piwik no script img

■ KommentarAußer Kontrolle

Wer im Glashaus sitzt, sollte aufpassen, wann er zur Steinschleuder greift: Der absurde Zahlensalat, den der Landesrechnungshof in seinem diesjährigen Jahresbericht über die Hamburger Arbeitsmarktpolitik ausbreitet, hätte so nie veröffentlicht werden dürfen. Eine Kontrollinstitution, die den Anspruch erhebt, die von ihr geprüften Einrichtungen mit modernem Controlling zu beglücken, kann es sich nicht leisten, Zahlenschrott in Statistiken zu gießen, die zu Fehldeutungen nur so einladen.

Die treuherzige Entschuldigung, man habe sich auf die gelieferten Zahlen verlassen und angesichts ihrer Widersprüchlichkeiten die Sozialbehörde um Aufklärung gebeten, ist nicht stichhaltig. Die Controlettis haben derart aufwendig geprüft, daß sie ohne weiteres eine echte Bestandsaufnahme der Lage im ABM- und Qualifizierungsbereich hätten vorlegen können. Und: Dem Rechnungshof lag lange vor der Veröffentlichung des Jahresberichts eine detaillierte Stellungnahme einiger Träger vor, die auf die gröbsten Fehler hinwies.

Immerhin: Der Rechnungshof wollte nachweisen, daß Hamburgs Behörden keine ausreichenden Informationen über die Wirksamkeit ihrer 300 Millionen Mark teuren Arbeitsmarktpolitik besitzen. Das ist ihnen mit durchschlagendem Erfolg gelungen: Selbst der Rechnungshof hat keinerlei Durchblick.

Bleiben zwei bange Fragen: Wenn Prüfer und Prüfling gleichermaßen versagen, wer löst dann die Aufgabe? Und schließlich: Wer prüft in Zukunft die Berichte des Landesrechnungshofes? Florian Marten

Bericht Seite 22

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen