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BILDUNGAlle unterstützen die Freie Schule

Weil in Bremen die Behörde mauert, gründen sich die freien Schulen im Umland nun auch in Lilienthal. Mit viel Offenheit seitens der Parteien und offiziellen Stellen

Freies Lernen in Lilienthal: Schulleiter Haase Bild: Kawe

"Uns ist von Seiten der Behörden viel Offenheit und Freundlichkeit entgegengebracht worden", sagt Andreas Rico Schweter, der Vorsitzende des Vereins Freie Schule Worpswede. Etwa auf halbem Wege zwischen Worpswede und Lilienthal ist gestern die Gründung der Schule gefeiert worden, "Freie Schule Moorende" soll sie heißen. 18 Kinder gehen dort seit einer Woche zur Schule.

Sieben Eltern hatten vor drei Jahren die Idee und gründeten später den Verein. Nach den ersten pädagogischen Sondierungen war klar: Die Schule sollte nach dem Vorbild der Prinz-Höfte-Schule in Bassum arbeiten. Die Schulbehörde in Lüneburg hat früh signalisiert, dass sie keine grundsätzlichen Probleme für eine Genehmigung sieht. Und der für die Moorender Straße zuständige Bürgermeister sagte gestern zu dem Schulleiter: "Wenn sie unsere Hilfe brauchen - rufen sie an oder schicken sie eine Mail, wir helfen."

Eine kleine Delegation der Bremer Initiative für eine Freie Schule stand in der Runde und staunte neidisch. So einfach geht zehn Kilometer vor der bremischen Landesgrenze, was in Bremen mit aller staatlichen Macht verhindert werden soll! In Lilienthal war auch die CDU-Fraktion zur Einweihungsfeier der Freien Schule gekommen und richtete die besten Wünsche fürs Gelingen aus. Der für die SPD gewählte Osterholzer Landrat Jörg Mielke freute sich darüber, dass da "unterschiedliche Lernwege" angeboten würden und schenkte der Moorende-Schule das Modell eines Torfkahns. Und Willy Hollatz, der grüne Bürgermeister von Lilienthal, meinte, er sei geradezu "glücklich", dass die Worpsweder Initiative in Worpswede selbst kein erschwingliches Schulgebäude fand und daher auf Lilienthaler Gelände gründete. Sein Angebot der Hilfe bezog sich ausdrücklich auf die Zukunft für den Fall, dass die aufwachsende Schule ein größeres Gebäude suchen muss. An dem jetzigen Standort, einem idyllischen Wohnhaus im Grünen, ist nur Platz für 45 Kinder.

Eine Lehrerin mit langjähriger Erfahrung hat sich in Hamburg beurlauben lassen, um die neue Schule aufzubauen. Schulleiter Thomas Haase hat bisher an der "Zirkusschule" in Nordrhein-Westfalen unterrichtet, das bedeutet: Er kam mit dem "Schulwagen" zu den jeweiligen Standorten der Zirkusse. In der Schule Prinz-Höfte hat er drei Monate gearbeitet, um deren pädagogisches Konzept, das an den Pädagogen Paolo Freire angelehnt ist, kennenzulernen. Selbstverantwortliches lernen, Selbstorganisierter Schulalltag, "Lernen im Leben und an Projekten" sind wesentliche Stichworte des Konzeptes.

Die Bremer Initiative für eine Freie Schule wird von der Schulbehörde seit Jahren hingehalten. Im Frühjahr schließlich gewann die Initiative vor dem Verwaltungsgericht einen Prozess gegen den ablehnenden Bescheid der Schulbehörde. Am letzten Tag der Frist beantragt die Schulverwaltung nun die Zulassung der Revision. "Die Behörde will das aussitzen", so die Einschätzung einer Vertreterin der Bremer Initiative. Aber die will nicht locker lassen. Für den möglichen Start im Schuljahr 2011/2012 sucht die Initiative derzeit geeignete Räume.

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1 Kommentar

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  • TF
    Thomas Fenkl

    Das ist typisch für Bremen: eine mutlose Politik untermauert von Betonköpfen in den Behörden.

     

    Mit dieser Haltung wird Bremen immer das bleiben, was es ist: Eine Metropole 3. Ranges

    Politik und Verwaltung sorgen dafür.

    Von Rot-Grün hatte ich mir mehr versprochen. Schade drum!