niemals durch eine positive Dopingprobe überführt, allerdings gab es im Baseball auch bis vor wenigen Jahren keine ernstzunehmenden Tests. Stattdessen beschreiben die Reporter Mark Fainaru-Wada and Lance Williams im Buch "Game of Shadows" detailliert die illegalen Methoden, mit denen sich der Profi der San Francisco Giants im Spätherbst seiner Karriere ummodellierte. Der zu diesem Zeitpunkt bereits beste Baseballspieler seiner Generation, ein herausragender Athlet, der alle Facetten des Spiels beherrschte und vor allem auf seine Schnelligkeit setzte, wurde innerhalb von nur einer Saison zum gefürchteten Homerun-Schläger, dessen Kniee zunehmend Schwierigkeiten bekamen, seinen muskelbepackten Körper aufs Spielfeld zu tragen.

Der auch schon vor den Doping-Anschuldigungen wegen seiner Arroganz nicht allzu beliebte Bonds wurde bei seinem geschichtsträchtigen Homerun von den in fremden Stadien längst üblichen Buhrufen begleitet. Die Ablehnung fiel in San Diego geringer aus als erwartet, der Großteil des Publikum jubelte dem neuen Homerun-König zu, der sich nach dem historischen Moment wie üblich nicht zu den Vorwürfen äußern wollte. Die Mehrheit der Baseballfans in den USA allerdings findet weiterhin, Bonds Bestmarken sollten mit einem Asteriskus versehen werden, um ihr illegales Zustandekommen zu markieren.

Kritiker können sich damit trösten, dass Bonds kaum so lange Rekordhalter bleiben wird wie seine beiden Vorgänger Hank Aaron und Babe Ruth. Der Nachfolger steht bereit: Am gleichen Abend, an dem sich Bonds in die Geschichtsbücher schrieb, prügelte Alex Rodriguez seinen Homerun Nummer 500 in die Zuschauerreihen. Ob der 32-Jährige von den New York Yankees drogenfrei agiert, weiß niemand, aber zumindest ist sein Körper nicht so aufgeplustert wie der von Bonds. Sollte Rodriguez gesund bleiben, dürfte Bonds in sechs oder sieben Jahren nur mehr Geschichte sein.

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