Ausschreitungen in Kopenhagen: Krawalle nach rechter Demo
Der islamfeindliche Politiker Rasmus Paludan demonstriert am liebsten dort, wo viele Muslime wohnen. Das hat wütende Proteste ausgelöst.
Nur wenige Minuten hatte am Sonntagnachmittag eine seiner Demonstrationen gedauert, doch die Folgen der dadurch ausgelösten Proteste waren im Kopenhagener Stadtteil Nørrebro noch am Montag zu sehen: ausgebrannte Autos, demolierte Fahrräder, angeschwärzte Abfallcontainer. Gegendemonstranten hatten den Gründer der Kleinstpartei Strammer Kurs und die Polizei mit Steinen beworfen. Nachdem die Beamten ihn in Sicherheit gebracht hatten, breiteten sich die Krawalle auch auf andere Teile der Hauptstadt aus. 23 Personen hatte die Polizei am Sonntag festgenommen, sechs davon wurden dem Haftrichter vorgeführt.
Paludan, der im April wegen Rassismus verurteilt worden war, veranstaltet Demonstrationen gegen „Masseneinwanderung“ oder den Islam. Vorwiegend demonstriert er da, wo Muslime wohnen, im vergangenen Jahr 53 Mal, in diesem Jahr bisher 19 Mal. Da er regelmäßig bedroht wird, erwartet er, dass die Polizei ihn bei der Wahrnehmung seines Demonstrationsrechts schützt – was die bislang auch tut.
„Aber mittlerweile muss schon die Frage erlaubt sein, wie verhältnismäßig es eigentlich ist, wenn für einen einzelnen Demonstranten soviel Ressourcen erforderlich werden“, sagt Claus Oxfeldt, Vorsitzender der Polizeigewerkschaft. Umgerechnet 3,8 Millionen Euro hat der Schutz Paludans den Staat bisher gekostet.
Das müsse er sich auch kosten lassen, meint Peter Kofod von der Dänischen Volkspartei: „Die Kosten entstehen ja durch die, die ihm nicht die Meinungsfreiheit lassen wollen.“ Karsten Hønge von den Linkssozialisten stellt infrage, ob Paludans Auftritte aber wirklich Demonstrationen seien. „Das ist ein Ein-Mann-Zirkus.“ Am Dienstag will Paludan wieder demonstrieren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Entlassene grüne Ministerin Nonnemacher
„Die Eskalation zeichnete sich ab“
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Rückzug von Marco Wanderwitz
Die Bedrohten
Repression gegen die linke Szene
Angst als politisches Kalkül