Automesse Detroit: Ein Wagen-Volk von 8 Millionen
Während VW für 2011 Rekordauslieferungszahlen vorweist, protestieren Arbeiter in Detroit gegen das Wohlstandgefälle in den USA. Im Zuge der Wirtschaftkrise wurden 150.000 Jobs gestrichen.
DETROIT dapd/afp | Der VW-Konzern hat zum ersten Mal in seiner Geschichte mehr als 8 Millionen Autos pro Jahr abgesetzt. Europas größter Autobauer lieferte 2011 genau 8,156 Millionen Personenwagen weltweit aus. Das entspricht einem Wachstum von über 14 Prozent oder gut einer Million Autos in einem Jahr.
2010 setzte Volkswagen erst 7,14 Millionen Fahrzeuge ab. Vorstandsvorsitzender Martin Winterkorn teilte die Zahlen persönlich in der Nacht zum Montag unmittelbar vor Beginn der Automesse in der US-Metropole Detroit mit. Absatzzuwächse verzeichnete VW nach früheren Informationen unter anderem in China, Deutschland und den USA.
Die Marke Volkswagen hat 2011 nach früheren Informationen mit 5,1 Millionen verkauften Autos den besten Absatz aller Zeiten erreicht. Die Wolfsburger steigerten die Auslieferungen um 13,1 Prozent. Vergangene Woche hatte die VW-Tochter Skoda einen Absatzrekord von 875.000 Stück gemeldet, ein Wachstum von 15 Prozent.
Bis 2018 mehr als 10 Millionen
Auch von Konzerntochter Audi wird für 2011 der höchste Absatz aller Zeiten erwartet, Konzernchef Rupert Stadler nannte in der Wirtschaftswoche 1,3 Millionen Stück. Der Konzern aus Wolfsburg hat sich selbst das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2018 mit einem Absatz von mehr als 10 Millionen Stück der größte Autobauer der Welt zu werden. VW hatte zuletzt mehrere neue Fabriken in Betrieb benommen, etwa in den USA, Indien und Russland.
Im größten Absatzmarkt China baut VW seine Fertigungskapazitäten weiter aus und errichtet nun seine siebte Autofabrik dort. Bis 2013/14 soll die Kapazität so auf 3 Millionen Stück pro Jahr steigen, wie der Hersteller vergangene Woche mitteilte.
Volkswagen hat bisher vier Autowerke in China und drei weitere im Bau. Dazu kommen mehrere Komponentenwerke. Aber auch in Deutschland investiert der Konzern aus Niedersachen, etwa in den Ausbau der Tiguan-Fertigung am Stammsitz Wolfsburg.
Neue Jobs werden schlecht bezahlt
Die wichtigste Automesse der USA wird am Montag in Detroit eröffnet. Nach Veranstalterangaben zeigen die Hersteller nahezu 40 neue Modelle. Auf der "North American International Auto Show" ziehen zahlreiche Konzerne traditionell eine erste Bilanz für das vergangene Jahr und geben einen Ausblick auf die kommenden zwölf Monate. Die deutschen Hersteller zeigen in Detroit beispielsweise den neuen Mercedes-Sportwagen SL, die neue Generation des BMW 3er und das Porsche-911-Cabrio.
Vor Beginn der Auto Show haben am Sonntag (Ortszeit) einige Dutzend Arbeiter gegen die wachsende Kluft zwischen Reich und Arm in den USA protestiert. Die Manager der Autokonzerne brüsteten sich damit, dass die Unternehmen wieder profitabel arbeiteten - von der gesteigerten Produktivität würden aber nicht die Arbeiter profitieren, sondern nur die Manager an der Spitze, das eine obere Prozent, sagte eine der Demonstrantinnen, Wendy Thompson, eine ehemalige Vertreterin der Gewerkschaft UAW.
Die Gewerkschafterin Thompson wies dagegen darauf hin, dass in der Finanz- und Wirtschaftskrise 150.000 Stellen in der Autoindustrie gestrichen wurden. Viele seitdem neu geschaffene Jobs in der Branche seien sehr schlecht bezahlt, sagte sie.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!