Ausschreitungen nach Polizeigewalt in Chile: Beamter erschießt Straßenkünstler
In der Stadt Panguipulli tötet ein Polizist einen Jongleur. Bei darauffolgenden Protesten werden Häuser in Brand gesetzt. Das brutale Vorgehen des Beamten ist kein Einzelfall.
Unter anderem steckten Demonstranten am Freitag das Rathaus der Stadt in Brand, wie in einem vom Radiosender Cooperativa veröffentlichten Video zu sehen war. Zuvor hatten sie bereits Barrikaden errichtet und eine Polizeiwache mit Steinen angegriffen. Die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer ein.
Ein Beamter hatte auf einer Kreuzung im Zentrum der Stadt einen Jongleur erschossen, der sich einer Kontrolle widersetzte. Nach zwei Warnschüssen war der junge Mann auf den Polizisten zugestürmt, der daraufhin das Feuer eröffnete. Dabei hatte der Jongleur drei säbelartige Gegenstände in der Hand, die er bei seiner Show benutzte.
Ricardo Valdivia, Panguipullis Bürgermeister, äußerte laut der Webseite des US-Senders CTV News gegenüber dem Radiosender Cooperativa sein Bedauern über den Tod des jungen Jongleurs. „Ich hoffe, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird“, fügte er hinzu.
In einer Erklärung verteidigte die Polizei wiederum das Vorgehen ihres Beamten gegen den Jongleur. Der schießende Beamte habe in „legitimer Selbstverteidigung“ gehandelt, „um sein Leben zu schützen“.
Der Polizist wurde jedoch festgenommen. Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen ein. Das Innenministerium wies die Polizei an, bei der Untersuchung des Vorfalls zu kooperieren. Wegen ihres oft brutalen Vorgehens geraten die sogenannten Carabineros – die uniformierte Polizei Chiles – immer wieder in die Kritik. Ende 2019 kamen bei heftigen Protesten gegen die Regierung mehr als 30 Menschen ums Leben, Hunderte wurden verletzt. Menschenrechtsorganisationen forderten strafrechtliche Ermittlungen gegen die Polizeiführung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern