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Ausstellungsempfehlung für BerlinDas Gefühl von einer Landschaft

Michelle Jezierski zeigt in der Galerie 68 Projects ihre surreale Landschaftsmalerei. Die taz sprach mit der Künstlerin.

Michelle Jezierski, „shifter“, 2018 (Installationsansicht) Foto: Courtesy 68 Projects
Beate Scheder
Interview von Beate Scheder

In Michelle Jezierskis Bildwelten kann man sich verlieren. Wolkentürme, Felsformationen, sprudelnde Meeresgischt, gar tosende Lava meint man in ihren energischen Farbwirbeln aus Acryl und Öl zu erkennen. Jedoch wirkt es gleichsam so, als würde man auf diese wilden Landschaften durch ein Gitter oder Kaleidoskop blicken.

Jezierski schiebt geometrische Strukturen über ihre Sujets, sodass diese ins Surreale gleiten. „Shifter“ heißt die Ausstellung bei 68 Projects, was gut passt, weil man beim Schauen unwillkürlich zwischen den Ebenen hin und her schaltet. Gewissermaßen entspricht das dem künstlerischen Prozess der Malerin, die sich in Schichten vorarbeitet.

Die ersten trägt sie mit Tusche und Acryl auf, legt dabei die Komposition fest. Dann erst folgt die Ölfarbe, mal dünn und durchscheinend, mal mithilfe von Tape in geraden, scheinbar perfekten Linien gespachtelt. Die Hand der Künstlerin bleibt stets sichtbar, sie kontrolliert Chaos und Ordnung ihrer Bilder, aus denen sich „das Gefühl von einer Landschaft“ herausschält.

Einblick (733): Michelle Jezierski, Künstlerin

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?

Die Ausstellung

68 Projects, Fasanenstr. 68, dienstags bis samstags 11–18 Uhr, bis 28. Juli

Michelle Jezierski: Die begehbare Lichtinstallation „Ganzfeld Aural“ von James Turrell im Jüdischen Museum hat mich schwer beeindruckt. Ich habe eine Stunde in der Installation verbracht und bin komplett in Licht und Farbe abgetaucht. Wenn man sich darauf einlässt, löst sich der Raum auf und man versucht sich ständig neu zu verorten. Die Farben, die sich ganz langsam verändern, lassen neue Räume und Tiefe entstehen. Ich bin fasziniert, wie Turrell es immer wieder schafft Licht als Material zu verwenden, um unsere Wahrnehmung zu schärfen.

Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin kannst du empfehlen?

Obwohl Musik mir sehr wichtig ist und bei mir fast immer läuft, schaffe ich es leider nicht oft in Konzerte. Wenn ich in Klubs lande, dann je nach DJ, ich habe keinen Lieblingsklub. Das letzte besondere Konzert war Sir Simon Rattles Abschiedskonzert bei den Berliner Philharmonikern. Mein Vater ist dort Hornist und eigentlich sollte und könnte ich viel öfter ins Konzert. Aber wie das eben so ist …

Bild: Dorota Jezierski
Im Interview: 

Michelle Jezierski ist 1981 in Berlin geboren. Von 2002 bis 2008 studierte sie an der Universität der Künste in Berlin bei dem Bildhauer Tony Cragg und der Malerin Valérie Favre. 2005 erhielt sie ein Stipendium an der Cooper Union in New York City. Dort studierte sie bei der Malerin Amy Sillmann. Jezierskis Malerei wurde in Gruppenausstellungen in Deutschland, Kroatien, Israel, Italien und den USA sowie in Einzelausstellungen u.a. bei Circle 1, Berlin, Feinberg Projects, Tel Aviv, der Galerie Lorenz, Frankfurt am Main und der Pool Gallery, Berlin ausgestellt und ist in zahlreichen internationalen öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten. Aktuell läuft ihre Einzelausstellung "Shifter" bei 68 Projects.

Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet dich zurzeit durch den Alltag?

Die Biografie von Robert Irwin, „Seeing Is Forgetting The Name Of The Thing One Sees“, kann ich immer wieder lesen. Seine tiefgründigen Gedanken und Beobachtungen zu Kunst und Wahrnehmung, inspirieren mich sehr.

Was ist dein nächstes Projekt?

Ich arbeite momentan an einer Kollaboration mit dem Bildhauer Jay Gard, die im September zum DC Open in Düsseldorf bei Kunst & Denker Contemporary erstmalig gezeigt wird. Unser Konzept ist es, die Medien der Malerei und der Bildhauerei auszuloten und anhand einer raumbezogenen Gemeinschaftsarbeit deren Grenzen aufzulösen.

Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht dir am meisten Freude?

Bevor es ins Atelier geht, erst mal einen guten Kaffee und dann zum Sport. Danach kann der Tag kommen.

Dieser Text erscheint im taz.plan. Mehr Kultur für Berlin und Brandenburg immer donnerstags in der Printausgabe der taz.

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