■ Kommentar: Außer Kontrolle
Wer im Glashaus sitzt, sollte aufpassen, wann er zur Steinschleuder greift: Der absurde Zahlensalat, den der Landesrechnungshof in seinem diesjährigen Jahresbericht über die Hamburger Arbeitsmarktpolitik ausbreitet, hätte so nie veröffentlicht werden dürfen. Eine Kontrollinstitution, die den Anspruch erhebt, die von ihr geprüften Einrichtungen mit modernem Controlling zu beglücken, kann es sich nicht leisten, Zahlenschrott in Statistiken zu gießen, die zu Fehldeutungen nur so einladen.
Die treuherzige Entschuldigung, man habe sich auf die gelieferten Zahlen verlassen und angesichts ihrer Widersprüchlichkeiten die Sozialbehörde um Aufklärung gebeten, ist nicht stichhaltig. Die Controlettis haben derart aufwendig geprüft, daß sie ohne weiteres eine echte Bestandsaufnahme der Lage im ABM- und Qualifizierungsbereich hätten vorlegen können. Und: Dem Rechnungshof lag lange vor der Veröffentlichung des Jahresberichts eine detaillierte Stellungnahme einiger Träger vor, die auf die gröbsten Fehler hinwies.
Immerhin: Der Rechnungshof wollte nachweisen, daß Hamburgs Behörden keine ausreichenden Informationen über die Wirksamkeit ihrer 300 Millionen Mark teuren Arbeitsmarktpolitik besitzen. Das ist ihnen mit durchschlagendem Erfolg gelungen: Selbst der Rechnungshof hat keinerlei Durchblick.
Bleiben zwei bange Fragen: Wenn Prüfer und Prüfling gleichermaßen versagen, wer löst dann die Aufgabe? Und schließlich: Wer prüft in Zukunft die Berichte des Landesrechnungshofes? Florian Marten
Bericht Seite 22
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