Autobahn 26: Buxtehude bangt um seinen Hafen
Das alte Hansestädtchen klagt gegen die Autobahn von Stade nach Hamburg. Eine Brücke über die Este würde den Hafen von der Elbe abschneiden, einen Tunnel will niemand bezahlen.
"Das ist ein Schildbürgerstreich", sagt Jürgen Badur. Gegen die Autobahn A 26 parallel zur Elbe von Stade nach Hamburg hat der parteilose Bürgermeister von Buxtehude nichts: "Die ist regionalwirtschaftlich sinnvoll", sagt Badur, und soll zudem die zurzeit permanent verstopfte Bundesstraße 73 entlasten. Aber dass die Trasse durch das nordwestliche Niedersachsen seine Hansestadt von der Elbe abschneidet, das will er nicht hinnehmen. Die Stadt Buxtehude verklagt deshalb das Land und den Bund vor dem Oberverwaltungsgericht Lüneburg. Mit einer Entscheidung wird im nächsten Jahr gerechnet.
Nach den vorliegenden Plänen soll die A 26 das Flüsschen Este etwa 800 Meter nördlich von Buxtehude auf einer flachen Brücke queren. Damit würde der Hafen der 39.000 Einwohner zählenden Stadt vom Rest der Welt abgeschnitten. Zwar hat er nur noch touristische Bedeutung, "aber die ist hoch", glaubt man Badur. Umsatzeinbußen von einer Million Euro in Gastronomie und Einzelhandel befürchtet er, wenn Segel- und Motorjachten die einstige Hansestadt nicht mehr anlaufen könnten.
Im 13. Jahrhundert galt Buxtehude als modernste Hafengründung auf deutschem Boden: Als erste deutsche Stadt wurde der Ort planmäßig um ein zentrales Hafenbecken herum an der Este angelegt. Und in dieses "touristische Standbein" hat die Stadt mehrere Millionen Euro investiert.
"Wir wollen einen Tunnel", fordert der Bürgermeister. Der aber ist Land und Bund zu teuer: "Der Tunnel ist vom Tisch", sagt Achim Großmann, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium. "Die wollen nur ihre fertige Planung nicht wieder aufschnüren", vermutet Badur. Er habe sich in den Niederlanden kundig gemacht, wo viele Straßen unter den flachen Grachten hindurchgeführt werden. "Ein einfacher Tunnel in Trogbauweise ist kaum teurer als eine Brücke", habe er dort erfahren. Die Este sei ja nicht mit der Elbe zu vergleichen: "Die ist kaum tiefer als einen Meter - aber auch nur bei Hochwasser."
Sauer stößt den Buxtehudern noch ein weiterer Punkt auf: In ein paar Jahren soll der Autobahnabschnitt von Horneburg nach Buxtehude fertig sein, für die Fortsetzung Richtung Hamburg aber sei das Planfeststellungsverfahren noch nicht einmal eingeleitet. "Dann geht der ganze Verkehr vom Ende der A 26 zur B 73 durch die Innenstadt", befürchtet Badur: "Das wäre der Verkehrsinfarkt." Er fordert, die Etappe erst freizugeben, wenn die ganze Autobahn fertig ist.
Die Buxtehuder werden den Verkehr ertragen müssen, findet hingegen Großmann: "Wir lassen doch keine fertige Autobahn jahrelang brachliegen."
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken