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B'90 empört über Dembas Beschuldigung

■ Mitautorin des Anti-Olympia-Videos klagt über Telefonterror / Anonymer Anruf angeblich auch vom Bündnis 90 / Gegner im Streit um Video wollen Bekenntnis zur Gewaltfreiheit zur Bündnisfrage machen

Berlin. Der Streit zwischen Grünen und Bündnis 90 um das Anti- Olympia-Video verschärft sich weiter. Anlaß ist ein Bericht der Berliner Zeitung, in dem sich die sportpolitische Sprecherin der Grünen, Judith Demba, über fortgesetzten Telefonterror beklagt. Seit sie als Miturheberin des Videos bekannt sei, riefen ständig Leute bei ihr an, beschimpften sie oder drohten sogar mit Mord. Besonders treffe es sie, daß verbale Injurien auch aus den Reihen des Bündnis 90 kämen.

Gegenüber der taz bestätigte Judith Demba diese Darstellung: „Neulich rief mich jemand an, stellte sich als Mitglied des Bündnis 90 vor und sagte mir, ich sollte mich auf meinen Geisteszustand untersuchen lassen und aus der Partei austreten.“ Zwar weiß sie nicht, wer der Anrufer war, da er seine Identität nicht offenbart hat. An seiner Aussage, er sei Bündnis-90-Mitglied, hat sie keine Zweifel, zumal auch noch niemand aus der Partei versucht habe, sie vom Gegenteil zu überzeugen: „Die Kommunikation mit mir läuft auch in diesem Fall nur über Presseerklärungen.“

Thomas Kreutzer vom Bündnis-90-Landesvorstand hält die Vorwürfe für „bodenlos, das ist schon ein starkes Stück“. Unverständlich findet er, daß sie mit einer anonymen Drohung überhaupt an die Öffentlichkeit geht: „Was einem der Volksmund über die Jahre so androht, sollte man gelassener hinnehmen.“ Daß es sich bei dem Anrufer tatsächlich um ein Bündnis-90-Mitglied gehandelt haben könnte, schließt Kreutzer aus. Ohnehin hat er den Eindruck, daß Frau Demba mit der Debatte über die Drohanrufe „einen Streit anzetteln will, um vom eigentlichen Problem abzulenken“. Das eigentliche Problem sei immer noch die im Video enthaltene Aufforderung zur Gewalt: „Wenn sie sich davon nicht distanziert, ist sie als sportpolitische Sprecherin der Partei nicht länger tragbar.“

Unterschiedliche Ansichten gibt es darüber, ob die Video-Debatte Auswirkungen auf die für Ende März geplante Fusion der Berliner Landesverbände von Bündnis 90 und Die Grünen/Alternative Liste haben könnte. Während Grünen-Sprecher Stefan Noe nach einer gemeinsamen Sitzung beider Parteien zu beschwichtigen versuchte – „das Video kam nicht einmal zur Sprache“ –, sieht man das beim Bündnis 90 offenbar anders. Stadtplanungssprecher Wolfgang Wustlich würde gern vor dem Zusammenschluß „eine klare Absage an die Gewalt von allen Grünen hören“. Und Thomas Kreutzer fordert, daß sich Judith Demba zuallererst vom Vorwurf des Telefonterrors distanziert: „Sie wird bestimmt nicht drum rumkommen, das richtigzustellen.“ ger

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