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■ StandbildAußerkörperliches

„Surfen im Jenseits“, Dienstag, 22.15 Uhr,ZDF

Ganz schön raffiniert: Erst plädiert Filmautor Martin Graff dafür, den Mann nicht gleich als Spinner abzutun – einen, der behauptet, seinen Körper einfach verlassen und anschließend außerkörperliche Erfahrungen machen zu können, wie Fernreisen und Weltraumflüge. Und dann, nachdem Graff den Schweizer namens Werner Zufluh mit stets höflicher Skepsis befragt hat, kommen lauter Leute zu Wort, die Zufluhs „Aussteigen“ auf dieselbe Weise ernst nehmen wie Graff – und ganz nüchtern abtun: etwa als „Sprachproblem“, das manche phantasiereiche Parapsychologen ja hätten (so ein Schriftsteller) oder als „rein subjektives Erleben mit subjektiver Gültigkeit“ (LSD-Erfinder Albert Hoffmann).

Bitter war, daß Graff Bilder von seiner ersten Begegnung mit Zufluh 1981, als dieser noch Gewichte stemmte, mit solchen aus der Gegenwart zusammenschnitt, wo Zufluh durch multiple Sklerose an den Rollstuhl gefesselt ist. Noch bitterer aber war, wie Zufluh von der „sexuellen Revolution“ sprach, die er auf außerkörperlichem Wege erreicht habe, weshalb er es „mit jeder x-beliebigen Person“ treiben könne. Hier wurde Graffs Kommentar ein wenig bissiger. Mit „Marion S.“, die behauptet, von Leuten wie Zufluh telekinetisch belästigt, ja „vergewaltigt“ zu werden, hatte Graff daher kein Mitleid. Meistens aber mußte er nichts hinzufügen; so wenn Zufluh versicherte: „Ich war ein Krokodil.“

Erweckte der Film, ein Beitrag aus der kauzigen ZDF- Reihe „37o“, am Anfang noch die Erwartung, er würde sich mit der Esoterik als dem großen Abzock des Jahrzehnts befassen, zeigte er schließlich nur einen kleinen, aber bezeichnenden Teil aus der Welt der Glaubensstifter und Pendelschwinger. Am Ende ließ Graff die Frage offen, ob Zufluh sich das alles nur einbildet oder nicht. Das ist ihm sicher nicht ganz leicht gefallen. Oliver Rahayel

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