: Autorennen in Polen
■ Daewoo bemüht sich um polnische Firma, die auch General Motors will
Warschau (dpa/rtr) – Der koreanische Mischkonzern Daewoo hat in Warschau eine Absichtserklärung über die Übernahme der zweitgrößten polnischen Autofabrik Fabrika Samochodow Osobowych (FSO) unterzeichnet. Nach einer Vorvereinbarung soll Daewoo mindestens 60 Prozent der Anteile an FSO übernehmen, den Rest erhalten die Belegschaft (15 Prozent), der Staat (ca. 15 Prozent) und die Polmot Holding, die den Vertrieb übernimmt. Nach polnischen Presseberichten will Daewoo in Polen bis zum Jahr 2001 etwa 1,1 Milliarden US-Dollar (rund 1,6 Mrd. Mark) investieren. Der Konzern bestehe darauf, Einzelheiten des Vertrags schon bis Ende Oktober festzulegen.
Um FSO bemüht sich seit vier Monaten auch General Motors (GM). GM hatte im April angeboten, in Warschau jährlich mehr als 100.000 Opel Astra herzustellen. GM hatte Investitionen von bis zu 500 Millionen Mark vorgeschlagen. Auch Fiat, Rover und Hyundai hatten sich in den vergangenen Jahren um FSO bemüht. Im Herbst 1994 hatte GM sogar mit der Fertigung von 10.000 Astra in Warschau begonnen. Gestern bot der Konzern die vollständige Integration von FSO in das GM/Opel- Netzwerk in Europa an. Verantwortlich für den Deal bei GM ist Opel-Chef David Hermann.
Ziel aller Konzerne ist das untere Marktsegment bei den europäischen Konsumenten. Konkurrent VW stellt inzwischen preiswerte Autos bei Skoda in Tschechien her. Zu den Verhandlungen am Mittwoch war der Konzernchef Kim Woo Chong nach Warschau gekommen. Chong hatte sich auch mit Ministerpräsident Jozef Oleksy getroffen. Angeblich sollen die Koreaner die Weiterbeschäftigung der etwa 20.000 Arbeitnehmer zugesagt haben. Falls das Geschäft zustande kommt, soll im kommenden Jahr der Daewoo Espero in Warschau montiert werden. Die Warschauer Fabrik könnte außerdem ab 1997 die Produktion eines völlig neuen Wagens der Mittelklasse übernehmen. Außerdem sollen 300.000 Motoren und Getriebe hergestellt werden. Endziel sei die Herstellung von 220.000 Wagen.
Die FSO ist noch immer staatlich und stellt den technisch veralteten Polonez her.
Im Juni hatte Daewoo bereits mit der FSL-Autofabrik in Ostpolen vereinbart, dort jährlich 50.000 Autos und 40.000 Kleinbusse herzustellen.
Die liberale Zeitung Gazeta Wyborcza schrieb dazu am Donnerstag, die Berichte über das Geschäft mit den Koreanern ließen viele Fragen offen: Für mehr als eine Milliarde Dollar könne man eine völlig neue, moderne Fabrik bauen. In einem solchen Werk genügten zur Herstellung von 200.000 Autos aber 4.000 bis 5.000 Menschen. Es sei also schwer einzusehen, warum Daewoo die 20.000 Beschäftigten von FSO halten wolle.
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