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Ausstellung über städtische InterventionenKreative Rezepte für die Leerstellen der Stadt

Berlin verleiht erstmals den Urban Intervention Award. Ausgezeichnet werden temporäre und dauerhafte Projekte in europäischen Städten. Senatsbaudirektorin Lüscher lobt Vorbilder für Berlin.

Der 1. Preis: Die mobile Stadtküche, hier in Neukölln Bild: Rolf Eusterschulte/SenStadt

Ein Fahrrad, ein Anhänger mit Gasherd und ausziehbarem Tisch darauf - fertig ist die mobile Küchenlaube. Daniel Unterberg und Isabell Weiland haben für den Neuköllner Kultursommer 2009 diese fahrende, zweieinhalb Meter lange "Stadtküche" entwickelt und sie dort aufgestellt, wo sonst nichts ist: an leeren Straßenecken, öden Kreuzungen, im Kiez oder auf Grünstreifen. Eingeladen waren die Anwohner, eigene Zutaten mitzubringen und mitzukochen. Die Stadtküche wurde 2009 zum temporären Interventionsraum in Neukölln und bildete Kommunikationszentren. Das Rad-, Küchen- und Sitzmodul war der Renner.

Unterberg und Weiland gehören in der Kategorie "Temporary" zu den Preisträgern des Urban Intervention Award Berlin, der am heutigen Donnerstag von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher erstmals vergeben wird. In der Kategorie "Built" - gebaute Projekte - ging der spanische Architekt Martin Lejarraga als Sieger unter den insgesamt 60 Teilnehmern aus ganz Europa hervor. Lejarraga gelang es, mit einem simplen Konzept aus Platz, sozialen Meetingpoints und Gebäuden ein kulturelles Zentrum auf der vorher wüstenähnlichen Brache inmitten von Torre Pacheco (Murcia) zu entwickeln.

Man mag von der fahrenden Küche halten, was man will: Die Idee von Lüscher, einen Preis auszuloben für "die Entwicklung neuer, kreativer, urbaner Orte", die auch für Berlin vorbildlich sein könnten, kann nicht hoch genug geschätzt werden. Denn an prekären sozialen und baulichen Räumen, die sowohl nach temporären Eingriffen schreien als auch innovative architektonische Impulse und Nutzungen vertragen könnten, mangelt es in Berlin keineswegs. Das Kulturforum, der Rathausplatz oder das Tempelhofer Feld, die toten Kreuzberger, Friedrichshainer oder Weddinger Ecken, an denen nur schwerfällig herumgedoktert wird, sind Beispiele dafür.

Dass es solche Orte gibt, die zu "neuen Lebensräumen mit hoher architektonischer Qualität werden können", zeigen einige alternative Stadtentwicklungskonzepte der ausgewählten Projekte: Unter der Stadtautobahn, die Amsterdam zerschneidet, entstanden Plätze, Sport-, Spiel- und Wasserflächen. Die Stadt hat sich den durch den Verkehr geraubten Raum zurückgeholt. Ein anderes Beispiel ist die von Vandalismus geprägte U-Bahn-Station Eichbaum in Mülheim. Sie wurde mittels Tribünen und Containern zur temporären Oper. Und schließlich steht der Umbau des alten Fischmarkts von Istanbul zu einem pulsierenden Marktplatz als Chiffre für die Verbesserung der Lebensqualität eines ganzen Quartiers.

Die Ausstellung der Projekte wird am Donnerstag, 25.11.10, um 18 Uhr im Flughafen Tempelhof (Alte Zollgarage) mit der Presiverleihung eröffnet. Anschließend ist sie dort bis 10. Januar 2011 zu sehen. Weitere Infos gibt es hier.

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