Australien schafft es ins Viertelfinale: Die „Matildas“ bleiben noch
Die Australierinnen schlagen die Norwegerinnen 2:1 und kommen damit als Gruppenzweite ins Viertelfinale. Verdient hat den Sieg keine der beiden Teams.
BERLIN/LEVERKUSEN taz | Es ging um viel: Dabei bleiben bei dieser Weltmeisterschaft oder schon nach Hause fahren. Für die Australierinnen war das dennoch kein Grund gegen die Norwegerinnen zu taktieren. Ein Remis hätte ihnen schon gereicht und dennoch stellten sie Australierinnen sich auch beim Stande von 1:1 nicht hinten rein, sondern sie versuchten auch in der Endphase der Partie die Entscheidung selbst herbeizuführen. Dieser Mut wurde belohnt.
Kyah Simon stellte in der 87. Minute mit einem schönen Kopfballtor den Viertelfinaleinzug endgültig sicher. Hernach betonte sie: Wir wollten gewinnen. Mit dem Sieg haben wir jetzt genug Selbstbewusstsein für das Viertelfinale.“
Doch Trainerin Eli Landsem nahm es erstaunlich gelassen. Fast jede Frage erwiderte sie mit dem Versprechen: „Wir kommen wieder zurück.“ Wobei sie zugab, dass die Enttäuschung „sehr, sehr groß“ sei. Im Vergleich zur 0:3 Niederlage gegen Brasilien hatte Trainerin Eli Landsem bei ihrer Startelf noch einmal einige Veränderungen vorgenommen. Gleich fünf Spielerinnen tauschte sie aus. Aber auch diese Formation konnte nicht wirklich überzeugen, auch wenn Landsem ihren Schützlingen ein gutes Spiel attestierte.
Australien - Norwegen 2:1 (0:0)
Australien: Barbieri - Foord (90. Perry), Carroll, Uzunlar, Kellond-Knight - Kerr (81. Alleway), McCallum, Polkinghorne, Garriock - de Vanna - Simon
Norwegen: Hjelmseth (46. Skarbø) - Gardsjord, Rønning, Mjelde, Knutsen Mienna - Stensland, Tofte Ims (81. Herlovsen) - Haavi (46. Hegland), Mykjåland, Thorsnes - Pedersen
Schiedsrichterin: Alvarez (Argentinien)
Zuschauer: 18.474
Tore: 0:1 Thorsnes (56.), 1:1 Simon (57.), 2:1 Simon (87.)
Gelbe Karten: Carroll, Garriock / Gardsjord
Beste Spielerinnen: de Vanna, Simon / Thorsnes, Stensland
Noch vor der Partie gab sich Trainerin Eli Landsem zuversichtlich. Sie sah ihr Team „gut vorbereitet“ in die Partie gehen. Ihr Konzept war denkbar simpel „Wir müssen unser Angriffsspiel verbessern, dann können wir die Australierinnen besiegen“, so Landsem. Das klingt nach der alten Fußballerweisheit „Wer mehr Tore schießt gewinnt“.
Die bessere Ausgangslage hatten jedoch die Matildas, denen ein Unentschieden gereicht hätte. Das plante Trainer Tom Sermanni aber nicht „Wir haben nicht die Mannschaft, die das könnte.“ Sie gingen deshalb mit der Einstellung in die Partie, sie gewinnen zu wollen.
Aber sein Team begann, wie es der Trainer eigentlich nicht wollte. Vor 18.704 Zuschauer in Leverkusen spielte fast ausschließlich Australien. Doch sie hielten lediglich den Ball. Nach vorne blieben sie ungefährlich. Die besten Aktionen kamen von Spielmacherin Elise Kellond-Knight, eine von sieben Spielerinnen der Brisbane Roars im Kader Australiens. Sie flankte immer wieder in den Strafraum der Norwegerinnen, ihre Stürmerinnen blieben aber schwach im Abschluss und setzten keinen gefährlichen Torschuss.
Ohne große Spielanteile hatte Norwegen doch die gefährlichste Szene der ersten Halbzeit. Servet Uzunlar grätschte in der 16. Minute am Ball vorbei und ließ Cecilie Pedersen frei zum Schuss kommen, die nur knapp über die Latte traf. Die eigentlich erfahrene Australierin Uzular sah bei dieser Szene ganz schwach aus. Schon im Spiel gegen Äquatorialguinea verschuldete sie beide Gegentreffer.
Es war schon fast eine Stunde gespielt, da dachte man sich bei diesem Endspiel um den letzten noch zu ermittelnden Viertelfinalteilnehmer: Wie gut, dass es bei dieser Partie trotz ihres Entscheidungscharakters keine Verlängerung geben kann. Aber dann patzte wieder Unzular. Direkt vor dem eigenen Strafraum ließ sie Elise Thorsnes an den Ball kommen, die sich mit dem 1:0 für Norwegen (56.) für ihre harte Arbeit in der ersten Halbzeit belohnte.
Doch die Freude war nur kurz. Eine Minute später nur glich Kyah Simon nach einer schönen Hereingabe von Lisa de Vanna zum 1:1 aus. Danach gewann die Partie für einige Minuten an Tempo, flachte aber kurz darauf wieder ab. Die einzigen Impulse auf norwegischer Seite kamen nur von Thorsnes, der aber die Anspielstationen fehlten.
Das Team schien nicht zu merken, das es im Zugzwang war. Auch ein offensiver Wechsel (81.) als Trainerin Eli Landsem Isabell Herlovsen für Gry Tofte Ims holte, brachte nicht die nötigen neuen Ideen.
Entschieden wurde die Partie durch Kyah Simon (87.), die per Kopf ihr zweites Tor machte und zum 2:1-Endstand für Australien traf. Hernach betonte sie: „Wir wollten gewinnen. Mit dem Sieg haben wir jetzt genug Selbstbewusstsein für das Viertelfinale.“ Ob der Gegner dann Schweden oder USA heißt, stand zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest.
Schwer wird es für Australien gegen diese beiden Titelfavoriten ohnehin. Trainer Tom Sermani nahm es mit Humor: „Schweden? USA? Wo ist das Problem? Drei, vier rote Karten für die anderen, dann reicht es schon.“ Er freut sich bereits auf die nächsten Herausforderungen: „Bei einem großen Turnier“, sagte er, „will man auch gegen große Gegner spielen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen