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Balsam auf Becks Wunden"Kurt, wir lieben Dich!"

Der in Berlin Gescheiterte holt bei der Wiederwahl als rheinland-pfälzischer SPD-Chef ein Traumergebnis. Franz Müntefering macht derweil der FDP Avancen.

"Feuer" - Beck deutet auf die brennende Verteilerdose. Danach gings weiter mitder "flammenden Rede". Bild: ap

MAINZ taz Es war Feuer unterm Dach der Phönixhalle zu Mainz am Samstag. Nicht nur weil Kurt Beck gleich zu Beginn seines ersten öffentlichen Auftritts nach seinem Rücktritt als Bundesparteichef auf dem Parteitag der rheinland-pfälzischen SPD mit seinen "Parteifreunden" in Berlin noch mal ins Gericht ging und von "Umgangsformen wie in einem Wolfsrudel" sprach. Mit einem lauten Knall war knapp unter der Hallendecke ein Stromverteilerkasten explodiert.

Das Feuer war schnell gelöscht. Die Genossen applaudierten sofort wieder als Beck kalauerte, dass er mit seiner "flammenden Rede" fortfahren könne. Beck back home: Seine Augen blitzen, rosa der Teint, breit das Lachen. Schon Lichtjahre zurückzuliegen scheinen die "unverschämten Vorgänge des vergangenen Wochenendes", von denen die Bundestagsabgeordnete Doris Barnett sprach. Die Beifallsbekundungen für Beck seien aber nicht nur Ausdruck von "Respekt und Anerkennung für die Arbeit von Beck", meinte der Wormser Oberbürgermeister Michael Kissel, sondern auch "ein Beweis für echte Zuneigung". Niemanden hielt es da mehr auf den Sitzen. Selbstgebastelte Transparente mit Aufschriften wie: "Kurt, wir lieben Dich!" oder: "Danke Kurt!" wurden gezeigt. Beck ist Kult - in Rheinland-Pfalz.

Beck schwebe "wie von Gott gesegnet über die Weinberge" kritisierte ihn die Union früher. Beck kokettiert jetzt damit. Es sei "nichts Schlechtes daran, sich vom Lieben Gott gesegnet die wunderbaren Weinberge von Rheinland-Pfalz anzuschauen". Dann lobt er die Winzer - und sich selbst: "Wir haben die Voraussetzungen für die Qualitätsoffensive im Lande geschaffen, während die CDU noch auf Quantität setzte und in Brüssel um Lizenzen für die Industriealkoholherstellung bettelte." Wieder Beifall satt. Und Balsam auf die in Berlin verwundete Seele von Beck dann natürlich auch das Wahlergebnis: 409 von 411 Delegierten wählten ihn wieder zum Landesparteichef.

Die Konkurrenz von der rheinland-pfälzischen Union scharte sich unterdessen fast geschlossen um ihren Chef Christian Baldauf. Der 41-Jährige glaubt fest daran, 2011 gegen Beck gewinnen zu können. Auf dem Landesparteitag am Samstag in Trier kam Baldauf auf beachtliche 98,3 Prozent bei der Wiederwahl zum Landeschef.

Den designierten Bundeschef der SPD, Franz Müntefering, erwähnte Kurt Beck auf dem Parteitag übrigens mit keinem Wort. Der Sauerländer erklärte am Wochenende, dass er ein "Zentrist" sei, und dass niemand in der Partei befürchten müsse, dass er nur einen Flügel der SPD stärken werde. Gleichzeitig machte Müntefering mit Blick auf die Bundestagswahl der FDP Avancen: "Ich glaube, dass es im Kern gute Möglichkeiten der Zusammenarbeit gibt." Rot-Rot im Bund sei "völlig undenkbar".

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