■ Kommentar: BVG mit alten Rezepten
Die BVG meint, mit der Verschärfung von Kontrollen hin zum Abriegeln ganzer Bahnhöfe, den Schwarzfahrern Herr zu werden. Ginge es nach BVG-Finanzvorstand Joachim Niklas, müßten Wiederholungstäter gar für einen Tag ins Gefängnis. Daß die Schwarzfahrerquote trotz der neuen Maßnahmen nur um 0,1 Prozent gesunken ist und die Nulltarifler bisher noch jede Kontrollinnovation mit neuen Tricks quittierten, scheint nicht weiter zu stören. „Draufhauen“ lautet die Devise – was in New York hilft, kann für Berlin nicht schlecht sein. Dabei könnte sich die BVG ins eigene Fleisch schneiden: Der durch die Totalkontrollen entstehende Unmut dürfte sich auf die Fahrgastzahlen auswirken. Erfreut über die Gangart wird man natürlich in der Innenverwaltung sein. Denn die Schwerpunktkontrollen finden an den „Lieblingsorten“ von Innensenator Schönbohm statt. Der hat die „gefährlichen Orte“ Zoo, Kottbusser Tor und Hermannplatz definiert. Besonders behandelt und ausgegrenzt werden dabei die sattsam bekannten Randgruppen. Ebenso sattsam bekannt ist, daß diese alten Rezepte nichts lösen, sondern höchstens die Probleme verdrängen. Tobias Singelnstein
Bericht Seite 18
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