BESTECHUNG VERRINGERT DAS WIRTSCHAFTSWACHSTUM: Die diskreten Folgen der Korruption
Westliche Manager haben es seit einiger Zeit nicht mehr so leicht, sich über Korruption bei internationalen Geschäften zu erregen. Das ist auch der Organisation „Transparency International“ zu verdanken. Gerade bei den lukrativen Geschäften mit den Schwellenländern verschiebt sich die Aufmerksamkeit immer mehr von den geldgierigen Beamten zu den auftragshungrigen Konzernen, von der Frage nach Moral und Gerechtigkeit zur Analyse der wirtschaftlichen Schäden.
Denn wo grenzüberschreitend bestochen wird, wächst die Wirtschaft langsamer, und es sinken die Anreize für ausländische Investoren: Schmiergeld bedeutet größere Unwägbarkeiten und höhere Kosten. Und weniger Investitionen bedeuten weniger Wachstum und damit weniger Zuwachs beim Pro-Kopf-Einkommen. Zudem ist Schmiergeld oft unproduktives Kapital, das, weil schwarz geflossen, vom Empfänger im Ausland angelegt oder für den privaten Luxus ausgegeben wird.
Wo viel bestochen wird, zahlen die Verbraucher zu hohe Preise. Immer wieder sichern sich Firmen per Korruption eine Monopolstellung ohne lästige Preiskonkurrenz – die Bestechungssummen wälzt ein Unternehmen ohnehin auf seine Kunden ab. Und wo viel bestochen wird, sinkt dauerhaft die Qualität – und das aus zwei Gründen: Um die Bestechungssumme wettzumachen, spart der Investor woanders. In korrupten Ländern ist es ein offenes Geheimnis, dass Straßen auch deshalb so schnell von Regen unterspült werden oder Brücken zusammenbrechen, weil die Baufirmen an Material sparen. Viele oft schlecht bezahlte Politiker und Beamte aus Prüf- und Kontrollbehörden erzielen ihr Einkommen zum größten Teil aus Bestechungsgeldern. Darüber hinaus spricht es aber auch nicht für die fachliche Güte einer Firma, wenn sie Aufträge nur über Bestechung erhält – statt durch Qualität zu überzeugen.
Trotzdem ist es naiv zu glauben, bei „sauberen“ öffentlichen Ausschreibungen erhalte derjenige den Zuschlag, der das Angebot mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis macht. Beziehungen spielen da eine Rolle, politische Erwägungen, nationale Interessen auch. Aber eine Abnahme der Korruption führt zur Geldumverteilung: Weg von den Bestechern und Bestochenen hin zu den Verbrauchern und Steuerzahlern, die nicht nur die Schmiergelder aufbringen müssen, sondern noch lange von einer Infrastruktur geplagt werden, an deren marodem Zustand nicht die Nutzer, sondern die Erbauer schuld sind. KATHARINA KOUFEN
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen