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BMW-Personalchef über Frauenquote"Wir schmeißen keine Männer raus"

BMW-Personalchef Harald Krüger hält eine gesetzliche Quote für den falschen Weg. Nachhaltig seien nur Selbstverpflichtungen. Und Chefinnen möchte er lieber im eigenen Haus entwickeln.

Ministerinnen auf dem Quotengipfel: von der Leyen, Schröder und Leutheusser-Schnarrenberger (v.l.n.r.). Bild: reuter

taz: Herr Krüger, die Unternehmen sprechen sich vehement gegen eine gesetzliche Frauenquote für Führungspositionen aus. Warum?

Harald Krüger: Eine gesetzliche Quote führt nicht zu einem nachhaltigen Weg, das zeigen die Erfahrungen aus anderen Ländern. Nachhaltig werden nur einzelne Selbstverpflichtungen sein.

Warum?

Wir wollen nachhaltig Führungskräfte auf allen Ebenen entwickeln: talentierte Gruppenleiterinnen, Hauptabteilungsleiterinnen, Bereichsleiterinnen. Die können später auch Vorstand und Aufsichtrat werden.

Das heißt, Sie bauen Ihre künftigen Spitzenfrauen im Unternehmen auf und lassen sich nicht von Headhuntern kompetente Frauen vermitteln, die es bereits gibt?

Die meisten Unternehmen rekrutieren ihre Führungskräfte aus den eigenen Reihen. Das ist erfolgreich, weil sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der Unternehmenskultur entwickeln.

Bild: dpa
HARALD KRÜGER

, 46, ist Personalvorstand und Arbeitsdirektor bei BMW.

So was dauert allerdings. Beratungsfirmen haben Frauen, die morgen bei Ihnen anfangen könnten.

Wir sind mit solchen Firmen in Kontakt. Aber wenn es um technische Führungsfunktionen geht, ist die Talentpipeline nicht ganz so groß. Bei BMW verlangen 60 bis 70 Prozent der Führungspositionen einen technischen Background.

Warum spart Ihre Selbstverpflichtung - 17 Prozent weibliche Führungskräfte bis 2020 - Aufsichtsräte und Vorstände ausdrücklich aus?

In den vergangenen anderthalb Jahren ist viel passiert: Von den bundesweit 23 Nachwahlen in den Aufsichtsräten sind 9 Frauen, das sind fast 40 Prozent.

Fürchten Ihre Männer, dass ihnen Leitungsposten weggenommen werden?

Wir schmeißen keine Männer raus. Wir gucken, wenn Stellen aufgrund der Demografie frei werden, dass wir auch Frauen auf der Besetzungsliste haben.

Das heißt nicht automatisch, dass sie den Posten bekommen.

Letztlich zählen Persönlichkeit und Qualifikation.

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12 Kommentare

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  • E
    emil

    "Letztlich zählen Persönlichkeit und Qualifikation."

     

    überlegen wir mal: die hohen posten werden vornehmlich von männern bekleidet. diese suchen sich nachfolgerInnen aus und umgeben sich natürlich bevorzugt mit menschen, die so ticken wie sie selbst, was vor allen dingen auch wieder männer sein werden, weil die geschlechter völlig unterschiedlich sozialisiert werden.

     

    unter dem deckmantel der indivdualität wird also eine führungskultur a la patriarchat zementiert.

  • BL
    Björn L

    @Felix: Sie sollten überlegen sich selbständig zu machen oder schnellstmöglichst aufzusteigen. Ansonsten wird das nichts.

    Ich habe in meiner Führungsposition mitbekommen, dass Menschen Führung verlangen! Egal wieviele Kompetenzen und Möglichkeiten ich ihnen übertrage. In dem Unternehmen in dem ich tätig bin, wird das vom Vorstand auch so gewollt und gefördert. Und ich sehe das genauso.

    Es gibt Leute die benötigen mehr und andere eben weniger Führung. Aber ohne die geht´s mit hoher Geschwindigkeit vor die Wand.

  • H
    Hasso

    Das passt 'Fischauge' ja überhaupt nicht!- Eine Frau, die selbst die Verfassung austrickst und damit Bedürftige betrügt, stellt sich hin und plädiert für eine Frauenquote. Selbst wird sie ihren Aufgaben nur mit Tricksereien gerecht. So etwas verlogenes in Sachen Arbeitsmarkt-Politik war selten da. Aber wie der Herr(in) so's Gescherr!Sie sollte lieber mal ihren politischen Aufgaben gerecht werden, bevor sie sich in Firmenangelegenheiten mischt. Wenn es um Dumpinglöhne geht überlässt sie das ja auch anderen.

  • A
    AlterMann

    Wie wär's denn mit einer Männerquote an Supermarktkassen, in Kindergärten, Grundschulen, Altenpflegeeinrichtungen ??

