Austritt aus Walfangkommission: Japan jagt wieder offiziell Wale
Japans Regierung beschwert sich über das Verhalten der Walfangkommission – und tritt zum Juli 2019 aus. Ökoaktivisten sind empört.
Nun zog die Regierung die Konsequenzen aus ihrer Niederlage. „Wir haben diese Entscheidung getroffen, weil die Länder, die nur auf Walschutz fokussiert sind, keine gemeinsame Position suchen wollen“, erklärte Kabinettssprecher Yoshihide Suga am Mittwoch. Daher wird Japan ab Juli 2019, nachdem der Austritt formal vollzogen ist, den Walfang wieder als Geschäft betreiben. Bisher wurden die jährlichen Waljagden im Nord- und Südpazifik als wissenschaftliche Forschung deklariert – und subventioniert. Unklar blieb zunächst, ob die Staatshilfe nun wegfällt.
Mehr als 30 Jahre lang habe sich Japan in der Walfangkommission um annehmbare Lösungen für alle Mitgliedsstaaten bemüht, erklärte die Regierung weiter. Inzwischen seien einige Walarten im Überfluss vorhanden. Dennoch habe die Kommission nicht einmal erwogen, das Fangverbot anzupassen. Außerdem nutze man Wale seit Jahrhunderten in vielfältiger Weise. Jedoch will Japans Regierung den Status eines Beobachters bei der Kommission behalten.
Das internationale Echo fiel negativ aus. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisierte den Zeitpunkt der Entscheidung als „hinterhältig“, da ausländische Medien wegen der Weihnachtsfeiertage kaum präsent seien. „Die Ankündigung steht nicht im Einklang mit der internationalen Gemeinschaft, ganz abgesehen vom nötigen Schutz für die Zukunft der Meere und dieser majestätischen Kreaturen“, erklärte Sam Annesley, Geschäftsführer von Greenpeace Japan.
Die meisten Japaner essen kein Walfleisch
Kritik kam auch aus Australien. Der Austritt sei extrem enttäuschend, erklärten das Außen- und Umweltministerium. Zugleich wurde begrüßt, dass Japan den Walfang im südpazifischen Meer vor der Antarktis einstellen wird. Dort fing Japan zuletzt 333 Zwergwale jährlich und begründete dies mit der wissenschaftlichen Erforschung der Bestände. Dieses legale Schlupfloch im Walfangmoratorium hatte Japan seit 1987 ausgenutzt. Nach einem kritischen Urteil des Internationalen Gerichtshofes vor vier Jahren musste Japan jedoch die Menge der gejagten Meeressäuger um zwei Drittel verkleinern.
Künftig wird daher nur in der japanischen 200-Meilen-Meereszone sowie im Nordpazifik zur Jagd geblasen. Dort fing die japanische Flotte bisher – ebenfalls aus vermeintlichen Forschungsgründen – jährlich 130 Seiwale und 170 Zwergwale. In diesen Gebieten will Japan nun alle Walarten jagen, deren Bestände nicht gefährdet sind. Dahinter steckt ein klares Kalkül: Werden mehr Wale gefangen, steigt das Angebot an Walfleisch in Japan und damit der Konsum. Bisher kam nur das Walfleisch aus der „wissenschaftlichen“ Jagd in den Handel. Doch trotz Importen aus den beiden anderen Walfangnationen Island und Norwegen stagnierte der jährliche Verbrauch bei etwa 5.000 Tonnen. Das sind 98 Prozent weniger als in den sechziger Jahren.
Die meisten Japaner essen kein Walfleisch. Nur die Älteren kennen Wal noch als wichtige Proteinquelle aus der Zeit nach dem Weltkrieg, während für die Jüngeren Wal nie auf der Speisekarte stand. Bliebe der Konsum so niedrig und fänden sich keine anderen Abnehmer, dürfte sich die teure Hochseejagd auf Wale kaum rechnen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Verkehrsvorbild in den USA
Ein Tempolimit ist möglich, zeigt New York City
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich