Auswertung zum 9-Euro-Ticket: Deutlich mehr längere Bahnreisen

Durch das 9-Euro-Ticket hat sich die Zahl der Wochenend-Passagiere auf weiteren Strecken verdoppelt. Doch nun sind wieder weniger unterwegs als 2019.

Silhouette einer Frau an einem Bahnsteig

Deutlich weniger Menschen warten seit September auf den Bahnsteigen Foto: Christoph Soeder/dpa

BERLIN taz | In den drei Monaten, in denen das 9-Euro-Tickets galt, haben im Schnitt täglich 44 Prozent mehr Menschen Bahnreisen zwischen 30 und 300 Kilometer zurückgelegt als im Juni, Juli und August des letzten Vor-Coronajahrs 2019. Die Zahl der Reisen im Straßenverkehr blieb konstant. Zu diesem Ergebnis kommt das Statistische Bundesamt nach der Auswertung von Mobilfunkdaten des Unternehmens Teralytics. Aussagen über Fahrten unter 30 Kilometern sind auf Grundlage dieser Daten nicht möglich. Auch können die Da­ten­ana­lys­t:in­nen bei Bewegungen im Straßenverkehr nicht zwischen Fahrten im Pkw oder Bus unterscheiden.

Mit dem 9-Euro-Monatsticket konnten Käu­fe­r:in­nen bundesweit Busse und Bahnen des Nah- und Regionalverkehrs nutzen. Davon haben sie vor allem an Samstagen und Sonntagen Gebrauch gemacht: An Wochenenden hat sich der Auswertung zufolge die Zahl der Fahrgäste, die mehr als 30 Kilometer mit dem Zug gefahren sind, verdoppelt. An Wochentagen lag die Zahl dieser Fahrten um knapp ein Viertel höher als 2019. Dieses Jahr wird als Vergleich herangezogen, weil 2020 und 2021 die Zahl der Fahrgäste im ÖPNV pandemiebedingt stark zurückgegangen ist.

Die Zahl der Fernreisen über 300 Kilometer ist bereits im Frühjahr über das Niveau im Vorkrisenjahr 2019 gestiegen. Während der Sommermonate haben die Da­ten­ana­lys­t:in­nen dann keine Veränderung bei den Fernreisen beobachtet. „Dies legt den Schluss nahe, dass Bahnreisende das für den Nah- und Regionalverkehr gültige 9-Euro-Ticket nur selten für zeitintensive Fahrten über lange Strecken nutzten“, teilte das Statistische Bundesamt mit.

Im Straßenverkehr lag die Fahl der Fahrten dem Statistischen Bundesamt zufolge an Wochentagen etwa auf der Höhe von 2019, an Wochenenden um 7 Prozent höher. „Dabei ist zu beachten, dass sich Reisen in Autos anhand der Daten nicht von Reisen in Bussen oder anderen Fahrzeugen unterscheiden lassen“, betont das Statistische Bundesamt. Ob die Zahl der Pkw-Fahrten zu- oder abgenommen hat, werden erst die Auswertungen von Verkehrszählungen zeigen.

Weniger Zugfahrende seit dem Monatswechsel

Mit dem Ende der günstigen Fahrkarte am 1. September, einem Donnerstag, ist die Zahl der Zugfahrenden stark zurückgegangen. Auf Strecken über 30 Kilometer waren 14 Prozent weniger Fahrgäste unterwegs als an einem durchschnittlichen Donnerstag im September 2019.

Das 9-Euro-Ticket wird allgemein als erfolgreiche soziale Maßnahme angesehen, weil Menschen mit wenig Einkommen für wenig Geld sehr mobil waren. Ob es eine Verkehrsverlagerung von der Straße auf Bus und Bahn gegeben hat, wird derzeit in zahlreichen Studien untersucht. Noch ist unklar, ob es ein Nachfolgeprojekt geben wird.

SPD, Grüne und FDP haben sich darauf geeinigt, dass der Bund für ein Folgeticket zwischen 49 Euro und 69 Euro eine Summe von 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung stellt, wenn sich auch die Bundesländer an der Finanzierung beteiligen. Bislang ist unklar, ob alle Länder dazu bereit sind. Vor allem aus Bayern ist Widerstand zu erwarten – obwohl sich CSU und Freie Wähler in ihrem Koalitionsvertrag für ein 365-Euro-Jahresticket ausgesprochen haben.

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