piwik no script img

AusstellungMehrere Mauern auf der East Side Gallery

Das Bezirksparlament von Friedrichshain-Kreuzberg stimmt für das umstrittene Kunstprojekt "Wall on Wall".

Die East Side Gallery - auf der Rückseite sollen die Fotos anderer Grenzanlagen gezeigt werden. Bild: AP

Die Mauer kann eingemauert werden: Am Mittwochabend segnete die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Friedrichshain-Kreuzberg mit den Stimmen der Grünen und der Linken das umstrittene Projekt "Wall on Wall" von Kai Wiedenhöfer ab. Der preisgekrönte Fotograf will großformatige Bilder anderer Sperranlagen an der East Side Gallery auf die Berliner Mauer plakatieren. Motive sind die "Peaceline" im nordirischen Belfast, der Zaun zwischen den USA und Mexiko und die israelische Mauer.

Seit Monaten wird in Kreuzberg über den Umgang mit der geplanten Ausstellung heftig diskutiert. Ursprünglich wollte Wiedenhöfer ausschließlich Bilder des israelischen Grenzwalls zeigen. Manche befürchteten jedoch eine direkte Gleichsetzung mit der Berliner Mauer. Andere warnten davor, das Projekt könnte Antisemiten anlocken.

Wiedenhöfer und die Kuratorin der Ausstellung, Adrienne Goehler, legten daraufhin ein überarbeitetes Konzept vor, das Fotos von anderen Sperranlagen mit einbezieht. Außerdem sollen die Bilder auf der Fluss- statt auf der Straßenseite zu sehen sein. Damit konnte sich das Bezirksamt anfreunden - und nun auch die BVV.

"Man soll nicht im vornherein Inhalte zensieren, sondern eine Debatte möglich machen", sagte Elvira Pichler (Grüne) im Plenum. Auch Regine Sommer-Wetter von den Linken befand: "Es ist die Aufgabe der Kunst, gesellschaftliche Debatten anzustoßen. Sie ist nicht verpflichtet, ausgewogen zu sein." Die Ausstellung laufe dem demokratischen Grundkonsens nicht zuwider und könne also stattfinden.

Doch nicht alle hat das neue Konzept überzeugt: Im Vorfeld der BVV tauchten mehrere offene Briefe auf, in denen das Projekt wieder als tendenziell antisemitisch bezeichnet wird. Nachzulesen sind diese auf der Homepage der SPD. Bei der Sitzung der Bezirksverordneten erhoben die Sozialdemokraten zwar nicht den Vorwurf des Antisemitismus, lehnten das Projekt aber trotzdem ab. Der Fraktionsvorsitzende Andy Hehmke warnte vor schiefen historischen Vergleichen und antiisraelischen Klischees.

Mit der Genehmigung könne sie sich nun um die Finanzierung kümmern, sagte Adrienne Goehler am Donnerstag. Die Ausstellung soll mehrere Wochen laufen. Wann sie eröffnet werden kann, ist derzeit noch unklar. ANTJE LANG-LENDORFF

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!