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Baker in Tokio: Simple Ideen für Asien

US-Außenminister Baker formuliert pragmatische Asienpolitik: „Wenn wir zusammenarbeiten, werden unsere Möglichkeiten kaum Grenzen kennen“/ Japan müsse globale Führungsmacht werden  ■ Aus Tokio Georg Blume

„Meine zentrale Botschaft ist“, ließ James Baker in Tokio aufhorchen, „Amerikas Schicksal reicht über den Pazifik ebenso wie über den Atlantik.“ Erleichtert nickte das japanische Diplomatencorps, denn diese Worte taten nicht weh. Schelte und harsche Kritik hatte die japanische Regierung von der Grundsatzrede des Außenministers zur Asienpolitik der USA erwartet. Stattdessen legte Baker eine Ansicht Asiens dar, die wenig Neues und deshalb auch wenig Verletzendes, zumal für Japan, enthielt.

Dabei hatten alle historische Worte erwartet. Denn zum ersten Mal seit Mauerfall und Kuwait- Krieg sprach der Chef der Washingtoner Diplomatie gestern in Tokio über „die politische Architektur in Asien nach Ende des Kalten Krieges“. Baker selbst stellte seine Rede in eine Linie mit seinen zwei historischen Ansprachen in Berlin im Herbst 1989 und im Frühjahr dieses Jahres, als er beide Male das europäische Engagement der USA eindrücklich untermauerte und schließlich sogar von der Vision einer freien Welt „von San Franzisco bis Wladivostok“ sprach. Die Fürsprecher der Washingtoner Politik in Japan hatten deshalb gehofft, Baker würde nun auch nach Asien eine ähnlich markante Botschaft bringen.

Doch weit gefehlt. Statt neuen Worten und Ideen offerierte James Baker in Tokio Versöhnliches. Er lobte das wirtschaftliche Wachstum der südostasiatischen Region, würdigte die jungen Demokratien in Südkorea und auf den Philippinen. Den Japanern sagte er: „Wenn wir zusammenarbeiten, werden unsere Möglichkeiten nur wenig Grenzen kennen.“ Das klang manchmal so, als gebe es für die USA in Asien keine Probleme, und deswegen bedürfe es auch keiner neuen Politik in der Region.

Nicht einmal das so oft zitierte japanische Importverbot für Reis benannte Baker als Streitfrage über dem Pazifik. Er begnügte sich stattdessen mit Appellen, Japan müsse mehr als bisher in die Rolle einer globalen „Führungsmacht“ hereinwachsen. Gerade bei den GATT- Verhandlungen um ein internationales Zoll- und Handelskommen könne Japan „vorangehen statt hinterherzulaufen“. Dabei ließ Baker vor allem eine überzeugende Alternative zu dem alltäglichen diplomatischen Gezänk zwischen Tokio und Washington vermissen, das sich seit Jahren um Handeldefizite, Import- und Exportabsprachen bis hin zu Vertriebssystemen für Bierflaschen und die Größe von Spielzeugläden rankt.

Deutlichere Zeichen setzte Baker im Bereich asiatischer Militärpolitik. Ohne Umschweife verurteilte er Nordkoreas Versuche, in den Besitz von Atomwaffen zu gelangen, als die „Sicherheitsbedrohung Nummer Eins in Nordostasien“. Ausdrücklich würdigte er dagegen das Ansinnen des südkoreanischen Präsidenten Roh Tae Woo auf ein atomwaffenfreies Korea. Baker verteidigte den bevorstehenden Rückzug US- amerikanischer Truppen von den Philippinen und schloß aus, daß sich die USA militärpolitisch weiter aus der Region zurückziehen. Seine schärfste Kritik innerhalb Asiens traf die Diktatur in Burma.

Gegenüber China, das Baker gegen Ende der Woche besucht, wählte der Außenminister vorsichtige Worte: man müsse die Beziehungen dort verbessern, wo es möglich sei. Solch simple Ideen, wie sie James Baker in seiner Ansprache wiederholt formulierte, huldigten den Pragmatismus der US-Politik in Asien.

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