BBC kürzt 600 Stellen: Schluss mit Fantasiegehältern
Die britische Rundfunkgesellschaft ist unter erheblichem Spardruck. Jetzt sollen 600 weitere Stellen gestrichen werden, auch im Management.
DUBLIN taz | Die BBC hat die nächste Sparrunde eingeläutet: In der Nachrichtenredaktion werden in den kommenden zwei Jahren rund 500 Stellen gestrichen, beim Radio weitere 85. Bereits 2012 sind im Nachrichtenbereich, wo 5.400 Menschen arbeiten, 140 Jobs gekürzt worden, voriges Jahr waren es 75. Davon waren jedoch nur vier Mitarbeiter im Managementbereich betroffen, und die wurden mit großzügigen Abfindungen verabschiedet. Angestellte, die weniger als 50.000 Pfund im Jahr verdienen, mussten sich mit einer Gehaltserhöhung von lediglich einem Prozent begnügen.
2,5 Prozent der BBC-Belegschaft arbeiten im Management. Zwar ist die Zeit der Fantasiegehälter vorbei, als zum Beispiel der Komiker Jonathan Ross 18 Millionen Pfund für einen Dreijahresvertrag bekommen haben soll, aber rund 50 Manager verdienen mehr als der Premierminister. Chris Patten, der letzte Gouverneur von Hongkong, der jetzt Vorsitzender der BBC-Stiftung ist, sagte: „Ich würde die Zahl bis 2015 gerne auf ein Prozent reduzieren, damit eine kleinere Gruppe von Menschen deutlicher rechenschaftspflichtig ist, wie sie die Fernsehgebühren ausgeben.“
Die wurden von der Regierung im Jahr 2010 bis 2016 auf der Höhe von 145,50 Pfund im Jahr eingefroren. Die Journalistengewerkschaft NUJ bezeichnete das als „schäbigen Deal hinter verschlossenen Türen“ und eine „Katastrophe für die BBC“. Darüber hinaus musste der Sender sowohl die Kosten für den World Service, die bis dahin vom Außenministerium getragen wurden, sowie für den zuvor vom Kulturministerium finanzierten walisischsprachigen Fernsehsender S4C übernehmen. Seitdem steht die BBC unter erheblichem Spardruck.
Der Sender muss bis 2017 insgesamt 14 Prozent der jährlichen Ausgaben einsparen. Derzeit liegt die öffentliche Finanzierung bei 3,6 Milliarden Pfund im Jahr. Im Nachrichtenbereich geht es um 60 Millionen. Bis April dieses Jahres hatte man die Ausgaben bereits um 38 Millionen reduziert, sagte BBC-Generaldirektor Tony Hall. Er fügte hinzu, dass die BBC-Nachrichten jedoch weiterhin für Qualitätsjournalismus stünden und nach wie vor eine vertrauenswürdige Quelle seien – trotz der Skandale.
Damit meinte er zum einen die hohen Gehälter und Abfindungen im Managementbereich, zum anderen den systematischen Kindesmissbrauch des einstigen BBC-Starmoderators Jimmy Savile. Eine interne Untersuchung beschäftigt sich derzeit mit der Frage, ob es in der BBC eine Kultur der Duldung und Vertuschung gab. Das Ergebnis soll im September vorliegen.
Auch Jobverluste bei Externen
Im Zuge des Missbrauchsskandals musste der BBC-Generaldirektor George Entwistle im Oktober 2012 nach nur 54 Tagen Amtszeit zurücktreten, weil ein Missbrauchsopfer in der BBC-Sendung „Newsnight“ schwere Vorwürfe gegen einen hohen Tory-Politiker vorgebracht hatte, die sich später als haltlos erwiesen. Die Moral der BBC-Journalisten ist aufgrund der Kürzungswelle schon seit 2011 am Boden, denn niemand weiß, wie sicher der eigene Job ist.
Damals hatte die BBC die langfristige Streichung von 2.500 Jobs angekündigt. Die damalige Nachrichtenchefin Helen Boaden sagte 2011, dass allein in ihrem Bereich 800 Arbeitsplätze wegfallen würden, um die Sparauflagen zu erfüllen. Der Sparkurs der BBC wird unweigerlich auch zu weiteren Jobverlusten bei externen Produktionsfirmen führen. Bisher ist erst die Hälfte der angekündigten Sparmaßnahmen umgesetzt.
Die stellvertretende Labour-Chefin Harriet Harman sagte, dass ihre Partei die Fernsehgebühren überdenken werde, sollte sie bei den Wahlen im kommenden Mai an die Macht kommen. Vorrangig sei für sie der Schutz der BBC, aber die Fernsehgebühren seien schließlich nur Mittel zum Zweck und nicht der Zweck selbst. Wenn es eine bessere Lösung für die Finanzierung der BBC unabhängig von der Regierung gebe, müsse man sie umsetzen. Einen konkreten Vorschlag hatte sie aber nicht.
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