    Warum soll denn den karrieregeilen Damen in ihren Porschen auch noch der Weg geebnet werden, wenn es noch keinen gleichen Lohn für gleiche Arbeit gibt für die Normalfrauen gibt?

    Geschicktes Ablenkungsmanöver oder deformation profesionelle bei Schröder und von der Leyen?

    Alle Fragen offen?

  • H
    Hasi

    Es wird immer so schön Norwegen angeführt:

    Dort gibt es die sogenannten "goldenen Röcke", rd. 70 Frauen teilen sich 300 Aufsichtsratposten.....

  • WB
    werner berger

    Da sitzt die Angst jetzt ganz tief, nachdem die jahrhundertealte Selbstverständlichkeit, dass nur Männer führen können, ins Wanken gerät.

     

    Niemand hat vor, Männer zu entlassen, um Frauen einzustellen. Diese Forderung gibt es gar nicht.

    Bei der Frauenquote geht es um Neueinstellungen.

    Also bitte keine Panikmache mit Schlagzeilen à la BLÖD-Zeitung.

  • FM
    Frauenfeindlicher Macho und Chauvi

    "Letztlich zählen Persönlichkeit und Qualifikation."

     

    An der Ministerin von der Leyen kann man besichtigen, dass eine Frau auch ohne Persöhnlichkeit und Qualifikation auf einen Chefposten kommen kann.

     

    Die Quote macht´s möglich...

  • TN
    the negative one

    Bei den 3 Ministerinnen fällt zunächst mal die 2/3 Vollpfostenquote auf. Besonders Frau von der Lügen muss es ja sehr unangenehm aufstoßen, wenn Top-Positionen nach Qualifikation und Sachverstand vergeben werden sollen - damit würden ihre Chancen in der freien Wirtschaft gegen null gehen, wenn sie irgendwann mit Politik aufhört. Allerdings muss man zugestehen, dass die Vollpfostenquote nicht anders wäre, wenn statt dieser 3 Frauen 3 ihrer männlichen Kollegen aufgetaucht wären und die haben empirisch gesehen beste Chancen auf Top-Positionen in der freien Wirtschaft nach der Politik und dies trotz erheblicher kognitiver Fehlleistungen und weitreichender Realitätsverweigerung. Es sieht also ganz danach aus, als ob für diese Leute nicht Qualifikation, sondern Korruption der Weg zur Top-Position in der Wirtschaft ist.

  • MZ
    M. Zinke

    wir haben 50 dax unternehmen.

    diese haben im schnitt 5 vorstände und 10 aufsichtsräte.

    das macht 250 vorstände gesamt und 500 aufsichtsräte.

    also einen personenkreis von 750 menschen.

    bei einer 50% quote wären das 375 frauen.

     

    und die lebensverwirklichung und vermögensbildung von diesen paar frauen sollen es wert sein, dass wir landesweit diskutieren und sämtliche politiker stellung beziehen und gutachten, gerichtsverfahren, gesetzänderungsverfahren etc. etc. resourcen verbrauchen, die wir dringend an anderer stelle benötigen?

     

    absurde symbolpolitik!

  • F
    Felix

    Für mich als Mitarbeiter ist es völlig egal, ob ein Mann oder Frau Vorgesetzter ist. Alle Vorgesetzten sind dieselben Schweine. Frauen sind sogar schlimmer als Männer, weil die ständig versuchen eine "maskuline" Linie zu fahren. Man braucht also nicht damit rechnen, dass willkürliches Draufhauen und den Chef markieren mit einer Frau aufhören. Das Gegenteil ist der Fall, die übertreiben es meist.

     

    Letztlich will ich überhaupt keinen "Vorgesetzten", sondern ich will endlich mein Können und meine Fähigkeiten vollständig in meine Arbeit einbringen können, ohne durch eine Hierarchie daren GEHINDERT zu werden.

     

    Unternehmen müssen die Chance wahrnehmen und ihre Hierarchien abschaffen.

     

    Wenn ein Unternehmen Hierarchien benötigt, heißt das doch nur, dass es seine Mitarbeiter zwingen will Dinge zu tun, die diese nicht tun wollen. Und das muss man nur, wenn man seine Mitarbeiter zu schlecht behandelt.

  • MJ
    Marten J. Bruns

    Eine Selbstverpflichtung eines Betriebes/ einer Firma ist, wenn die qualifikation stimmt, wohl das einzig wirkungsvollste, was Personen weiblichen Geschlechts dauerhaft einen Position im Machtbereich sichern könnte. Dadurch würde sich diese Art von Frauenquote erheblich von der der Bundesregierung unterscheiden. Hier war es ausreichend, wenn man a) weiblich ist, b) u.U schön aussieht und c) aus Hessen kommt.

  • M
    Mastermason

    "Letztlich zählen Persönlichkeit und Qualifikation."

     

    Klasse, der Mann. Das Alpha und Omega zum leidigen Quotenthema. Mein nächstes Auto wird ein BMW.