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AutomobilausstellungDeutsche Autobauer geben sich grün

Die Internationale Automobilausstellung (IAA) soll im Zeichen des Klimaschutzes stehen. Die Autoindustrie kämpft trotzdem dafür, dass dicke Autos mehr verbrauchen dürfen.

Betont klimabewusst im Phaeton: VDA-Chef Matthias Wissmann Bild: ap

BERLIN taz Zur letzten Internationalen Automobilausstellung (IAA) vor zwei Jahren lockte der Verband der Automobilindustrie VDA die Besucher noch mit dem Motto "Faszination Auto". Er warb mit "Action und Off-Road-Fahrspaß" und lud per Pressemitteilung zur Geländewagen-Testfahrt ein. Auch auf der diesjährigen IAA, die am 13. September in Frankfurt beginnt, wird es die Geländewagen-Teststrecke wieder geben. Der Unterschied: Werben will man mit den klimaschädlichen Spritfressern nicht mehr.

Zur IAA 2007 setzt die Automobilbranche auf einen Imagewandel. Das Leitthema heißt "Nachhaltige Mobilität": Es gibt einen CO2-Cup für besonders sparsame Kartfahrer, ein Öko-Fahrtraining unter dem Motto "Weniger ist mehr" und einen "Umweltpfad" entlang der wichtigsten Innovationen zur CO2-Minderung.

"Sie merken, dass sich vieles im Vergleich zu früheren Jahren verändert hat", sagte der neue VDA-Präsident Matthias Wissmann den Journalisten bei der Vorstellung des IAA-Programms am Montag in Berlin. Neu ist vor allem die Sprache des VDA-Präsidenten, der im Juni sein Amt angetreten hat. Immer wieder kommt er auf das Klimathema zurück: "Diese IAA wird die Leitmesse der nachhaltigen Mobilität sein und zeigen, dass die Industrie die Herausforderungen des Klimaschutzes annimmt."

Anders als sein Vorgänger Bernd Gottschalk geht Wissmann klimapolitisch in die Offensive. Er lobt die Bundesregierung für die vergangene Woche in Meseberg beschlossene Neuausrichtung der Kfz-Steuer am CO2-Ausstoß und dringt auf eine rasche Umsetzung. Der VDA sieht in der neuen CO2-Steuer eine Chance, mehr emissionsarme neue Autos in Deutschland zu verkaufen.

Denn während die deutschen Autobauer für 2007 einen neuen Exportrekord erwarten, läuft die Inlandsnachfrage nach der Mehrwertsteuererhöhung schlecht. "Mit Freude" vermeldete Wissmann daher, dass die deutschen Hersteller gegen diesen Trend im Segment der sparsamen Fahrzeuge mit einem CO2-Ausstoß bis zu 130 Gramm pro Kilometer um 17 Prozent zulegen konnten. Dass es sich beidem anderen großen Wachstumssegment um die dicksten CO2-Schleudern (281 bis 320 Gramm pro Kilometer) wie den Porsche Cayenne handelt, erwähnte Wissmann nicht.

Zu den wichtigsten Forderungen der Automobilindustrie gehört daher auch die Staffelung in verschiedene Produktklassen. Für die in Brüssel anstehende Regulierung der CO2-Obergrenzen fordert Wissmann, "differenzierte, faire, für jeden Hersteller ambitionierte, aber auch erreichbare Ziele zu setzen". Bis 2012 will die EU den CO2-Ausstoß von Neuwagen auf durchschnittlich 130 Gramm pro Kilometer begrenzen. Strittig ist jedoch derzeit noch, auf welcher Basis der Durchschnittswert berechnet werden soll. Während Kleinwagenbauer aus Frankreich und Italien für einen einheitlichen Grenzwert streiten, setzt die auf schwere Autos spezialisierte deutsche Industrie auf eine Staffelung nach Gewichtsklassen.

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1 Kommentar

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  • WL
    Werner Lang

    Das Verrückteste ist die Dreistigkeit, mit der die studierte Naturwissenschaftlerin Merkel die Ergebnisse dieser Wissenschaften ignoriert. Jedem Kind kann ich klar machen, daß der Kohlendioxidausstoß mit der Menge des verbranntn Treibstoffs steigt.Ebenso trivial ist die Einsicht, daß die Menge des verbrannten Kraftstoff mit der Menge der gefahrenen Kilometer steigt, und daß sie um so höher ist, je höher das Gewicht des Fahrzeugs ist. Die einfache Lösung wäre, den Treibstoff zu besteuern und die Kfz-Steuer zu streichen. Dann könnte jeder durch seine Fahrweise und durch das Unterlassen unnötiger Fahrten seine Kosten beeinflussen und die Umwelt schonen. Statt dessen suggeriert uns die Regierung, ein Kleinwagen alter Bauart, den der Besitzer zum Einkaufen benutzt, und der im Jahr vielleicht auf 5000 Kilometer kommt, belaste die Umwelt mehr als eine Nobelkarosse mit modernster Technik, die drei Tonnen wiegt und im Jahr 100000 Kilometer gefahren wird. Bei dieser Logik kann nur die Autoindustrie die Feder geführt haben,auf deren Spenden unsere Parteien bei schwindenden Mitglie-derzahlen immer mehr angewiesen sind.