Bahnhofsprojekt "Stuttgart 21": Stresstest bestanden?
Der Stuttgarter Tiefbahnhof soll den Stresstest bestanden haben. Doch Kritiker zweifeln am Ergebnis. Denn weder hat die Bahn die Gegner eingebunden, noch das Verfahren transparent gemacht.
BERLIN/STUTTGART dpa/dapd | Das Konzept für das umstrittene Milliarden-Projekt Stuttgart 21 hat aus Sicht der Bahn dem sogenannten Stresstest weitgehend standgehalten.
Wie die Nachrichtenagentur dpa aus dem Umfeld der Bahn erfuhr, hält der Konzern nur einige, vergleichsweise kostengünstige Ergänzungen für nötig. Zusätzliche Gleise sind demnach nicht erforderlich, damit der geplante Tiefbahnhof wie versprochen 30 Prozent mehr Zugverkehr ermöglicht.
Die Bahn hatte die Abläufe im künftigen Bahnknoten Stuttgart monatelang am Computer simuliert. Aufgabe des Stresstests war es, zu ermitteln, ob in dem Tiefbahnhof in der Spitzenstunde 49 Züge abgefertigt werden können. Bei einem modernisierten Kopfbahnhof wären es 37.
Die Simulation hatten Projektbefürworter und -gegner im Schlichtungsverfahren vereinbart. Das Ergebnis wird nun von einem unabhängigen Gutachter geprüft und soll am 14. Juli öffentlich präsentiert werden.
Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) reagierte verärgert darauf, dass das Ergebnis teilweise durchgesickert ist. "Offenbar streut die Bahn gezielt vorab ein ihr genehmes Ergebnis. Damit macht sie sich aber unglaubwürdig", sagte er. "Ob der geplante Tiefbahnhof den Stresstest tatsächlich besteht, kann man aber erst sagen, wenn die Bewertung der Schweizer Gutachterfirma sma vorliegt."
Die Gegner des umstrittenen Bahnbauprojekts Stuttgart 21 haben massive Zweifel am Ergebnis des Stresstests angemeldet. Es stelle sich die Frage, "ob die Bahn nicht massiv trickst", sagte der Sprecher der Initiative "Parkschützer", Matthias von Herrmann, am Sonntag. Die Realität deutscher Bahnhöfe widerspreche dem, was die Bahn in Stuttgart verspreche.
Von Herrmann warf der Bahn mangelnde Transparenz vor. Die Stuttgart-21-Gegner hätten gefordert, in den Stresstest eingebunden zu werden. Die Bahn habe jedoch weder unabhängige Gutachter zugelassen noch das Verfahren selbst transparent gestaltet. Der Konzern müsse nun sämtliche Fakten zum Stresstest auf den Tisch legen und auch die Rohdaten veröffentlichen, die zu dem Ergebnis geführt hätten. Andernfalls werde der Volkszorn weiter geschürt.
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