Baseball-Club in USA: Indians wollen Namen ändern
Die Cleveland Indians, zweimaliger Meister in den USA, legen nach 105 Jahren und vielen Debatten ihren Namen ab. Viele empfanden ihn als rassistisch.
D er eine, der eigentlich nichts mehr zu sagen hat, hatte natürlich trotzdem was zu sagen. „Cancel culture at work!“, twitterte Donald Trump. Es war auch klar, dass er die Ankündigung der Cleveland Indians, ihren umstrittenen Namen abzulegen, nicht gut finden konnte. Anfang der Woche wurde bekannt, dass der Baseballklub, einer der traditionsreichsten in der Major League Baseball (MLB), intern beschlossen hatte, die „Indians“ nach sage und schreibe 105 Jahren zu den Akten zu legen.
„Es ist Zeit“, wird Paul Dolan zitiert, der Geschäftsführer des Klubs, „der Name ist in unserer Welt nicht mehr länger akzeptabel.“ Die Entscheidung fiel nach Monaten interner Diskussionen, während derer sich die Vereinsfunktionäre auch mit Vertretern von Native Americans getroffen hatten, die schon seit Jahrzehnten eine Namensänderung gefordert hatten.
Das wird allerdings erst nach der kommenden Saison, die am 1. April beginnt, passieren. Bis zum Ende der Spielzeit soll dann feststehen, wie ein neuer Name gefunden wird. Ein Vorgang, der organisatorischen Vorlauf benötigt – und aus Sicht der Franchise gut durchdacht sein will, denn Name und Logo eines Klubs tragen über Merchandising und Lizenzen nicht unwesentlich zum Umsatz bei.
Die Indians hatten bereits zu verkraften, dass sie seit 2019 ihr zwar extrem bekanntes, aber eben auch umstrittenes Logo „Chief Wahoo“, die Karikatur eines roten und breit grinsenden Indianers, nicht mehr für die Trikots und Mützen der Spieler verwenden. Die Profis tragen stattdessen ein schlichtes „C“ für Cleveland. Das Logo, das durch die Hollywood-Filme um „Die Indianer von Cleveland“ mit Charlie Sheen weltweit zum Markenartikel wurde, ist aber noch auf Merchandising-Produkten zu finden. Die Erlöse sollen künftig, das hat Dolan versprochen, Organisationen der Native Americans zugute kommen.
Symbolträchtiger Erfolg
Dass der Klub nun mit einem anderen Namen einen Schritt weiter geht, ist ein symbolträchtiger Erfolg der Anti-Rassismus-Bewegung in den USA, die mit den Black-Lives-Matter-Protesten vergangenen Sommer einen Höhepunkt erreicht hatte. Dass Sport-Franchises ihren rassistisch konnotierten Namen ablegen, ist vergleichbar damit, dass Denkmäler von Südstaatengenerälen geschleift werden. Bereits im Juli hatte das NFL-Team der Hauptstadt seinen umstrittenen Namen Redskins abgelegt und firmiert vorläufig, bis ein besserer Name gefunden ist, unter der Bezeichnung Washington Football Team.
Diese Idee lehnt Dolan, dem auch Anteile des Klubs gehören, ausdrücklich ab: „Wir wollen nicht das Cleveland Baseball Team sein oder uns irgendeinen anderen Interimsnamen geben. Wir bleiben die Indians, bis wir einen Namen gefunden haben, der uns hoffentlich über mehrere Jahrhunderte begleiten wird.“
Dass sich die Indians so lange gehalten haben, ist sowieso ein Wunder. Vor 1915 hieß das Baseball-Team nahezu jede Spielzeit anders, aber von den Fans wurden die Lake Shores, Bluebirds, Blues oder Bronchos meist schlicht die Clevelanders genannt. Erst als sich der Klub nach seinem damaligen Star, dem legendären Napoleon „Nap“ Lajoie, die Cleveland Napoleons nannte, blieb es ein paar Jahre dabei.
Das Problem: Als Lajoie nach Philadelphia wechselte, musste ein neuer Name her. Also ließ der damalige Teambesitzer ein paar Journalisten abstimmen und die Mannschaft wurde, wie es hieß, „vorübergehend die Indians getauft, bis sie sich einen passenderen Namen verdient hat“. Dass der Ursprung des Namens darin bestand, einen früheren Spieler, Louis Sockalexis, ein Mitglied der Penobscot Nation, zu ehren, wurde zwar lange von den Indians rechtfertigend behauptet, aber als Mythos enttarnt.
Aber nun ist es ja mit den Indians bald vorbei. Allerdings gibt es mit den Kansas City Chiefs (Football), Atlanta Braves (Baseball) und den Chicago Blackhawks (Eishockey) noch ein paar Klubs, deren Namen zumindest umstritten sind.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“